Rückschau zum Online-Seminar: Psychologische Sicherheit – Grundlage für erfolgreiche Teams
Am 09.01.2025 gab Louisa Kürten, Referentin und Forscherin am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, rund 130 Teilnehmenden Einblicke in das Konzept der psychologischen Sicherheit und dessen Bedeutung in der heutigen Arbeitswelt. Die Veranstaltung bot einen spannenden Mix aus interaktiven Elementen, theoretischen Grundlagen und praxisnahen Impulsen.
Herausforderungen in der Arbeitswelt
Zu Beginn erläuterte die Referentin, wie die heutige Arbeitswelt durch die sogenannte VUKA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) geprägt ist. Beispiele wie die Pandemie oder die anhaltenden Fachkräfteengpässe verdeutlichten die steigenden Herausforderungen, denen Unternehmen gegenüberstehen. Neben den steigenden Krankheitsständen seien ein schlechtes Betriebsklima und mangelnde Wertschätzung Hauptgründe für Kündigungen.
Eine interaktive Mentimeter-Umfrage zeigte, dass die Teilnehmenden psychologische Sicherheit besonders mit Wertschätzung, Vertrauen und einer guten Fehlerkultur verbinden. Auch die emotionalen Eindrücke, wie „wirksam“, „wertvoll“ oder „hier bin ich richtig“, standen im Fokus der Diskussion. Kürten betonte, dass Beschäftigte in einem bestrafenden und kontrollierenden Umfeld nicht wachsen können.
Psychologische Sicherheit – was sie ist und was nicht
Ein Kernelement des Vortrags war eine Begriffsdifferenzierung: Psychologische Sicherheit bedeutet nicht ständig auf „Kuschelmodus“ zu schalten, sondern eine Umgebung zu schaffen, in welcher sich Mitarbeitende trauen frei ihre Meinung zu äußern, ohne negative Konsequenzen zu befürchten. Louisa Kürten verwies auf Studien, die belegen, dass Teams, die offen über Fehler sprechen, erfolgreicher sind. Dies erfordert jedoch Mut und ein unterstützendes Umfeld.
Die Referentin stellte ein Selbst-Check-Tool vor, mit dem Teilnehmende die psychologische Sicherheit in ihren Teams bewerten können, etwa anhand der Frage, wie Führungskräfte auf Fehler reagieren.
Praktische Ansätze zur Stärkung der psychologischen Sicherheit
Im anschließenden Praxisblock lag der Fokus auf konkreten Handlungsempfehlungen:
Mit interaktiven Impulsen und einer abschließenden Diskussion bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen und ihre eigenen Erfahrungen einzubringen.
Fazit
Die Veranstaltung zeigte, dass psychologische Sicherheit ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche und resiliente Teams ist. Sie stärkt nicht nur die Arbeitgeberattraktivität, sondern trägt auch maßgeblich zur Leistungsfähigkeit von Unternehmen bei.
Vlnr. Louisa Kürten, Referentin | Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Interkulturelle Kompetenz kann man nur schwer auf einer sachlichen Ebene diskutieren, da auch immer persönliche Erfahrungen und Hintergründe eine Rolle spielen. Das erläuterte Dr. Mariya Lorke am 05.12.2024 vor rund 60 Personalverantwortlichen und Führungskräften anhand ihrer eigenen Erfahrungen, die sie als Studentin ohne Kenntnisse der deutschen Sprache gemacht hat. Sie zeigte auf, wie vielfältig die kulturellen Unterschiede in der Welt sind und dass wir Menschen uns nicht kultur-neutral verhalten können, sondern alle durch eine Brille der eigenen Kultur schauen. Sich das immer wieder bewusst zu machen, sei sehr wichtig und hilfreich im Kontext interkultureller Kompetenzen.
Im weiteren Verlauf ging Mariya Lorke auf die gängigsten kulturellen Unterschiede ein, die häufig zu Missverständnissen führen. Dazu gehört, dass die deutsche Kultur eine Kultur ist, in der sehr direkt und offen kommuniziert wird. In anderen Kulturkreisen trifft diese Art der Kommunikation oftmals auf Unverständnis und wird als Kritik wahrgenommen. An dieser Stelle betonte sie, dass die direkte Ansprache wie sie in Deutschland üblich ist, die Minderheit ausmacht und dass man sich dessen bewusst sein sollte.
Im weiteren Verlauf ihres Vortrags ging es um psychologische und soziologische Anpassungsprozesse, die im Umgang mit Fremdheit auftreten und zu Stress führen. Anpassung und Integration in der Fremde laufen meistens in fünf Phasen ab: auf anfängliche Euphorie folgt eine Phase der Entfremdung, geprägt durch Selbstzweifel bis hin zur Eskalation, in der Mitarbeitende sich abkapseln, krankmelden und fehleranfällig sind. Es kann auch zu Missverständnissen kommen, die aber durch Austausch und Verständnis füreinander schließlich in einer Verständigungsphase mündet. Lorke betonte, dass dieser Prozess des sogenannten Kulturschocks auch mehrere Jahre dauern kann.
Abschließend gab die Referentin den Teilnehmenden zahlreiche Hinweise zu diversitätssensibler Kommunikation nach innen wie außen. So sei die schriftliche Kommunikation in Deutschland viel ausführlicher und formeller, wodurch in der Übersetzung eine große Distanz entstehen kann. Deshalb riet sie allen Teilnehmenden, ihre Stellenanzeigen kultursensibel zu gestalten und auch die verwendete Bildsprache zu überprüfen.
Oben: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Unten: Dr. Mariya Lorke, Referentin
51% der unter 20-jährigen nutzen TikTok regelmäßig, 43% täglich. Lohnt es sich für Arbeitgeber, eine eigene TikTok-Strategie zu entwickeln, um potenzielle Nachwuchskräfte zu erreichen und zu gewinnen? Dieser zentralen Frage ging der Referent, Nils Bußmann, Marketingleiter von Curawork, am 27.11.2024 in der Präsenzveranstaltung „Personalverantwortliche.sprechen: Kurze Videos, große Wirkung“ nach, die das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL in Kooperation mit der pro Wirtschaft Gütersloh durchführt. Im hochmodernen Kundenzentrum der HORA Holter Regelarmaturen GmbH in Schloß Holte-Stukenbrock gab er mehr als 50 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, wie Employer Branding im digitalen Zeitalter erfolgreich funktionieren kann und welche „goldenen Regeln“ es zu beachten gilt.
Zunächst gab Bußmann einen Überblick über die relevanten Social-Media-Plattformen und ihre jeweiligen Zielgruppen und zeigte auf, dass es auf allen Kanälen einen Trend zum (endless-) Video Feed gebe. Da TikTok eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet einnimmt, sei es, so Bußmann, für Unternehmen eine einzigartige Chance, direkten Zugang zu jungen, engagierten Zielgruppe zu bekommen, die über traditionelle Medien nur schwer zu erreichen ist. Anschließend zeigte er anhand von mehreren Best-Practice-Beispielen, wie Unternehmen TikTok schon erfolgreich nutzen.
Anschließend ging Nils Bußmann auf die zahlreichen Fragen und Anregungen aus dem Publikum ein und es entstand ein reger Austausch, aus dem die Teilnehmenden viele neue Impulse mitnehmen konnten.
v.l.n.r. , Angela Wüllner, Dr. Marita Reinkemeier, Petra Mattes, Viktoria Kobusch, Nils Bußmann, Nicola Weber
Wie die Azubi-Rekrutierung erfolgreich gelingen kann und was sich junge Menschen wirklich wünschen, erläuterte Miriam Schöpp in einem Online-Seminar am 23.10.24. Die Referentin und Forscherin aus dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Ausbilderin und Business-Coachin gab rund 120 Personalverantwortlichen aus kleinen und mittleren Unternehmen einen informativen Rundumschlag von wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen zu diversen Praxistipps.
Frau Schöpp begann ihren Vortrag mit einer Übersicht über die aktuelle Fachkräftesituation. Sie zeigte auf, dass die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen in den letzten zehn Jahren stark gestiegen ist. Junge Menschen können sich aufgrund des Arbeitnehmermarkts ihre Stellen zunehmend aussuchen, was auch zu Phänomenen wie „Ghosting“ führt. Schöpp stellte angesichts des Wechsels vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt die Frage auf, wie man zu einem attraktiven Ausbildungsbetrieb werden kann. Sie betonte, dass hierzu langfristige und strategische Veränderungen notwendig sind, um einen nachhaltigen Erfolg zu sichern. Als Basiselemente eines attraktiven Arbeitsgebers nannte sie wichtige Bereiche wie Sichtbarkeit, Zielgruppe, Arbeitgebermarke, Anziehungskraft und Ausbildungsqualität. Viel helfe zwar viel, jedoch riet Schöpp den Personalverantwortlichen im Zweifelsfall lieber auf Qualität, statt Quantität zu setzen.
In einer anschließenden Umfrage mit den Teilnehmenden wurden Herausforderungen und positive Erlebnisse im Umgang mit jungen Menschen im Ausbildungsbereich diskutiert. Schöpp hob hervor, wie wichtig es sei, den Fokus auf Gemeinsamkeiten zu legen anstatt auf die herausfordernden Unterschiede. Sie stellte des Weiteren eine Studie zur Typologie von Berufsstartern vor und verdeutlichte die Heterogenität der Generation Z, einschließlich geschlechterspezifischer Unterschiede. Unternehmen, die gezielt junge Frauen ansprechen wollen, müssten diese verstehen und im Employer Branding gezielt ansprechen.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Nutzung der richtigen Kanäle, um junge Menschen zu erreichen. Frau Schöpp zeigte auf, dass Social-Media eine Schlüsselrolle spiele und dass es entscheidend sei, auf den richtigen Plattformen präsent zu sein. Auch hier zeigen sich geschlechterspezifische Unterschiede in der Nutzung, die es bei der Ausrichtung der Kommunikationsstrategie zu beachten gilt. Zudem seien auch Eltern wichtige Multiplikatoren, jedoch fehle ihnen häufig das Wissen über die Berufe der Zukunft – hier sei eine gezielte Elterninformationsarbeit notwendig.
Sie betonte zudem die Bedeutung von weiblichen Vorbildern, um mehr junge Frauen für Ausbildungsberufe zu gewinnen und stellte das Potenzial von Ausbildungsbotschaftern vor. Zum Abschluss sprach sie über die Wichtigkeit eines guten Onboarding-Prozesses und beantwortete die Fragen der Teilnehmenden.
Oben: Miriam Schöpp, Referentin und Forscherin aus dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Unten: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Wie können Unternehmen eine Arbeitskultur schaffen, die den vielfältigen Ausprägungen von Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben gerecht wird? Dieser zentralen Frage ging Michael Kubina, Coach und Diversity-Management Berater, am 22.10.2024 in der Präsenzveranstaltung „Familienfreundliche Unternehmen im Gespräch“ in der Vereinigten Volksbank eG in Warburg nach. Er gab rund 30 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, zur Etablierung einer gesprächsoffenen und beteiligungsorientierten Unternehmenskultur.
Zunächst stellte Michael Kubina die besonderen Herausforderungen und Belastungen der unterschiedlichen Lebensphasen vor. Angefangen mit der Familiengründung und Kinderbetreuung, über Sinnkrisen und schweren Krankheiten bis hin zur Pflege von Angehörigen. Er betonte, dass es ähnliche Lösungsansätze für die unterschiedlichen Probleme der verschiedenen Lebensphasen gibt. Der zentrale Punkt für Führungskräfte sei, einen gesprächsoffenen und vertrauensvollen Umgang mit den Beschäftigten zu pflegen. Nur dann kämen die Mitarbeitenden mit ihren Problemen auf ihre Vorgesetzten zu und gemeinsame Lösungen können gefunden werden. Als Beispiel führte er das plötzliche Auftreten einer schweren Erkrankung an, die dazu führen kann, dass Mitarbeitende langfristig ausfallen und die Stelle neu ausgeschrieben werden muss. Seiner Erfahrung nach kann das für Betroffene oftmals eher ent- als belastend sein. Zentraler Punkt sei aber auch hier die offene und vertrauensvolle Kommunikation mit Betroffenen und dem Team.
Dem stimmten auch Sascha Hofmann, Geschäftsleiter der Vereinigten Volksbank eG und Jennifer Rühl, Personalverantwortliche und Ausbildungsleiterin der Vereinigten Volksbank eG zu. Wir haben das Ohr immer sehr nah an unseren Beschäftigten und stellen uns immer wieder die Frage, was sie als Menschen ausmacht und bewegt.
Die Vereinigte Volksbank eG war nicht nur ein toller Gastgeber, Sascha Hofmann und Jennifer Rühl, gaben einen authentischen Einblick, wie vielfältig Angebote zur Vereinbarkeit gestaltet werden können.
Mit diesen Impulsen gingen Michael Kubina und Jennifer Rühl anschließend in den Austausch mit der Moderatorin Grit Wunderlich und beantworteten die Fragen und Anregungen aus dem Publikum. Es entstand ein reger Austausch, aus dem die Teilnehmenden viele neue Impulse mitnehmen konnten.
BUZ: Freuten sich über einen interessanten Austausch (v.l.): Sascha Hofmann, Tatjana Disse, Michael Kubina, Petra Mattes, Uta Hartmann, Grit Wunderlich, Jennifer Rühl
Paderborn, 30. September 2024 – Die Bedürfnisse der Beschäftigten über Generationen hinweg in den Blick nehmen gehört zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Denn wer zufrieden ist, bleibt länger, ist stärker motiviert und identifiziert sich mit dem Unternehmen. Wie lebensphasenorientierte Personalpolitik gelingen kann, dazu tauschten sich am vergangenen Montag knapp 50 Personal- und Führungsverantwortliche aus kleinen und mittleren Unternehmen des Kreises Paderborn im AIRPORT-FORUM des Flughafens Paderborn/Lippstadt aus. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, dem Amt für Wirtschaft und Tourismus Paderborn sowie der Gleichstellungsstelle des Kreises Paderborn.
Landrat Rüther: Familienfreundlichkeit als Herzensangelegenheit
Der Landrat des Kreises Paderborn begrüßte die Teilnehmenden und betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung einer lebensphasenorientierten Unternehmenskultur: „Als Führungskraft ist es essenziell sich auf seine Beschäftigten einzustellen. Das Erkennen von individuellen Sorgen und Nöten ist Grundvoraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens.“ In diesem Zusammenhang betonte Landrat Rüther, dass die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf für ihn eine Herzensangelegenheit ist, die er unter anderem durch die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Paderborn“ im nächsten Jahr weiter voranbringen möchte.
Erfolgsmodelle aus Theorie und Praxis: Wie eine lebensphasenorientierte Personalpolitik gelebt werden kann
Der Diversity-Coach und Berater Michael Kubina führte in seinem Impulsvortrag aus, wie Unternehmen durch eine lebensphasenorientierte Personalpolitik auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen können. Der zentrale Punkt für Führungskräfte sei, einen gesprächsoffenen und vertrauensvollen Umgang mit den Beschäftigten zu pflegen. Nur dann kämen die Mitarbeitenden mit ihren Problemen auf ihre Vorgesetzten zu und gemeinsame Lösungen können gefunden werden.
Wie das konkret aussehen kann, präsentierte Florian Meier, Geschäftsführer der LST-Laserschneidtechnik GmbH aus Hövelhof. Das plötzliche Auftreten einer schweren Erkrankung kann dazu führen, dass Mitarbeitende langfristig ausfallen und die Stelle neu besetzt werden muss. Nach der Genesung wieder ins Unternehmen zurückkehren zu können kann für Betroffene eine große Unterstützung sein.
Voneinander lernen: Familienfreundliche Unternehmen im Austausch
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der offene Austausch zwischen den Personalverantwortlichen der Unternehmen. Viele sind bereits mit der Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen“ geehrt worden und haben zahlreiche Angebote zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf im Unternehmen fest etabliert. Im AIRPORT-FORUM des Flughafens Paderborn/Lippstadt hatten sie nun die Gelegenheit zum Netzwerken und so neue Impulse für die Weiterentwicklung der eigenen Unternehmenskultur mitzunehmen.
Verpflichtung zu einer transparenten Wirtschaftsförderung
Im Rahmen der Veranstaltung betonte Landrat Christoph Rüther außerdem die Verpflichtung des Kreises Paderborn zu Planungssicherheit und Transparenz für die Unternehmen vor Ort. Als Mitglied der RAL Gütegemeinschaft Mittelständische Kommunalverwaltung e.V. setzt der Kreis Paderborn auf regelmäßigen und offenen Austausch mit der regionalen Wirtschaft, um deren Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und zu unterstützen.
Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Paderborn 2025“
Auch kommenden Jahr können sich kleine und mittlere Unternehmen aus dem Kreis Paderborn für die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen 2025“ bewerben. Alle zwei Jahre wird diese an Unternehmen verliehen, die sich beim Thema Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege engagieren. Organisator ist das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL gemeinsam mit seinen Kooperationspartnerinnen und -partnern, dem Kreis Paderborn, der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld sowie der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.
BUZ: Freuen sich auf den Austausch (v.l.): Christoph Rüther (Landrat des Kreises Paderborn), Karin Wiemers (Amt für Wirtschaft & Tourismus des Kreises Paderborn), (Edith Rehmann-Decker (Leiterin des Amtes für Wirtschaft & Tourismus des Kreises Paderborn), Florian Meier (LST-Laserschneidtechnik GmbH), Michael Kubina (Geschäftsführer, Coach und Berater, Mars Venus Coaching), und Petra Mattes (Projektmanagerin Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL).
Durch eine kurze Geschichte zum Einstieg in ihren Impulsvortrag verdeutlichte Catherina Crasser, Geschäftsführerin der D² Denkfabrik Diversität, dass wir alle mit Vorurteilen behaftet sind und diese auch Einfluss auf unseren Arbeitsalltag haben. Wie wir uns diese Wahrnehmungsverzerrungen bewusst machen und sie gezielt vermeiden können, erläuterte sie am 17.09.2024 vor rund 70 Personalverantwortlichen und Führungskräften. Zunächst stellte sie fünf sogenannte Unconscious Biases“ vor und ging dabei besonders auf den „Halo-Effekt“ ein, bei dem beispielsweise ein unbeliebter Dialekt die Wahrnehmung der ganzen Persönlichkeit überstrahlt. Beim „Ingroup/Outgroup Bias“ ist die größere Wertschätzung der eigenen „Gruppe“ der ausschlaggebende Faktor. Im Weiteren führte Crasser aus, dass unbewusste Vorurteile nicht nur im moralischen, sondern auch im unternehmerischen Kontext zu beachten sind. Hier ging sie auf die Bereiche Personal, Teamarbeit, Führung und Marketing ein und gab Impulse und Good Practice Beispiele zu den einzelnen Themen. Gerade beim Recruiting seien anonymisierte Bewerbungsverfahren und die Entwicklung von Leitfragen unerlässlich. Im Bereich der Mitarbeiterbindung und Teamwork unterstrich die Referentin die Bedeutung der Kommunikation und empfahl den Teilnehmenden die Methode „Flip it to test it“ anzuwenden. Das bedeutet, sich immer die Frage zu stellen, ob man den Satz auch so äußern würde, wenn das Gegenüber ein anderes Geschlecht hätte.
Abschließend betonte Crasser, wie wichtig eine authentische und gendersensible Bildsprache im Marketing ist. Die Unternehmen sollten überprüfen, ob die abgebildete Diversität mit der Realität übereinstimmt.
Die lebhafte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte, dass auch die Teilnehmenden schon Situationen erlebt haben, in den sie selbst voreingenommen waren und auch unbewusste Vorurteile in ihren Abteilungen wahrgenommen haben.
Oben: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Unten: Catherina Crasser, Geschäftsführerin der D² Denkfabrik Diversität
Am 21.08.2024 beleuchtete Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung der „Hans-Böckler-Stiftung“, in einer Online-Veranstaltung aktuelle genderspezifische Aspekte der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting. Rund 75 Personalverantwortliche und Führungskräfte aus kleinen und mittleren Unternehmen erhielten dabei Einblicke in neueste wissenschaftliche Untersuchungen und Denkanstöße für den Einführungen der neuen Technologien in der Praxis.
Zu Beginn erläuterte Schildmann die Relevanz der Thematik und aktuelle Diskurse. Sie betonte, dass jede neue Technologie eine Gelegenheit biete, Geschlechterverhältnisse neu zu verhandeln und bestehende Machtstrukturen zu hinterfragen. Dabei bestehe sowohl die Chance auf Veränderung als auch das Risiko, alte Geschlechtermuster zu zementieren.
Schildmann wies darauf hin, dass der Gender-Aspekt in den frühen Debatten zur Digitalisierung oft vernachlässigt wurde, was zu einer „Digital Data Gap“ geführt habe. Forschungsergebnisse zeigen, dass es Unterschiede im Nutzungsverhalten von Technologien gibt und Männer sich häufig besser auf technologische Veränderungen vorbereitet fühlen. Führungskräfte und Personalverantwortliche sollten daher aktiv daran arbeiten, diese Ungleichheiten zu verhindern, z.B. durch Weiterbildungsangebote.
Im Kontext aktueller Diskussionen über KI hob Schildmann die Notwendigkeit hervor, die tatsächlichen Schwächen von KI-Systemen zu erkennen, insbesondere das Risiko der Diskriminierung durch fehlerhafte Daten oder Programmierungen. Forschungsergebnisse aus dem Bereich People Analytics verdeutlichen, dass Verzerrungen (Gender Bias) bei der Nutzung von KI im HR-Bereich berücksichtigt werden müssen.
Nach einem kurzen Fragenblock stellte Schildmann im Praxis-Teil der Veranstaltung fünf wesentliche Schritte vor, die bei der Einführung von KI im Unternehmen beachtet werden sollten:
Um die Einführung von KI-Technologien möglichst diskriminierungsfrei zu gestalten, ist es entscheidend, kontinuierlich kritische Fragen zu stellen und das System regelmäßig zu evaluieren, anstatt es nach der Implementierung einfach sich selbst zu überlassen.
Abschließend gab sie einen Überblick über die bevorstehenden Regulierungen der EU-KI-Verordnung, die am 1. August 2024 in Kraft trat und in den kommenden Jahren bestimmte rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI setzen wird.
Oben:Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung der „Hans-Böckler-Stiftung“ - Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Unten: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Wie können Unternehmen das Thema Pflege und Beruf „enttabuisieren“ und den Informationsbedarf der Mitarbeitenden schließen? Dieser zentralen Frage ging Sarah Zuliani, strategische Vereinbarkeitsexpertin und Geschäftsführerin von WorkLifeFamily, am 18.07.2024 in dem Online-Seminar „Pflege und Beruf vereinbaren – ein Zukunftsthema für Unternehmen“ nach. Sie gab rund 70 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Empfehlungen zum Aufbau einer pflegesensiblen Unternehmenskultur.
Zu Beginn wies Zuliani darauf hin, dass die gute Vereinbarkeit von Pflege und Beruf kein Zukunftsthema ist, sondern jetzt beginnen muss. 7 von 10 Arbeitnehmenden werden schon in naher Zukunft Angehörige pflegen und zwei Drittel aller Mitarbeitenden sei bereit, den Arbeitgeber für betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit zu wechseln. Dass Pflege bis dato immer noch ein „Frauenthema“ ist, aber nicht bleiben kann, führte Zuliani im Weiteren aus. Auch Männer hätten Eltern und selbst in jungen Jahren könne es vorkommen, dass Eltern, Partner oder auch Kinder gepflegt werden müssten. Anschließend stellte sie die Auswirkungen einer Pflegesituation aus Sicht der Beschäftigten und der Unternehmen dar. Sie betonte, dass besonders die Unzufriedenheit in den Teams, die Zunahme der Krankentage und Mitarbeitende, die mit den Gedanken nicht bei der Arbeit sind, negative Effekte für Unternehmen haben. Sie stellte zahlreiche interne und externe Angebote, zur Etablierung einer pflegesensiblen Unternehmenskultur vor und brachte auch ein Beispiel aus der Praxis mit.
Um das Thema zu entstigmatisieren, riet sie den Personalverantwortlichen und Führungskräften darüber aktiv zu kommunizieren. Dazu sei die Einführung eines regelmäßigen „Pflege-Cafés“ empfehlenswert. Abschließend betonte Sarah Zuliani, dass lebensphasenorientierte Personalarbeit kein Sprint ist, sondern eher eine Reise. Diese anzutreten sei aber durchaus lohnenswert, um in Zukunft als attraktiver Arbeitgeber erfolgreich zu sein.
Oben: Petra Mattes - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL / Kim Lasche - Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL / Unten: Sarah Zuliani - WorkLifeFamily
Wie können Unternehmen eine Arbeitskultur schaffen, die den vielfältigen Ausprägungen von Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben gerecht wird? Dieser zentralen Frage ging Michael Kubina, Coach und Diversity-Management Berater, am 25.06.2024 in der Präsenzveranstaltung „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ in der Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold nach. Er gab rund 50 Personalverantwortlichen und Führungskräften aus kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche praktische Tipps, zur Etablierung einer gesprächsoffenen Unternehmenskultur.
Zunächst stellte Kubina die besonderen Herausforderungen und Belastungen der unterschiedlichen Lebensphasen vor. Angefangen mit der Familiengründung und Kinderbetreuung, über Sinnkrisen und schweren Krankheiten bis hin zur Pflege von Angehörigen. Er betonte, dass es ähnliche Lösungsansätze für die unterschiedlichen Probleme der verschiedenen Lebensphasen gibt. Der zentrale Punkt für Führungskräfte sei, einen gesprächsoffenen und vertrauensvollen Umgang mit den Beschäftigten zu pflegen. Nur dann kämen die Mitarbeitenden mit ihren Problemen auf ihre Vorgesetzten zu und gemeinsame Lösungen können gefunden werden. Als Beispiel führte er das plötzliche Auftreten einer schweren Erkrankung an, die dazu führen kann, dass Mitarbeitende langfristig ausfallen und die Stelle neu ausgeschrieben werden muss. Seiner Erfahrung nach kann das für Betroffene oftmals eher ent- als belastend sein. Zentraler Punkt sei aber auch hier die offene und vertrauensvolle Kommunikation mit Betroffenen und dem Team.
Dem stimmte auch Verena Rettig vom Familienunternehmen heroal - Johann Henkenjohann GmbH & Co. KG zu. Wir haben uns bei heroal die Frage gestellt, wie gut wir unsere Mitarbeitenden wirklich „kennen“. Nicht in dem Sinne, was sie bei uns für eine Tätigkeit ausüben, sondern was sie als Menschen ausmacht und bewegt.
Die Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold war nicht nur ein toller Gastgeber, sondern gab den Teilnehmenden auch einen Einblick, wie Führungskompetenz und Familienfürsorge unter einen Hut gebracht werden können. Zum Thema "Führungstandem" sprachen Frederic Bloch und Kathrin Eusterbrock.
Mit diesen Impulsen ging Michael Kubina anschließend auf die zahlreichen Fragen und Anregungen aus dem Publikum ein und es entstand ein reger Austausch, aus dem die Teilnehmenden viele neue Impulse mitnehmen konnten.