Rückschau zur Präsenzveranstaltung in Paderborn: Erfolgreiche Personalstrategien für die moderne Arbeitswelt: ausgezeichnete Unternehmen im Austausch
Paderborn, 30. September 2024 – Die Bedürfnisse der Beschäftigten über Generationen hinweg in den Blick nehmen gehört zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Denn wer zufrieden ist, bleibt länger, ist stärker motiviert und identifiziert sich mit dem Unternehmen. Wie lebensphasenorientierte Personalpolitik gelingen kann, dazu tauschten sich am vergangenen Montag knapp 50 Personal- und Führungsverantwortliche aus kleinen und mittleren Unternehmen des Kreises Paderborn im AIRPORT-FORUM des Flughafens Paderborn/Lippstadt aus. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, dem Amt für Wirtschaft und Tourismus Paderborn sowie der Gleichstellungsstelle des Kreises Paderborn.
Landrat Rüther: Familienfreundlichkeit als Herzensangelegenheit
Der Landrat des Kreises Paderborn begrüßte die Teilnehmenden und betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung einer lebensphasenorientierten Unternehmenskultur: „Als Führungskraft ist es essenziell sich auf seine Beschäftigten einzustellen. Das Erkennen von individuellen Sorgen und Nöten ist Grundvoraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens.“ In diesem Zusammenhang betonte Landrat Rüther, dass die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf für ihn eine Herzensangelegenheit ist, die er unter anderem durch die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Paderborn“ im nächsten Jahr weiter voranbringen möchte.
Erfolgsmodelle aus Theorie und Praxis: Wie eine lebensphasenorientierte Personalpolitik gelebt werden kann
Der Diversity-Coach und Berater Michael Kubina führte in seinem Impulsvortrag aus, wie Unternehmen durch eine lebensphasenorientierte Personalpolitik auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen können. Der zentrale Punkt für Führungskräfte sei, einen gesprächsoffenen und vertrauensvollen Umgang mit den Beschäftigten zu pflegen. Nur dann kämen die Mitarbeitenden mit ihren Problemen auf ihre Vorgesetzten zu und gemeinsame Lösungen können gefunden werden.
Wie das konkret aussehen kann, präsentierte Florian Meier, Geschäftsführer der LST-Laserschneidtechnik GmbH aus Hövelhof. Das plötzliche Auftreten einer schweren Erkrankung kann dazu führen, dass Mitarbeitende langfristig ausfallen und die Stelle neu besetzt werden muss. Nach der Genesung wieder ins Unternehmen zurückkehren zu können kann für Betroffene eine große Unterstützung sein.
Voneinander lernen: Familienfreundliche Unternehmen im Austausch
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der offene Austausch zwischen den Personalverantwortlichen der Unternehmen. Viele sind bereits mit der Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen“ geehrt worden und haben zahlreiche Angebote zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf im Unternehmen fest etabliert. Im AIRPORT-FORUM des Flughafens Paderborn/Lippstadt hatten sie nun die Gelegenheit zum Netzwerken und so neue Impulse für die Weiterentwicklung der eigenen Unternehmenskultur mitzunehmen.
Verpflichtung zu einer transparenten Wirtschaftsförderung
Im Rahmen der Veranstaltung betonte Landrat Christoph Rüther außerdem die Verpflichtung des Kreises Paderborn zu Planungssicherheit und Transparenz für die Unternehmen vor Ort. Als Mitglied der RAL Gütegemeinschaft Mittelständische Kommunalverwaltung e.V. setzt der Kreis Paderborn auf regelmäßigen und offenen Austausch mit der regionalen Wirtschaft, um deren Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und zu unterstützen.
Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Paderborn 2025“
Auch kommenden Jahr können sich kleine und mittlere Unternehmen aus dem Kreis Paderborn für die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen 2025“ bewerben. Alle zwei Jahre wird diese an Unternehmen verliehen, die sich beim Thema Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege engagieren. Organisator ist das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL gemeinsam mit seinen Kooperationspartnerinnen und -partnern, dem Kreis Paderborn, der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld sowie der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.
BUZ: Freuen sich auf den Austausch (v.l.): Christoph Rüther (Landrat des Kreises Paderborn), Karin Wiemers (Amt für Wirtschaft & Tourismus des Kreises Paderborn), (Edith Rehmann-Decker (Leiterin des Amtes für Wirtschaft & Tourismus des Kreises Paderborn), Florian Meier (LST-Laserschneidtechnik GmbH), Michael Kubina (Geschäftsführer, Coach und Berater, Mars Venus Coaching), und Petra Mattes (Projektmanagerin Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL).
Durch eine kurze Geschichte zum Einstieg in ihren Impulsvortrag verdeutlichte Catherina Crasser, Geschäftsführerin der D² Denkfabrik Diversität, dass wir alle mit Vorurteilen behaftet sind und diese auch Einfluss auf unseren Arbeitsalltag haben. Wie wir uns diese Wahrnehmungsverzerrungen bewusst machen und sie gezielt vermeiden können, erläuterte sie am 17.09.2024 vor rund 70 Personalverantwortlichen und Führungskräften. Zunächst stellte sie fünf sogenannte Unconscious Biases“ vor und ging dabei besonders auf den „Halo-Effekt“ ein, bei dem beispielsweise ein unbeliebter Dialekt die Wahrnehmung der ganzen Persönlichkeit überstrahlt. Beim „Ingroup/Outgroup Bias“ ist die größere Wertschätzung der eigenen „Gruppe“ der ausschlaggebende Faktor. Im Weiteren führte Crasser aus, dass unbewusste Vorurteile nicht nur im moralischen, sondern auch im unternehmerischen Kontext zu beachten sind. Hier ging sie auf die Bereiche Personal, Teamarbeit, Führung und Marketing ein und gab Impulse und Good Practice Beispiele zu den einzelnen Themen. Gerade beim Recruiting seien anonymisierte Bewerbungsverfahren und die Entwicklung von Leitfragen unerlässlich. Im Bereich der Mitarbeiterbindung und Teamwork unterstrich die Referentin die Bedeutung der Kommunikation und empfahl den Teilnehmenden die Methode „Flip it to test it“ anzuwenden. Das bedeutet, sich immer die Frage zu stellen, ob man den Satz auch so äußern würde, wenn das Gegenüber ein anderes Geschlecht hätte.
Abschließend betonte Crasser, wie wichtig eine authentische und gendersensible Bildsprache im Marketing ist. Die Unternehmen sollten überprüfen, ob die abgebildete Diversität mit der Realität übereinstimmt.
Die lebhafte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte, dass auch die Teilnehmenden schon Situationen erlebt haben, in den sie selbst voreingenommen waren und auch unbewusste Vorurteile in ihren Abteilungen wahrgenommen haben.
Oben: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Unten: Catherina Crasser, Geschäftsführerin der D² Denkfabrik Diversität
Am 21.08.2024 beleuchtete Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung der „Hans-Böckler-Stiftung“, in einer Online-Veranstaltung aktuelle genderspezifische Aspekte der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting. Rund 75 Personalverantwortliche und Führungskräfte aus kleinen und mittleren Unternehmen erhielten dabei Einblicke in neueste wissenschaftliche Untersuchungen und Denkanstöße für den Einführungen der neuen Technologien in der Praxis.
Zu Beginn erläuterte Schildmann die Relevanz der Thematik und aktuelle Diskurse. Sie betonte, dass jede neue Technologie eine Gelegenheit biete, Geschlechterverhältnisse neu zu verhandeln und bestehende Machtstrukturen zu hinterfragen. Dabei bestehe sowohl die Chance auf Veränderung als auch das Risiko, alte Geschlechtermuster zu zementieren.
Schildmann wies darauf hin, dass der Gender-Aspekt in den frühen Debatten zur Digitalisierung oft vernachlässigt wurde, was zu einer „Digital Data Gap“ geführt habe. Forschungsergebnisse zeigen, dass es Unterschiede im Nutzungsverhalten von Technologien gibt und Männer sich häufig besser auf technologische Veränderungen vorbereitet fühlen. Führungskräfte und Personalverantwortliche sollten daher aktiv daran arbeiten, diese Ungleichheiten zu verhindern, z.B. durch Weiterbildungsangebote.
Im Kontext aktueller Diskussionen über KI hob Schildmann die Notwendigkeit hervor, die tatsächlichen Schwächen von KI-Systemen zu erkennen, insbesondere das Risiko der Diskriminierung durch fehlerhafte Daten oder Programmierungen. Forschungsergebnisse aus dem Bereich People Analytics verdeutlichen, dass Verzerrungen (Gender Bias) bei der Nutzung von KI im HR-Bereich berücksichtigt werden müssen.
Nach einem kurzen Fragenblock stellte Schildmann im Praxis-Teil der Veranstaltung fünf wesentliche Schritte vor, die bei der Einführung von KI im Unternehmen beachtet werden sollten:
Um die Einführung von KI-Technologien möglichst diskriminierungsfrei zu gestalten, ist es entscheidend, kontinuierlich kritische Fragen zu stellen und das System regelmäßig zu evaluieren, anstatt es nach der Implementierung einfach sich selbst zu überlassen.
Abschließend gab sie einen Überblick über die bevorstehenden Regulierungen der EU-KI-Verordnung, die am 1. August 2024 in Kraft trat und in den kommenden Jahren bestimmte rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI setzen wird.
Oben:Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung der „Hans-Böckler-Stiftung“ - Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Unten: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Wie können Unternehmen das Thema Pflege und Beruf „enttabuisieren“ und den Informationsbedarf der Mitarbeitenden schließen? Dieser zentralen Frage ging Sarah Zuliani, strategische Vereinbarkeitsexpertin und Geschäftsführerin von WorkLifeFamily, am 18.07.2024 in dem Online-Seminar „Pflege und Beruf vereinbaren – ein Zukunftsthema für Unternehmen“ nach. Sie gab rund 70 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Empfehlungen zum Aufbau einer pflegesensiblen Unternehmenskultur.
Zu Beginn wies Zuliani darauf hin, dass die gute Vereinbarkeit von Pflege und Beruf kein Zukunftsthema ist, sondern jetzt beginnen muss. 7 von 10 Arbeitnehmenden werden schon in naher Zukunft Angehörige pflegen und zwei Drittel aller Mitarbeitenden sei bereit, den Arbeitgeber für betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit zu wechseln. Dass Pflege bis dato immer noch ein „Frauenthema“ ist, aber nicht bleiben kann, führte Zuliani im Weiteren aus. Auch Männer hätten Eltern und selbst in jungen Jahren könne es vorkommen, dass Eltern, Partner oder auch Kinder gepflegt werden müssten. Anschließend stellte sie die Auswirkungen einer Pflegesituation aus Sicht der Beschäftigten und der Unternehmen dar. Sie betonte, dass besonders die Unzufriedenheit in den Teams, die Zunahme der Krankentage und Mitarbeitende, die mit den Gedanken nicht bei der Arbeit sind, negative Effekte für Unternehmen haben. Sie stellte zahlreiche interne und externe Angebote, zur Etablierung einer pflegesensiblen Unternehmenskultur vor und brachte auch ein Beispiel aus der Praxis mit.
Um das Thema zu entstigmatisieren, riet sie den Personalverantwortlichen und Führungskräften darüber aktiv zu kommunizieren. Dazu sei die Einführung eines regelmäßigen „Pflege-Cafés“ empfehlenswert. Abschließend betonte Sarah Zuliani, dass lebensphasenorientierte Personalarbeit kein Sprint ist, sondern eher eine Reise. Diese anzutreten sei aber durchaus lohnenswert, um in Zukunft als attraktiver Arbeitgeber erfolgreich zu sein.
Oben: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL / Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL / Unten: Sarah Zuliani - WorkLifeFamily
Wie können Unternehmen eine Arbeitskultur schaffen, die den vielfältigen Ausprägungen von Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben gerecht wird? Dieser zentralen Frage ging Michael Kubina, Coach und Diversity-Management Berater, am 25.06.2024 in der Präsenzveranstaltung „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ in der Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold nach. Er gab rund 50 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, zur Etablierung einer gesprächsoffenen Unternehmenskultur.
Zunächst stellte Kubina die besonderen Herausforderungen und Belastungen der unterschiedlichen Lebensphasen vor. Angefangen mit der Familiengründung und Kinderbetreuung, über Sinnkrisen und schweren Krankheiten bis hin zur Pflege von Angehörigen. Er betonte, dass es ähnliche Lösungsansätze für die unterschiedlichen Probleme der verschiedenen Lebensphasen gibt. Der zentrale Punkt für Führungskräfte sei, einen gesprächsoffenen und vertrauensvollen Umgang mit den Beschäftigten zu pflegen. Nur dann kämen die Mitarbeitenden mit ihren Problemen auf ihre Vorgesetzten zu und gemeinsame Lösungen können gefunden werden. Als Beispiel führte er das plötzliche Auftreten einer schweren Erkrankung an, die dazu führen kann, dass Mitarbeitende langfristig ausfallen und die Stelle neu ausgeschrieben werden muss. Seiner Erfahrung nach kann das für Betroffene oftmals eher ent- als belastend sein. Zentraler Punkt sei aber auch hier die offene und vertrauensvolle Kommunikation mit Betroffenen und dem Team.
Dem stimmte auch Verena Rettig vom Familienunternehmen heroal - Johann Henkenjohann GmbH & Co. KG zu. Wir haben uns bei heroal die Frage gestellt, wie gut wir unsere Mitarbeitenden wirklich „kennen“. Nicht in dem Sinne, was sie bei uns für eine Tätigkeit ausüben, sondern was sie als Menschen ausmacht und bewegt.
Die Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold war nicht nur ein toller Gastgeber, sondern gab den Teilnehmenden auch einen Einblick, wie Führungskompetenz und Familienfürsorge unter einen Hut gebracht werden können. Zum Thema "Führungstandem" sprachen Frederic Bloch und Kathrin Eusterbrock.
Mit diesen Impulsen ging Michael Kubina anschließend auf die zahlreichen Fragen und Anregungen aus dem Publikum ein und es entstand ein reger Austausch, aus dem die Teilnehmenden viele neue Impulse mitnehmen konnten.
„Am Gehalt manifestieren sich oft Konflikte, die über Gehalt gar nicht gelöst werden können“ erklärte Nadine Nobile in unserem Online-Seminar „Entlohnung neu gedacht – Wie New Pay Unternehmen transformiert“ rund 100 Personalverantwortlichen am 12. Juni 2024.
Zu Beginn gab Nobile einen Einblick in die aktuellen Entscheidungsfaktoren von Arbeitnehmenden. Nach diversen Krisen und der Inflation ist es nicht verwunderlich, dass nach der Arbeitsplatzsicherheit ein attraktives Gehalt und Sozialleistungen an zweiter Stelle der wichtigsten Faktoren stehen. Vor ein paar Jahren sah dies noch anders aus, so Nobile. Doch was verstehen wir unter Gehalt? Was kann alles dazu gehören und vor allem: wie kann es fair gestaltet werden? Konflikte würden sich oft in dem Wunsch nach höherem Gehalt äußern, dahinter wurden sich jedoch oft andere unerfüllte Bedürfnisse verbergen, wie Wertschätzung und Zeitsouveränität. Eine Lohnerhöhung würde dementsprechend als „Schmerzensgeld“ nur kurzzeitig Linderung verschaffen. Langfristig hielte die ursprüngliche Unzufriedenheit jedoch an. Die daraus resultierenden psychologischen Effekte seien gravierend und sollten nicht außer Acht gelassen werden. Es braucht daher einen ganzheitlichen Blick auf Entlohnung. Die Thematik sei nicht zu unterschätzen, da Vergütungssysteme viel über die Kultur- und Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens aussagen würden. Nobile beschrieb einen Zeitenwandel: Gehaltstabus gehören der Vergangenheit an. Über Entlohnung zu sprechen, wird immer mehr zum Wettbewerbsvorteil. Insbesondere, da in Kürze neue EU-Richtlinien zur Gehaltstransparenz neue Maßstäbe setzen werden und Unternehmen verpflichtet nachzuziehen.
Nobile erläuterte, dass New Pay kein fixes Gehaltsmodell sei, sondern vielmehr ein Prozess und Gestaltungsansatz ist. Um dies zu verdeutlichen, erarbeitete das New Pay Collective sieben Dimensionen:
Der Dreh- und Angelpunkt dieser Dimensionen ist die Fairness. Diesbezüglich lohne es sich die Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit des Unternehmens genauer unter die Lupe zu nehmen. Nobile erläuterte auch zu dieser Thematik verschiedene relevante Dimensionen. Anschließend beleuchtete sie die Gestaltung einer ganzheitlichen Vergütung. Neben den monetären Aspekten und Benefits stehen hier vor allem immaterielle Güter im Mittelpunkt. Nach Nobile handelt es sich hierbei um ein konstantes Wirk- und Entwicklungsfeld, das nicht statisch festgelegt werden kann und sollte. Ausgangspunkt der verschiedenen Faktoren sei die Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden. Unternehmen sollten sich die Frage stellen, wie sie die Aufgaben, Strukturen und Prozesse sowie die Resonanz des sozialen Umfelds optimal an die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden anpassen könnten. Das gelingt nicht von oben herab, sondern durch Partizipation. Erste mögliche Schritte für die New Pay Journey rundeten den Impulsvortrag ab. Die Reise kann mitunter anstrengend sein – aber wenn ein Berg erklommen wurde, lohnt sich die Aussicht.
Zum Ausklang hatten die Teilnehmenden der Veranstaltung wie immer die Möglichkeit, Fragen zu stellen, und Nadine Nobile gab wertvolle Anwendungstipps.
Oben: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL / Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL / Unten: Nadine Nobile - CO:X GmbH
Was sich hinter der Methode „Storytelling“ verbirgt und wie man dies niedrigschwellig einsetzen kann, erläuterte der Referent Sascha Baron in der Online-Veranstaltung „Storytelling – wie Sie Ihr Unternehmen in 5 einfachen Schritten präsentieren“ am 07.05.204. Der Gründer und Geschäftsführer der Produktionsfirma „dreilandmedien“ gab rund 160 Personalverantwortlichen aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, wie sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren können.
Zu Beginn erläuterte Baron die Besonderheiten des Employer Brandings hinsichtlich der Zielgruppenansprache im Vergleich zu herkömmlichem Marketing. Er betonte, dass Kunden und potenzielle Bewerbende unterschiedliche Informationsbedürfnisse haben. Übliche Marketingansätze seien daher nicht ausreichend, um zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzusprechen. Hard Facts und Benefits seien wichtig, aber nicht ausreichend. Auch Soft Facts würden eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen. Um diese richtig zu kommunizieren sei Authentizität der Dreh- und Angelpunkt, welche ein PR-Imagefilm nicht liefern kann.
Die Verwendung von Floskeln wie "gute Work-Life-Balance" oder "familiäres Arbeitsklima" sei allgegenwärtig, jedoch fehle oft ein Beweis dafür. Daher sei es entscheidend, konkrete Einblicke ins Unternehmen zu gewähren. Storytelling biete dafür eine ausgezeichnete Möglichkeit. Die Gestaltung der Landingpage sei von elementarer Bedeutung. Neben Mitarbeitergeschichten präsentierte Baron verschiedene Möglichkeiten, durch "Call-to-Action"-Elemente für mehr Interaktion zu sorgen.
Baron betonte, dass die Geschichten bereits vorhanden seien, sie müssten nur gefunden werden. Eine gute und verbindliche Planung sei dabei das A und O. Zunächst müsse der Content festgelegt und dann ein präziser Produktionsplan erstellt werden. Abschließend präsentierte Baron technischen Implikationen und gab wertvolle Tipps, basierend auf seiner umfangreichen Erfahrung in der Medienbranche. Auch ohne viel hochwertige Technik sei es möglich anzufangen. Die Hauptsache sei, überhaupt anzufangen.
Learnings:
„Eine „gute Work-Life-Balance“ oder „familiäres Betriebsklima“ verspricht jedes Unternehmen. Aber was bedeutet das konkret für Euch? Mit Storytelling kann Ihr Unternehmen dies einfach kommunizieren und sich von anderen abheben“
Warum Unternehmen durch individuell angepasste Teilzeitmodelle bei der Rekrutierung potenzieller Fachkräfte punkten können, erläuterte die Referentin, Johanna Fink, am 09.04.2024 in der Online-Veranstaltung „Kulturtransformation gestalten – wie individuelle Arbeitsmodelle zum Erfolg führen“. Die Organisationsberaterin und Gründerin der Agentur TEILZEIT TALENTE, sensibilisierte rund 70 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen für das Thema und gab viele wertvolle Impulse für die praktische Umsetzung.
Die Themen Vereinbarkeit und Führung in Teilzeit sind, so Fink, inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und zwar unabhängig davon, ob Menschen Familie haben oder nicht. Studien zufolge stellt sich besonders die GenZ die Frage, ob sie Vollzeit arbeiten soll, während die Welt gerade dabei ist unterzugehen…
Johanna Fink betonte, dass Teilzeitarbeit keinesfalls ein „Mütter-Modell“ ist, sondern für viele Altersgruppen und Geschlechter attraktiv ist. So können beispielsweise ältere Beschäftigte länger in Arbeit gehalten werden. Des Weiteren machte sie deutlich, dass die Umsetzung von flexiblen Arbeitszeitmodellen auch Herausforderungen für Arbeitgebende mit sich bringt und einen Kultur- und Strukturwandel im Unternehmen erfordert. Diesen Wandel anzustoßen sei aber durchaus lohnenswert und könne ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, das Fachkräfte anzieht und ans Unternehmen bindet.
Für die praktische Umsetzung stellte die Referentin verschiedene Modelle vor, darunter das Effizienzmodell, das Vertretermodell und das Jobsharing/Jobsplitting. Wichtig sei, dass das Arbeitsvolumen und die Arbeitszeit zueinander passen und ein ständiger Austausch mit den Mitarbeitenden stattfindet, um individuelle Teilzeitmodelle im Unternehmen zu etablieren.
Warum es ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein kann, internationale Fachkräfte einzustellen, erläuterten die Referenten, Christian Liepert und Daniel Lindener in diesem Online-Seminar. Beide sind internationale Unternehmensberater und gaben rund 50 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, wie sie eine internationale Unternehmenskultur fördern und Fachkräfte aus dem Ausland integrieren können.
Zu Beginn wies Christian Liepert darauf hin, dass eine internationale Belegschaft zu Innovationen und Synergieeffekten beiträgt. Dazu stellte er ein IT-Unternehmen aus Barcelona vor, das 20 Mitarbeitende aus 10 Nationen beschäftigt.
Im Anschluss ging Daniel Lindener auf den aktuellen Fachkräftemangel ein und unterstrich, dass bis zum Jahr 2035 jährlich zirka 400.000 qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland nötig seien, um diesem entgegenzuwirken. Er wies auf die Mitarbeiterpotenziale aus Lateinamerika hin, wo Deutschland als Auswanderungsland hohes Ansehen genießt. Um zu erläutern, was Bewerbende aus dem Ausland tun müssen, um in Deutschland als Fachkraft zu arbeiten, skizzierte er die Neuerungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und erläuterte den Ablauf eines möglichen Rekrutierungsprozesses. Diesen professionell begleiten zu lassen, legte er den anwesenden Personalverantwortlichen nahe. Beide Referenten unterstrichen die Wichtigkeit eines gut organisierten Onboarding- und Integrationsprozesses. Auch eine feste Ansprechperson im Unternehmen zu haben – am besten noch mit Sprachkenntnissen der Landessprache - sei für die neuen Fachkräfte wichtig und trage maßgeblich zur Integration bei.
Warum ein zielgruppengerechtes Employer Branding der Schlüssel zum Erfolg bei der Rekrutierung und Bindung von Fachkräften ist, erläuterte die Referentin, Frau Zuzana Blazek am 23.01.2024 in der Online-Veranstaltung „Employer Branding – Mitarbeitende finden und binden mit erfolgversprechenden Werkzeugen“. Die selbständige Unternehmensberaterin gab rund 140 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, wie sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren können.
Laut Blazek ist es wichtig zu verstehen, dass die Unternehmen sich heutzutage bei den potenziellen Fachkräften bewerben müssen und nicht umgekehrt. Außerdem sollen nicht nur neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeworben, sondern auch die eigenen im Unternehmen gehalten werden. Dieses neue Verständnis bezeichnete Blazek als „innere Haltung“, die sicht- und spürbar werden muss. Sie betonte, dass zielgruppengerechtes Employer Branding ein strategischer Prozess ist, der Zeit und Geld kostet, aber einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bietet. Unternehmen, die sich damit auseinandersetzen, wer sie und wer ihre Zielgruppen sind, können Kernbotschaften entwickeln, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Generationen entsprechen. Des Weiteren ist auch ein Perspektivwechsel unerlässlich, um zu erfahren, wie die Mitarbeitenden das eigene Unternehmen wahrnehmen und wie es sich nach außen, beispielsweise über die Karriereseite präsentiert.
Laut Blazek wünschen sich vor allem Frauen Transparenz und möchten sich in der Unternehmenskultur wiedererkennen. Eine gelungene externe und vor allem auch die interne Kommunikation bedingen einen guten Onboarding Prozess, der schon vor dem ersten Arbeitstag im Unternehmen beginnt und frühestens nach der Probezeit endet. Den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Gefühl zu geben, dass man sich schon auf sie freut, kann das A und O für eine lange und gute Zusammenarbeit sein. Und nicht nur das: Zuzana Blazek zufolge sind Empfehlungen zufriedener Mitarbeitende der Rekrutierungsfaktor Nr. 1.