KI und Co.: Die Zukunft der Weiterbildung in OWL
Ostwestfalen-Lippe braucht gut ausgebildete Fachkräfte. Als Flächenregion stellt der demographische Wandel OWL vor besondere Herausforderungen. Dadurch kommt der bestmöglichen Aus- und Weiterbildung der heimischen Arbeits- und Fachkräfte eine große Bedeutung zu. Wie die Zukunft der Weiterbildung ganz konkret aussehen kann und welche Lösungen aus der Region dazu beitragen, darüber haben am 28. August rund 80 Expertinnen und Experten beim Weiterbildungsdialog im Phoenix Contact Training Center in Schieder-Schwalenberg diskutiert. Eingeladen hatte die OstWestfalenLippe GmbH gemeinsam mit dem Projektkonsortium Weiterbildung 4.OWL, dem Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus, dem Fraunhofer IEM, dem Spitzencluster it’s OWL, dem Kreis Lippe und der Regionalagentur OWL.
Laut Daten der Bundesagentur für Arbeit sind aktuell 20.000 Stellen in Ostwestfalen-Lippe unbesetzt, jedes zweite Unternehmen kann für offene Stellen keine passenden Bewerbenden finden. Auch Prognosen sehen wenig zuversichtlich aus – der Fachkräftemangel bedroht die Wettbewerbsfähigkeit der Region. Umso mehr rückt die Entwicklung der Weiterbildung in den Vordergrund. So sollen die Fachkräfte, die in den sechs Kreisen und der Stadt Bielefeld verwurzelt sind, ihr Potenzial möglichst voll entfalten.
Die Digitalisierung ermöglicht hier ganz neue Lernangebote, die individuell zugeschnittene Bildungskarrieren erlauben. Einige digitale Gestaltungsmöglichkeiten wurden am 28. August beim jährlichen Weiterbildungsdialog 4.OWL vorgestellt: „Lebenslanges Lernen ist ein zentraler Faktor, um die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands in OWL zu sichern und ausreichend Fachkräfte für die Zukunft zu haben", fasst Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH zusammen. „In OWL gibt es viele innovative Projekte, die wichtige Bausteine zur Verbesserung der Weiterbildung entwickeln und das Matching zwischen Angebot und Nachfrage zu verfeinern."
Regionale Weiterbildungsplattform verbindet Angebot und Nachfrage
Ein Beispiel für einen solchen Baustein ist der Next Learning Hub OWL, der im Projekt Weiterbildung 4.OWL unter Koordination der OstWestfalenLippe GmbH entwickelt wurde (www.next-learning-owl.de). Ein Element der regionalen Weiterbildungsplattform, den Next Learning Creator, konnten die Teilnehmenden in einem Workshop selbst ausprobieren. Zu den Nutzenden der ersten Stunde gehört die Universität Paderborn. Prof. Dr. René Fahr, Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer, erläuterte in einem Vortrag die Hintergründe: „Vor den Herausforderungen der doppelten Transformation ist das Grundlagenwissen aus den Hochschulen der Region umso wichtiger. Daher brauchen wir Instrumente, um dieses Wissen schnell in die Unternehmen zu transferieren. Der Next Learning Hub OWL leistet hier einen wichtigen Beitrag.“
Boris Hagemeier, Director Training and Development bei Phoenix Contact, gibt den Teilnehmenden Einblicke in das Phoenix Contact Training Center in Schieder-Schwalenberg. (Foto: it’s OWL)
Neben den technischen Voraussetzungen braucht es aber auch innerhalb von Unternehmen einen strukturierten Wissenstransfer. So wird sichergestellt, dass die benötigten Lerninhalte auch die richtigen Adressaten finden. Wie eine solche Struktur in einem global agierenden Unternehmen aussehen kann, hat Arne Lütkehaus, Director Learning and Development beim Gastgeber Phoenix Contact, vorgestellt. Verfolgt wird hier ein Dreiklang aus weltweit einheitlichen Weiterbildungen, lokalen (Vertriebs-)Trainings und speziell auf die Geschäftseinheiten ausgerichteten Angeboten. Den Kern bildet ein Learning Management System, in dem durch Reportings auch der aktuelle Lernstatus festgestellt werden kann.
Trotz der globalen Ausrichtung hat die Heimatregion Ostwestfalen-Lippe für Phoenix Contact einen besonderen Stellenwert, erklärt Arne Lütkehaus: „Lernen findet letzten Endes immer zwischen Menschen statt. Daher sind wir auch regional eingebunden, wenn es darum geht, sich zu bestimmten Herausforderungen auszutauschen, und unterstützen die Weiterbildung in Ostwestfalen-Lippe. Gleichzeitig ist es auch ein gesellschaftlicher Auftrag, die Attraktivität der Region positiv zu gestalten. Ein gut aufgestelltes Weiterbildungsökosystem kann dabei helfen.“
Um die Einführung von KI in einem mittelständischen Unternehmen ging es im Workshop des Kompetenzzentrums Arbeitswelt.Plus. (Foto: it’s OWL)
Künstliche Intelligenz ist wichtiges Thema für Weiterbildungen
Ein Thema im Curriculum ist für Phoenix Contact zunehmend auch der Einsatz und die Vermittlung von Künstlicher Intelligenz – einer Technologie, bei deren Einführung es häufig einer besonderen Begleitung bedarf: „Wir haben festgestellt, dass es nicht ausreicht, nur die Technologie zu betrachten“, berichtet etwa Salome Leßmann vom Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus, das sich mit der Weiterentwicklung der Arbeitswelt durch KI befasst. „Wichtig sind die Auswirkungen auf Prozesse und Strukturen, aber auch auf die Mitarbeitenden. Daher empfehlen wir, die Belegschaft bei jedem Schritt mitzunehmen.“ Wie das konkret aussehen kann und welche Vorbehalte und Herausforderungen es zu lösen gilt, war Thema eines weiteren Workshops, den das Kompetenzzentrum beim Weiterbildungsdialog 4.OWL mit vielen interessierten Teilnehmenden durchgeführt hat.
Das Projekt Weiterbildung 4.OWL wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Der Weiterbildungsdialog 4.OWL ist zudem Teil der Veranstaltungsreihe solutions. Weitere Informationen und Veranstaltungen finden Sie unter www.solutions-owl.de.
Gütersloh, 3. Juli 2024. Große Bandbreiten, geringe Verzögerungen, flexibler Anschluss: Die Mobilfunktechnologie 5G kann nicht nur auf dem privaten Smartphone, sondern auch in der Industrie Vorteile bieten. Damit Unternehmen diese Potenziale ausschöpfen und so wettbewerbsfähiger werden können, müssen die Mitarbeitenden von morgen entsprechend ausgebildet werden. Auf einer Veranstaltung mit rund 40 Teilnehmenden am Carl-Miele-Berufskolleg des Kreises Gütersloh wurden am Dienstag acht Möglichkeiten vorgestellt, wie die Mobilfunktechnologie 5G in den Unterricht an Berufsschulen integriert werden kann. Damit sollen die Berufsschülerinnen und -schüler darauf vorbereitet werden, in ihrem zukünftigen Berufsleben mit 5G umgehen zu können. Veranstalter waren die OstWestfalenLippe GmbH, der Kreis Gütersloh und pro Wirtschaft GT. Die Initiative geht zurück auf das Projekt 5G-Lernorte OWL, in dem die OstWestfalenLippe GmbH gemeinsam mit elf Partnern wie Forschungseinrichtungen, Kreisen, Schulen, Unternehmen und Netzwerken erstmals erforscht, welche beispielhaften Situationen aus der Praxis dafür geeignet sind. Gefördert wird das Projekt durch das Wirtschaftsministerium des Landes NRW.
„Die heimische Industrie steht heute vor einem riesigen Veränderungsdruck. Wechselhafte Marktbedingungen, Ressourcenengpässe, ein starker Wettbewerb und der Fachkräftemangel machen es notwendig, Produktion und interne Abläufe flexibler aufzustellen. In 5G sehen wir eine sehr vielversprechende Technologie, um dies zu erreichen und die Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe widerstandsfähiger aufzustellen“, sagt Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH, am Dienstag im Carl-Miele-Berufskolleg.
Die Vorteile liegen für das Projektteam auf der Hand: Bis 2025 könnten bis zu 75 Milliarden Geräte an das „Internet der Dinge“ angeschlossen sein. Um die entstehenden Datenmengen händeln zu können, müssten die Netzwerke entsprechend schnell sein. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom e.V. aus dem Jahr 2022 ist die 5G-Technologie für 85 Prozent der produzierenden Unternehmen in Deutschland relevant. „5G hat das Potenzial, die Abläufe in vielen Unternehmen zu revolutionieren“, fasst Prof. Dr. Marc Beutner von der Universität Paderborn zusammen. „Das hat Auswirkungen auf die Arbeitswelt und auf die Art, wie wir lernen und lehren können. Wir wollen Menschen darauf vorbereiten, mit der Technologie umzugehen.“
Enge Zusammenarbeit zwischen Lehrer:innen, Forschung und Industrie
Im Projekt 5G-Lernorte OWL mussten zunächst praxisnahe und interessante Anwendungsfälle gefunden werden, anhand derer die Schülerinnen und Schüler mit 5G in Berührung kommen. Besonders wichtig war dafür die enge Zusammenarbeit zwischen den Berufskollegs, der Universität Paderborn, dem Fraunhofer Institut in Lemgo und den beteiligten Industrieunternehmen, etwa Weidmüller und Beckhoff. „Wir haben gesehen: 5G verbindet nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch. Wir freuen uns, dass so viele Menschen mit verschiedenen Hintergründen Interesse an 5G in der beruflichen Bildung haben“, so Raphael Wortmann, Leiter des Carl-Miele-Berufskollegs, in seiner Begrüßung. Lehrer Carsten Irmer ergänzt: „Durch das Projekt und die neu entwickelten Anwendungsfälle erleben wir viel mehr Zusammenarbeit und Kooperation, sowohl intern als auch extern. Das ist eine tolle Sache, die uns als Schule richtig weiterbringt.“ Die Ergebnisse konnten sich die Gäste der Veranstaltung in der Lernfabrik des Berufskollegs gleich im Anschluss selbst anschauen.
Acht Lernsituationen für 5G an Berufskollegs
Damit der Unterricht möglichst praxisnah gestaltet werden kann, wird an Berufskollegs in sogenannten Lernsituationen gelehrt. Innerhalb einer solchen Situation durchschreiten die Schülerinnen und Schüler anhand eines Beispiels aus der Berufspraxis verschiedene Aufgaben und üben so, selbstständig Lösungen zu planen, umzusetzen, zu prüfen und auszubessern. Im Projekt 5G-Lernorte OWL wurden acht solcher Situationen entwickelt, die sich möglichst passgenau in die bestehenden Lehrpläne einfügen sollen. So kann jetzt etwa eine Fernwartung an einem 3D-Drucker vorgenommen werden, bei der die Schülerinnen und Schüler mit speziellen Datenbrillen arbeiten. Der Einsatz dieser Brillen und die Übertragung von Livebildern der integrierten Kamera wird durch 5G ermöglicht. Genauso können die Klassen nun mit realen Daten von produzierenden Maschinen Aufgaben lösen, die per 5G in Echtzeit aus umliegenden Fabriken in die Schule übertragen werden.
Eine Besonderheit ist die enge Verzahnung von gewerblich-technischen und kaufmännischen Lernsituationen. So nehmen etwa Auszubildende in den Bereichen Mechatronik und Elektronik die Energieverbräuche von produzierenden Maschinen auf, anhand derer angehende Industriekaufleute im benachbarten Reinhard-Mohn-Berufskolleg kostendeckende Preise für die hergestellten Produkte ermitteln können. Auch hier läuft die Datenübertragung per 5G.
Nachmachen ausdrücklich erwünscht
Vier Berufskollegs haben den Anfang in der Region gemacht – der Effekt in der Breite könne aber nur erreicht werden, wenn weitere Berufskollegs mitziehen, so Wolfgang Marquardt: „Der erste Schritt ist gemacht, jetzt geht es um die Verbreitung. Wir freuen uns über Interesse am Projekt und am Nachmachen. 5G ist ein Thema, bei dem wir vom Austausch nur profitieren können.“
Auf dem Foto freuen sich Wolfgang Marquardt (OstWestfalenLippe GmbH), Carsten Irmer (Carl-Miele-Berufskolleg), Sandra Jürgenhake, Kira Köster (beide Kreis Gütersloh), Christoph Sondermann und Schulleiter Raphael Wortmann (beide Carl-Miele-Berufskolleg) auf eine interessante Veranstaltung.
Pressekontakt:
OstWestfalenLippe GmbH
Marius Vinnemeier
Tel. 0521 96733231
m.vinnemeiernoSpam@owl.gmbh
Nach drei Jahren gemeinsamer Arbeit ist der vom Projekt „Weiterbildung 4.OWL“ entwickelte Next Learning Hub nun zugänglich. Der Next Learning Hub ermöglicht es allen Interessierten aus der Region, passende Lernangebote zu finden, zu buchen und im Falle von digitalen Angeboten auch direkt auf der Plattform wahrzunehmen. Auch die Auslieferung in ein eigenes Learning Management System ist unkompliziert möglich. Über den Next Learning Hub entsteht darüber hinaus für Unternehmen, die eigene Lernangebote haben, die Möglichkeit, diese auch ohne eigene dafür vorgesehene Shop- und Learning Management-Infrastruktur zu vertreiben. Damit sind die Projektpartner Fraunhofer IEM, Universität Paderborn, Magh und Boppert, Phoenix Contact und Unity AG unter der Koordination der OWL GmbH dem Ansatz gefolgt, die Kräfte aus OWL zu bündeln und Innovationen für eine hochwertige Bildung zu entwickeln. Hier können Sie die neuen Tools selbst ausprobieren.
An den Next Learning Hub sind außerdem zwei innovative Tools geknüpft, die Unternehmen bei der Suche bzw. der Erstellung passgenauer und hochwertiger Weiterbildungsangebote unterstützen.
Mit dem Next Learning Finder können Unternehmen den Weiterbildungsbedarf ihrer Beschäftigten systematisch und geleitet erfassen. Über einen Frageprozess stellt der Nutzer alle essenziellen und auch mögliche zusätzliche Informationen zu Thema, Rahmendaten und Ziele der gesuchten Weiterbildung zur Verfügung und wird an mögliche Anbieter aus der Region verwiesen. Alternativ kann er eigenständig mit den erfassten und übersichtlich strukturierten Informationen auf Anbieter von Weiterbildungen zugehen und direkt in die Abstimmung zum passenden Lernangebot gehen. Das vereinfacht den häufig aufwändigen Prozess der Bedarfsermittlung und Absprachen und führt zu einer schnelleren Konkretisierung des richtigen Angebots.
Der Next Learning Creator unterstützt den Nutzer dabei, didaktisch hochwertige Lernangebote zu konzipieren. In einer übersichtlich gestalteten Umgebung können frei die Rahmendaten und Inhalte des Lernangebots gesammelt werden, bevor es an die Strukturierung und didaktische Feinplanung geht. In jedem Schritt bietet das Tool umfangreiche Unterstützung und weiterführende Informationen. So werden bspw. für jede Lerneinheit Methoden vorgeschlagen, die auf den vorher angegebenen Lernzielstufen basieren. So ist jedes einzelne Element optimal abgestimmt auf die Lernenden und ihre Bedürfnisse. Der Nutzer erhält ein übersichtlich strukturiertes und didaktisch hochwertiges Konzept seines Lernangebots, das im letzten Schritt als Ganzes vom Tool analysiert wird, sodass letzte Optimierungen vorgenommen werden können. So ist auch Fachpersonal ohne didaktischen Hintergrund in der Lage, hochwertige Lernangebote zu konzipieren und bspw. ihr Wissen mit Kolleg*innen zu teilen.
Austauschplattform zur Weiterbildung der Zukunft
Beim Weiterbildungsdialog 4.OWL am 28. August bei Phoenix Contact (hier gelangen Sie zur Anmeldung) werden die Ergebnisse zudem vom Projektteam präsentiert. Hier haben Sie die Gelegenheit, die Tools in Begleitung der Verantwortlichen zu testen. Außerdem gibt es ein spannendes Programm rund um Innovationen im Bereich der Weiterbildung aus OWL und reichlich Möglichkeiten zum Austausch.
Künstliche Intelligenz, Big Data und vernetzte Maschinen verändern die Industrie und bieten Unternehmen neue Möglichkeiten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel in vielen Bereichen immer größer. Um diese Veränderungen zu gestalten und den Fachkräftebedarf des Mittelstands zu sichern, sollte bereits in der Ausbildung angesetzt werden. Wie werden Auszubildende und zukünftige Fachkräfte auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet? Und wie werden neue Technologien im Lehrplan verankert?
Gerade die Chancen und der Nutzen von 5G sind in der beruflichen Bildung bisher kaum erforscht. Dabei bietet der Mobilfunkstandard der fünften Generation im Gegensatz zu WLAN oder zu LTE schnellere Übertragungen, weniger Latenzzeit und stabilere Verbindungen. Dadurch werden neue Anwendungen in der Industrie möglich, wie der Einsatz von Augmented und Virtual Reality, autonomes Fahren oder die Echtzeitübertragung von Daten.
Acht Lernszenarien mit 5G und für 5G
Im Projekt 5G Lernorte OWL erforscht die OstWestfalenLippe GmbH gemeinsam mit elf Forschungseinrichtungen, Kreisen, Schulen, Unternehmen und Netzwerken, wie wir das Lernen mit und für 5G in die Berufsausbildung integrieren können. Dazu werden Lernsituationen entwickelt und Lernfabriken an Berufskollegs in den Kreisen Gütersloh und Paderborn eingerichtet. Das Besondere dabei ist, dass nicht nur gewerblich-technische Ausbildungsgänge beleuchtet werden (z. B. Elektroniker:innen, Fachinformatiker:innen oder Industriemechaniker:innen), sondern auch kaufmännische (z. B. Industrie- und E-Commerce-Kaufleute).
Darüber hinaus wurden gemeinsam mit drei Unternehmen außerschulische Lernszenarien erarbeitet und eng auf die Bedarfe der Berufskollegs angepasst. Inhaltlich geht es beispielsweise um Energiemanagement, IT-Sicherheit, die Fernwartung von Maschinen, Online-Shops mit „dynamic pricing“, die Bearbeitung von Kundenanfragen oder Telepräsenz (z. B. durch ein digitales Praktikum mithilfe der Nutzung einer AR-Brille).
Handbuch ermöglicht schnellen Einstieg
Einen Überblick über Themen, Inhalte und technische Voraussetzungen für die Umsetzung der Lernsituationen bietet jetzt ein neues Handbuch, dass das Projektteam in enger Zusammenarbeit herausgegeben hat. Hier finden Interessierte einen Einstieg, aber auch weiterführende Kontakte für Austausch und Unterstützung.
Das Projekt 5G-Lernorte OWL wird umgesetzt durch die OstWestfalenLippe GmbH, die Universität Paderborn, die Kreise Gütersloh und Paderborn, das Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo und die Nachwuchsstiftung Maschinenbau. Weiterhin unterstützen die Unternehmen Beckhoff, Weidmüller, ELHA Maschinenbau, Raumtänzer und Wertkreis Gütersloh sowie die pro Wirtschaft GT das Projekt.
Hier gelangen Sie zum Handbuch "Die Ausbildung von morgen gestalten: Mit 5G und für 5G".
Mit der Förderung von 35 innovativen Projekten im Rahmen des Innovationswettbewerbs INVITE erleichtert das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Suche nach passfähigen Weiterbildungsangeboten, stärkt die Nutzerorientierung von Weiterbildungsplattformen und vergrößert das Angebot KI-unterstützter Weiterbildungsangebote. Nach einer intensiven Entwicklungsphase können Sie die Ergebnisse jetzt selbst testen: Mit dem INVITE-ToolCheck 2.0 erhalten Neugierige vom 4. – 29. März 2024 die Chance, unveröffentlichte Prototypen zur Unterstützung der beruflichen Weiterbildung live auszuprobieren und mitzugestalten.
Die Prototypentestung erfolgt dabei einfach und unkompliziert über den eigenen Internetbrowser. Zur Teilnahme genügt eine unverbindliche Anmeldung unter invite-toolcheck.de, wo die virtuelle Testumgebung im Aktionszeitraum 24 Stunden am Tag für alle Weiterbildungsinteressierten freigeschaltet ist (eine Registrierung ist ab dem 15. Februar möglich).
Insgesamt stehen beim INVITE-ToolCheck 2.0 über 40 verschiedene Prototypen zur Testung, die ganz unterschiedliche Bereiche abdecken und sowohl für Laien als auch für professionelle Weiterbildner und Weiterbildnerinnen interessant sind. Mit dem Projekt Weiterbildung 4.OWL zeigen hier auch Innovatorinnen und Innovatoren aus der Region erstmals zwei Tools, die die Verfügbarkeit von passgenauen Weiterbildungsangeboten deutlich verbessern können.
So ermöglicht der Next Learning Finder etwa eine geleitete und standardisierte Bedarfserfassung, die die Abstimmung zwischen Anbietenden und Nachfragenden erleichtert und so ein besseres Matching verspricht. Darüber hinaus kann auch der Next Learning Creator erprobt werden. Mit diesem Tool können auch didaktisch ungeschulte Mitarbeitende schnell und unkompliziert hochwertige Lernangebote entwickeln. Ermöglicht wird dies durch eine intelligente Begleitung im digitalen Erstellungsprozess.
In zahlreichen geführten Live-Testungen, die während des INVITE-ToolCheck 2.0 von Projektbeteiligten veranstaltet werden, erhalten Weiterbildungsinteressierte außerdem die Gelegenheit, die Macherinnen und Macher hinter den ToolCheck-Prototypen kennenzulernen und sich mit ihnen zu vernetzen. Auch das Projektteam von Weiterbildung 4.OWL lädt herzlich zu einer Live-Demo ein und freut sich auf den Austausch. Weitere Informationen dazu finden Sie zeitnah auf weiterbildung4owl.de im Bereich Veranstaltungen.
Bei den angebotenen Prototypen handelt es sich ausnahmslos um Entwicklungen aus dem Innovationswettbewerbs INVITE, mit dem BIBB und BMBF seit 2021 gemeinsam die Digitalisierung der beruflichen Weiterbildung voranbringen. Insgesamt werden bei INVITE 34 Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie ein begleitendes Metavorhaben gefördert, in denen 182 Kooperationspartner und über 400 Entwicklerinnen und Entwickler zusammenwirken.
Weitere Informationen und die Anmeldung finden Sie hier.
Moderne Produktionsmaschinen sammeln und senden eine Vielzahl von Daten – seien es Temperaturen, Drehzahlen oder Bearbeitungszeiten. Mit diesen Daten können Industriebetriebe ihre Produktion optimal planen, demnächst ausfallende Verschleißteile frühzeitig erkennen und mehrere Maschinen gleichzeitig von einem Punkt aus überwachen. Was aber, wenn etwa eine Standbohrmaschine weder Daten sammelt noch sendet – weil sie mit Baujahr 1976 weit vor der breiten Digitalisierung der Wirtschaft hergestellt wurde? 26 Berufsschüler vom Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg des Kreises Paderborn haben in einer neu entwickelten Unterrichtseinheit erprobt, wie auch ältere Maschinen mit der modernen Industrie Schritt halten können. Im Zentrum stand dabei erstmals der Mobilfunkstandard 5G, der eine schnelle und kabellose Datenübertragung ermöglicht.
Schauplatz für die sogenannte Lernsituation – eine beispielhafte Anwendung, nah an der zukünftigen Betriebspraxis der Auszubildenden – war die SmartFactoryOWL am Lemgoer Fraunhofer Institut. Hier werden Zukunftstechnologien der Industrie für verschiedene Gruppen wie Unternehmen, Lehrer, Studierende und Schüler verständlich aufbereitet und erlebbar gemacht. So auch der Mobilfunkstandard 5G – für Kornelia Schuba vom Fraunhofer IOSB-INA ein wichtiger Baustein der digitalen Fabrik: „Wo früher kilometerlange Kabel verlegt werden mussten, können Maschinen heute bequem per Funk angebunden werden. Mit 5G eröffnen sich viele neue Möglichkeiten, die Industrie wettbewerbsfähiger und sparsamer zu machen. Dafür müssen die Fachkräfte von morgen aber auch damit umgehen und ältere Maschinenbestände nachrüsten können.“
Die notwendige Qualifikation von Auszubildenden zu ermöglichen ist Ziel des Projektes 5G-Lernorte OWL unter Leitung der OstWestfalenLippe GmbH. Mit entsprechend aufgebauten Anwendungsbeispielen kommen die Berufsschüler im Unterricht schon früh mit der 5G-Technologie in Berührung, lernen mehr über Chancen und Grenzen. „Über die 5G-Lernsituationen können wir den Schülern einen praxisnahen Einstieg ins Thema Funktechnologie und in die digitale Welt allgemein bieten, den wir so an der Schule allein nicht darstellen könnten“, freut sich Lehrer Thomas Kruse über die neuen Möglichkeiten. „Heute haben wir etwa gemeinsam erarbeitet, welche Daten wir mit welchen Sensoren an der Standbohrmaschine erfassen können – und wie die Daten dann per 5G übertragen werden. Dabei hat sich gezeigt, dass hinter industriellem 5G deutlich mehr steckt als nur mobiles Internet auf dem Handy.“
Mit der Lernsituation kommen die neuen Inhalte Schritt für Schritt in den Unterricht der vier am Projekt beteiligten Berufsschulen. Weitere Anwendungsbeispiele sollen in den nächsten Monaten folgen. „So wollen wir erreichen, dass Schüler mit kaufmännischen Ausbildungsberufen in übergreifenden Lernsituationen auch mit Schülern aus gewerblich-technischen Berufen zusammenarbeiten und Herausforderungen durch den Einsatz von 5G eigenständig lösen können“, blickt Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH, in die Zukunft. „Für OWL ist das eine einzigartige Gelegenheit, Fachkräfte für zukünftig gefragte Technologien schon heute selbst auszubilden – und sich als Chancenregion bestmöglich aufzustellen.“
In einer Zeit, die von digitaler Transformation geprägt ist, stehen wir vor der Herausforderung, Bildungsinhalte so zu gestalten, dass sie den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht werden. In OstWestfalenLippe arbeiten Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Netzwerke aktiv daran, die Potenziale der Digitalisierung für die berufliche Bildung zu erschließen. Die Projekte „Weiterbildung 4.OWL“ und „Arbeitswelt.Plus“ stehen exemplarisch für diesen Wandel und bieten innovative Ansätze, um digitale Technologien sinnvoll in die Weiterbildung zu integrieren. Gemeinsam mit verschiedenen Expert:innen der digitalen Weiterbildung – u.a. von regionalen Unternehmen wie Hettich, WAGO, Magh & Boppert und DMG Mori – wollen wir beim Weiterbildungsdialog 4.OWL Ansätze für die Kompetenzvermittlung, die Entwicklung von Bildungsangeboten und das Matching von Angebot und Nachfrage diskutieren.
Ein Beispiel für die Digitalisierung in der Weiterbildung ist die Entwicklung und Vernetzung von E-Learning-Plattformen und die Gestaltung hochwertiger Lernangebote im Rahmen von Weiterbildung 4.OWL. E-Learning-Plattformen ermöglichen es Lernenden, unabhängig von Zeit und Ort auf Lehrmaterialien zuzugreifen. Durch interaktive Module und multimediale Inhalte wird der Lernprozess nicht nur effizienter, sondern auch ansprechender. Zudem werden innovative Lernanalysen durchgeführt, die es ermöglichen, den Fortschritt aller Teilnehmer:innen individuell zu verfolgen. Auf dieser Grundlage können Schulungsprogramme maßgeschneidert angepasst werden, um den Bedürfnissen jedes Einzelnen gerecht zu werden.
Arbeitswelt.Plus: Mensch-Maschine-Kollaboration in der Arbeitswelt
Im Kontext von Arbeitswelt.Plus wird die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die Arbeitswelt erforscht. Ein praxisnahes Beispiel hierfür ist die Implementierung von KI-gestützten Assistenzsystemen in industriellen Fertigungsprozessen. Diese Systeme können komplexe Daten in Echtzeit analysieren und somit dabei helfen, Fehler frühzeitig zu erkennen und Produktionsprozesse zu optimieren. Dabei arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand: Die Mitarbeiter:innen überwachen die von KI-Systemen generierten Analysen und treffen fundierte Entscheidungen auf Basis dieser Daten. Dieses Zusammenspiel von menschlicher Expertise und maschineller Intelligenz ist ein zentrales Element der modernen Arbeitswelt.
Praxisnahe Einblicke beim Weiterbildungsdialog 4.OWL am 7. Dezember 2023
Der Weiterbildungsdialog am 7. Dezember 2023 in Paderborn bietet eine einzigartige Gelegenheit, diese digitalen Entwicklungen zu erleben. In verschiedenen Formaten erhalten Sie hier Einblicke in konkrete Anwendungsbeispiele, Ansätze und Lösungen, die verdeutlichen, wie Digitalisierung in der beruflichen Bildung und in der Arbeitswelt gewinnbringend umgesetzt werden kann. Mit dabei sind Inputs und Workshops von regionalen Unternehmen wie Hettich, WAGO, Magh & Boppert und DMG Mori. Von virtuellen Klassenräumen bis hin zu Augmented Reality-Anwendungen – die Vielfalt digitaler Lehr- und Lernmethoden soll so greifbar und erfahrbar werden. Hier gelangen Sie zur Anmeldung.
Digitale Bildung als Schlüssel zur Zukunft
Die Beispiele aus Weiterbildung 4.OWL und Arbeitswelt.Plus zeigen, dass Digitalisierung in der Weiterbildung nicht nur ein abstraktes Konzept ist, sondern einen direkten Mehrwert für Lernende und Arbeitnehmer schafft. Indem wir innovative Technologien in den Bildungsprozess integrieren, öffnen wir Türen zu flexiblerem, effektiverem und individualisiertem Lernen. Gleichzeitig ermöglichen wir eine Arbeitswelt, in der Mensch und Maschine in perfekter Harmonie zusammenarbeiten. Der Blick in die Zukunft der beruflichen Bildung erfolgt durch konkrete, praxisnahe Anwendungen, die beim Weiterbildungsdialog diskutiert werden können. Es ist nicht nur ein Dialog über Digitalisierung – es ist ein Dialog, der die Zukunft der Bildung aktiv gestaltet. Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein und diese spannenden Entwicklungen mit uns zu erkunden.
„Weiterbildung und digitale Transformation in OWL“ ist der Titel einer Studie, die den Status Quo für Unternehmen, Anbieter und Intermediäre zum Weiterbildungsökosystem in OstWestfalen-Lippe zusammenfasst. Diese Erhebung, die die OstWestfalenLippe GmbH gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM Paderborn durchgeführt hat, stand gleichzeitig auch am Anfang des Projekts „Weiterbildung 4.OWL“, das die Weiterbildung in der Region stärken möchte. Im Interview schildert Projektmanager Florian Dück, welchen Stellenwert Weiterbildung auch in kleinen und mittleren Unternehmen einnimmt und einnehmen muss und wie der Next Learning HUB OWL auch KMU bei der Verankerung von Weiterbildung im Unternehmen helfen kann.
Welchen Stellenwert hat Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aktuell?
Florian Dück: Der Weiterbildungsbedarf in kleinen und mittleren Unternehmen ist hoch und auch den Stellenwert von Weiterbildung stellt niemand in Frage. Allerdings ist Weiterbildung in KMU bei weitem nicht so etabliert wie in größeren Unternehmen. Das ist zum einen in fehlenden finanziellen Ressourcen geschuldet. Aber es ist auch eine Organisationsfrage. Bei Betrieben mit bis zu 250 Beschäftigten gibt es in der Regel selten jemanden, der für die Organisation und Durchführung von Weiterbildungen zuständig ist. In großen Unternehmen ist Weiterbildung in der Unternehmenskultur fest verankert, dort gibt es einen entsprechende Infrastruktur. Davon sind KMU aktuell aber noch weit entfernt – und das kann Folgen haben. Neben den Themen Digitalisierung und Fachwissen, das sich schnell verändert, entsteht auch zu neuen Arbeitsformen und Teamstrukturen immer wieder neuen Weiterbildungsbedarf – auch an Soft Skills. Wird diese Weiterbildung in KMU nicht „mitgenommen“, drohen kleine und mittlere Unternehmen abgehängt zu werden.
Wenn Weiterbildung in KMU noch nicht fest verankert ist: Wie sieht der klassische Weg vom Fortbildungsbedarf zur abgeschlossenen Weiterbildung denn heute aus?
Florian Dück: Der Weg zur Weiterbildungsmaßnahme beginnt in KMU häufig erst, wenn es akuten Bedarf gibt. Und dann wird auf ein bekanntes, altbewährtes Netzwerk zurückgegriffen. Meistens ist es ein Pool aus drei bis fünf Anbietern, aus deren Angeboten gewählt und eine Schulung vor Ort gebucht wird. Das schränkt die Auswahl natürlich stark ein. Gleichzeitig hat unsere Studie aber gezeigt, dass KMU nicht die Angebote von der Stange möchten, sondern individuell auf den Bedarf zugeschnittene Schulungen. Hier können insbesondere digitale Weiterbildungsformate weiterhelfen. Sie ermöglichen es den Mitarbeitenden auch individuell, zeitlich flexibel und eigenverantwortlich zu lernen. Wenn in KMU allerdings die Infrastruktur für digitale Formate nicht gegeben ist, geht viel Potenzial verloren. Auch hier setzt unser Angebot Weiterbildung 4.OWL an.
Was ist Weiterbildung 4.OWL genau?
Florian Dück: Im Projekt „Weiterbildung 4.OWL – Regional. Digital. Vernetzt.“ erarbeiten sechs Partner didaktische, technologische und wirtschaftliche Lösungen, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen und ihre Potenziale für die Region OstWestfalenLippe zu erschließen. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einer Summe von 1,9 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt sind die OstWestfalenLippe GmbH gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM Paderborn, der Universität Paderborn sowie den Unternehmen Magh und Boppert, Phoenix Contact und der Unity AG beteiligt. Projektstart war im September 2021, die Laufzeit beträgt drei Jahre.
Wie können digitale Lösungen dabei helfen, individuelle Weiterbildungsbedarfe abzudecken?
Florian Dück: Die große Bandbreite dieser Angebote und der Formate kann genutzt werden, um Passgenauigkeit herzustellen. Durch den Einbezug digitaler Lernelemente wie Learning Nuggets - also kurzen videobasierten Einheiten - kann das Lernangebot modular zusammengesetzt werden, um die Mitarbeitenden genau da abzuholen, wo sie zum jeweiligen Zeitpunkt stehen. Mit der Einbindung digitaler Lösungen können Weiterbildungsprozesse effizienter gestaltet werden.
Welchen Beitrag will das Projekt Weiterbildung 4.OWL hier leisten?
Florian Dück: Mit dem Projekt wollen wir das Weiterbildungsökosystem in OWL insgesamt stärken und ein niederschwelliges Angebot auch für digitale Lösungen schaffen. Dabei ist uns wichtig, alle mitzunehmen. Aktuell gibt es zahlreiche Akteure, aber vieles läuft nebeneinander her. Das führt dazu, dass Angebote nicht wahrgenommen oder genutzt werden. Im Rahmen des Projekts kreieren wir den Next Learning Hub OWL, ein digitales Weiterbildungsökosystem mit Plattformcharakter. Dazu wird zum Beispiel der Next Learning Finder gehören. Dieses Tool erleichtert den gesamten Anfrageprozess durch den an Weiterbildungsformaten interessierte Unternehmen geleitet werden. Am Ende steht ein Matching mit verschiedenen Anbietern als Grundlage für detaillierte Abstimmungsgespräche. Das ersetzt natürlich kein Beratungsgespräch. Aber es vereinfacht es. Das Unternehmen weiß, mit wem es sprechen muss, und der Anbieter weiß, worüber gesprochen wird: Wie viele Teilnehmer, welche Zielgruppe, welches Ziel? Welches Thema ist gewünscht? Was ist der konkrete Bedarf? All das steht zum Zeitpunkt des ersten Gesprächs dann schon fest.
Wie kann der Next Learning HUB OWL dem Bedarf nach individuell ausgerichteten Weiterbildungsmaßnahmen entsprechen?
Florian Dück: Mit unserem zweiten Tool, dem Next Learning Creator, wird es möglich sein, didaktisch hochwertige Weiterbildungsangebote zu konzipieren, die dem Bedarf des jeweiligen Unternehmens entsprechen. Mit ihm kann die grobe Struktur für ein Weiterbildungsangebot erarbeitet und auch Verbesserungsbedarf analysiert werden. Abhängig davon, was als Lernziel festgelegt wurde, lassen sich interaktive Elemente einbauen und Methoden ergänzen. Im Idealfall läuft es so, dass Unternehmen und Anbieter sich über den HUB austauschen, die Anbieter das individuell angefragte Lernangebot entwickeln und die Unternehmen dieses dann über die Plattform wahrnehmen. Allerdings funktionieren beide Tools auch losgelöst von der Plattform.
Ab wann können KMU von diesem Angebot profitieren?
Florian Dück: Wir sind gerade in der Entwicklungsphase, in der immer funktionsnähere Prototypen entstehen, die zu Demonstrationszwecken genutzt werden. Zudem entwickeln wir die Funktionen auch im Rahmen von Pilotprojekten mit Unternehmen weiter. Wir arbeiten daran, dass die Angebote des Next Learning HUB OWL Anfang kommenden Jahres zur Verfügung stehen.
Gütersloh, 20. September 2022. Unternehmen in OWL brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Individuelle und bedarfsorientierte Weiterbildungsangebote sind dabei eine wichtige Stellschraube, um Beschäftigte für die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt zu qualifizieren und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auf dem Weiterbildungsdialog 4.OWL in der Gütersloher Zentrale der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG diskutierten 70 Expertinnen und Experten Erfolgsrezepte für die Weiterbildung von morgen. So können beispielsweise neue Technologien eingesetzt werden, um passgenaue Angebote zu entwickeln und Kompetenzen zu vermitteln. Im Rahmen der Strategie „OstWestfalenLippe 2025“ werden dazu neue Lösungen und Anwendungen für den Mittelstand erarbeitet. Veranstalter waren die OstWestfalenLippe GmbH, it´s OWL, das Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus, owl maschinenbau und Pro Wirtschaft GT.
Bereits heute kann jedes zweite Unternehmen in OWL offene Stellen nicht besetzen. Für 2030 wird ein Mangel von 100.000 Fachkräften in der Region prognostiziert. Neben dem Fachkräftemangel müssen die Unternehmen viele weitere Herausforderungen bewältigen, wie beispielsweise Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Lieferketten und Energieversorgung. Im Rahmen der Strategie OstWestfalenLippe 2025 bündeln daher Wirtschaftsförderungseinrichtungen, Kammern, Hochschulen, Bildungseinrichtungen und Innovationsnetzwerke ihre Kräfte, um den Mittelstand bei der Transformation zu unterstützen. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt dabei auf der beruflichen Bildung. „Damit die Unternehmen auch in Zukunft qualifizierte Fachkräfte haben, denken wir in OWL die berufliche Bildung neu. In unseren Projekten geht es darum, Jugendlichen neuer Berufsfelder zu vermitteln, Künstliche Intelligenz und 5G für die Kompetenzvermittlung zu nutzen, duale und akademische Ausbildung miteinander zu verzahnen und passgenaue Weiterbildungsangebote zu entwickeln“, berichtet Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH.
Nikola Weber, Geschäftsführerin der Pro Wirtschaft GT GmbH, unterstreicht den Bedarf nach passgenauen Weiterbildungsangeboten: „Der Hebel, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, ist berufliche Bildung, die sowohl von Arbeitgebern als auch Beschäftigten genutzt werden muss.“
Digitale Weiterbildung, KI für die Kompetenzvermittlung und neue Formen des Lernens
Im Rahmen der Strategie OWL 2025 werden sechs Leitprojekte im Umfang von rund 25 Mio. Euro umgesetzt, die durch Land und Bund gefördert werden. Das Projekt Weiterbildung 4.OWL, das von der OWL GmbH, Fraunhofer IEM und weiteren Partnern durchgeführt wird, untersucht beispielsweise die Potenziale von digitalen Weiterbildungsangeboten für Unternehmen, Beschäftigte und Bildungseinrichtungen. In einem Weiterbildungsreport wurden die Aktivitäten in OWL analysiert. „Dabei ist deutlich geworden, dass viele Unternehmen noch keine Lernplattformen und digitalen Angebote nutzen. Herausforderungen sind, das richtige Verhältnis zwischen digitalem und Präsenzlernen zu finden, die Qualität von Angeboten zu sichern und bedarfsgerechte Angebote bereitzustellen. Wir werden jetzt digitale Tools entwickeln, mit denen Unternehmen und Weiterbildungsanbieter gemeinsam passgenaue und didaktisch gute Angebote entwickeln können. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, dass auch kleine und mittlere Unternehmen ihre Beschäftigten individuell qualifizieren können“, berichtet Oliver Lummer von Fraunhofer IEM. Der Weiterbildungsreport des Projekts kann unter www.ostwestfalen-lippe.de heruntergeladen werden.
Welche Kompetenzen für eine digitale Arbeitswelt notwendig sind, damit beschäftigt sich das Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus, eins von acht Kompetenzzentren für Arbeitsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. 19 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und die IG Metall arbeiten an Lösungen für die Kompetenzvermittlung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Neue Technologien, wie z.B. Künstliche Intelligenz, verändern auch die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist wichtig, dass sie frühzeitig geschult werden. Gleichzeitig können wir KI nutzen, um Qualifizierungsangebote auf die individuellen Bedarfe der Beschäftigten anzupassen,“ erklärt Jessica Wulf vom Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus. So arbeiten Weidmüller und die Fachhochschule Bielefeld beispielsweise an adaptiven webbasierten Trainings. Die Weiterbildungsinhalte werden durch KI individuell angepasst. So steigen die Zufriedenheit und der Lernerfolg der Beschäftigten.
Eine sich verändernde Arbeitswelt braucht innovative Lösungen. Mit diesen Ansätzen beschäftigt sich der learning hub von owl maschinenbau. „Ohne Kooperationen und genug Freiraum zum Experimentieren funktioniert zeitgemäßes Lernen nicht. Wir sind froh, dass wir in unserem learning hub diesen Raum bieten und Unternehmen und Weiterbildungsanbieter zusammenführen können.“, sagt Malte Mayer von owl maschinenbau. Ein Beispiel für eine solche Kooperation ist die Zusammenarbeit von Miele und Creos, die im Workshop VR-Lösungen für praxisnahes Lernen vorstellen.
Olaf Kleinekathöfer, Teamleiter Personalmanagement der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG sieht die Digitalisierung im Weiterbildungsbereich als wesentlichen Erfolgsfaktor im aktuellen 'War of talents' an. „Diesen Wettbewerb um geeignete Fachkräfte und Nachwuchstalente werden wir nicht ohne Vernetzung, ohne bestmögliche Förderung, ohne digitale Weiterbildungsformate bestehen können“, so Kleinekathöfer in seiner Begrüßung der Teilnehmenden.
Der Weiterbildungsdialog ist Teil der Veranstaltungsreihe solutions sowie der Aktionswochen Fachkräftesicherung OWL. Weitere Informationen und Veranstaltungen finden Sie unter www.solutions-owl.de und https://www.ostwestfalenlippe.de/owl-gmbh/regionalagentur-owl/fkw/.
Was bedeutet die digitale Transformation für die Arbeitswelt? Wie können wir Jugendliche auf die Herausforderungen einer digitalisierten Berufswelt vorbereiten? Und wie können wir Schülerinnen und Schüler in ländlichen Regionen mit Aktivitäten und Angeboten erreichen? All das sind Fragen, auf die das Projekt MINT Community 4.OWL Antworten geben möchte. Anfang 2021 hatte das Projektteam seine Arbeit aufgenommen. Nach gut einem Jahr Laufzeit werfen wir gemeinsam mit Projektleiterin Caroline Wilke einen Blick zurück – und in die Zukunft.
Die Digitalisierung der Wirtschaft stellt heute ganz andere Anforderungen an Bewerber:innen als noch vor 20 Jahren. Themen wie Digital und Data Literacy, KI, Machine Learning und additive Fertigung werden immer wichtiger, dementsprechend qualifiziertes Personal immer gefragter. Hier bahnt sich ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage an, weiß Caroline Wilke: „Es müsste viel mehr Studierende und Auszubildende im MINT-Bereich geben, um den Bedarf der Wirtschaft zu decken. Unsere Partnerunternehmen melden uns zurück, dass es schon jetzt sehr schwierig ist, Ausbildungsplätze zu besetzen. Problematisch wird das vor allem, wenn eine große Zahl von Mitarbeiter:innen auf Schlüsselpositionen in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Diese Stellen können oft nur mit selbst ausgebildeten Kräften nachbesetzt werden, weil der freie Arbeitsmarkt im MINT-Bereich ebenfalls angespannt ist.“ Die MINT Community 4.OWL soll hier einen Beitrag zur Lösung der Herausforderung leisten und so helfen, dem Fachkräftemangel in OWL zu begegnen.
Ein wichtiger Teil des Konzeptes ist neben dem Inhalt der konkreten Kursangebote auch die räumliche Dimension: „OstWestfalenLippe ist ländlich geprägt, zu Ballungszentren wie Bielefeld oder Paderborn gibt es teils lange Anfahrtswege. Wir möchten möglichst viele neue außerschulische Lernorte – MINT-Erlebnisorte, wie wir sie nennen – erschließen und unsere Angebote so in die Breite der Region tragen. Mit unseren Aktivitäten in Unterzentren und kleinen Kommunen erreichen wir so auch dort die Jugendlichen.“ Diesen Ansatz in der räumlichen Breite der Region spiegelt auch die Zusammensetzung des Projektteams wieder: Mit der OstWestfalenLippe GmbH, den zdi-Zentren der Kreise Gütersloh, Herford, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn, dem Bereich Technikdidaktik der Uni Paderborn und dem Bildungswerk der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft sind hier sowohl geographisch, als auch inhaltlich alle Zielgruppen des Projektes vertreten.
Aktuelles und vielfältiges MINT-Kursangebot
Damit klar wird, dass MINT viel mehr als eine grünliche Farbe ist, bietet das Team um Caroline Wilke an außerschulischen MINT-Erlebnisorten in OWL Workshops an. Dabei geht es etwa um Roboter, 3D-Druck, Augmented und Virtual Reality, Programmieren und viele andere Themen, die mit der Arbeitswelt von Morgen in Zusammenhang stehen. Im Workshop „Brücken aus dem Drucker“ können Jugendliche zum Beispiel selbst mit einem 3D-Stift eine Brücke bauen, die im Anschluss auf ihre Stabilität geprüft wird. Das aktuelle Kursangebot ist unter www.mint4owl.de abrufbar.
Trotz des vielfältigen Kursangebotes und des ganzheitlich-regionalen Ansatzes waren der Start des Projektes und die Resonanz der Zielgruppe teils eher verhalten. „Durch Corona hatten wir am Anfang Schwierigkeiten, unsere Angebote durchzuführen. Durch Teilnehmerbeschränkungen und Hygieneregeln war es oft nicht einfach, an Jugendzentren und andere außerschulische Lernorte heranzukommen. Unsere Angebote leben aber davon, dass man mitmachen kann, dass man ausprobieren und anfassen kann. Das kann man nicht 1:1 in den digitalen Raum übertragen.“
Aktivitäten nehmen Fahrt auf
Mit der Zeit konnten hier Unsicherheiten ausgeräumt und Erfahrungen in neue Konzepte überführt werden. Nach zwei Jahren Pandemie und den damit einhergehenden, langen Home Schooling-Phasen hat sich außerdem eine gewisse Digitalmüdigkeit eingestellt. So begegnen die Zielgruppen der MINT Community 4.OWL – Jugendliche, außerschulische Lernorte und Unternehmen in OWL – dem Projekt und seinen Aktivitäten mittlerweile deutlich offener: „Die Jugendlichen freuen sich, dass sie nicht mehr nur vor dem Bildschirm hocken, sondern auch praktisch etwas machen und erleben können. Mittlerweile haben wir sogar bei einigen Angeboten Wartelisten, sodass wir Kurse mehrmals durchführen können, um alle Interessierten abzuholen. Und das wird in der Region auch wahrgenommen: Im ersten Projektjahr konnten wir über 30 neue MINT-Erlebnisorte erschließen – damit haben wir unsere eigenen Ziele sogar übertroffen“, freut sich Projektleiterin Caroline Wilke.
MINT-Marathon im April
Nach gut einem Jahr Projektlaufzeit steht also ein positives Zwischenfazit – so kann es gern weitergehen. In den kommenden Monaten hat das Projektteam viel geplant: „Wir fahren unsere Aktivitäten immer weiter hoch und erschließen weitere MINT-Erlebnisorte und Unternehmen, in denen wir die Arbeitswelt der Zukunft für die Jugendlichen greifbar machen“, gibt Caroline Wilke einen Ausblick. Ein tolles Highlight ist der MINT-Marathon an der Universität Paderborn am 14. Mai: „Hier steht ein ganzer Tag unter dem Motto „Erlebe MINT, probiere es aus“. Es gibt Schnuppervorlesungen, Vorbeigehexperimente und vieles mehr, bei dem die Jugendlichen etwas zum Thema MINT machen können. Wir freuen uns darauf und laden alle Interessierten herzlich ein, uns zu besuchen!“
Weitere Informationen zu den Angeboten und Aktivitäten der MINT Community 4.OWL finden Sie unter www.mint4owl.de.