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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 12.02.2021

Netzwerk-Talk | Online: Resilienzstrategie aufbauen – Führungskompetenz erweitern am 04. Februar 2021

Im dritten Netzwerk-Talk | Online stand die Förderung der internen Führungskräfte und deren Bedeutung für langfristigen Erfolg – gerade auch in familienfreundlichen Unternehmen – im Mittelpunkt eines anregenden Nachmittags. Laut Zuzana Blazek (Senior Researcherin am Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.) wird es gerade in klein- und mittelständischen Unternehmen zu einer der wichtigsten Aufgaben, ein gezieltes Resilienzmanagements zur Förderung der Führungskompetenz aufzubauen.

Die Arbeitswelt verändert sich rasant – nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Führungskräfte werden sich darauf einstellen (müssen) – so Zuzana Blazek – hybrid zu führen. Mal werden sie ihr Team durch digitale Phasen leiten, dann wieder Gespräche vor Ort im Unternehmen führen können. Damit wird die Führungsarbeit noch komplexer, die Anforderungen an ein gezieltes Kontaktmanagement sowie eine durchdachte, auf die unterschiedlichen Beschäftigten ausgerichtete Kommunikation höher.

Führungskräfte stehen im Mittelpunkt des Wandels und die Erwartungshaltung an ihre Leistungen ist hoch. Sie motivieren ihr Team, wirtschaftliche Zielvorgaben zu erfüllen, leiten durch Veränderungsprozesse im Unternehmen und sorgen für die dauerhafte Arbeitsfähigkeit ihres Teams. Zu ihren Aufgaben gehört nicht nur die Entwicklung aller Beschäftigten zu steuern, sondern auch die jeweilige Lebenssituation zu erfassen, Lebensphasen bedingte Veränderungswünsche aufzunehmen und zu berücksichtigen. Da fragt sich manche Führungskraft heute: Wo bleiben meine Themen? Wie findet mein Wunsch nach Vereinbarkeit meiner beruflichen und privaten Situation Berücksichtigung? Und wie schaffe ich das alles unter einen Hut zu bekommen?

Zuzana Blazek verdeutlicht sehr bildhaft, in welchem Spannungsfeld Führungskräfte heute arbeiten. Es stellt sich daher die Frage, welche Fähigkeiten Führungskräfte heute und in Zukunft brauchen. „Führungskräfte müssen im heutigen Arbeitsumfeld psychisch widerstandsfähig sein! Sie müssen kommunikationsstark, empathisch und resilient sein, …“ um mit der Fülle der Anforderungen und den stetigen Veränderungen gesund umgehen zu können.

Ziel der Arbeit an der persönlichen Resilienz ist es, eine optimistische Einstellung zu gewinnen, die gesetzten Rahmenbedingungen zu erkennen und zu akzeptieren, um innovativ wirken zu können. Resilienz steht für innere Widerstandskraft, in Veränderungen positiv agieren zu können, weil innere Leitplanken Stabilität und einen Handlauf für den Weg nach vorn bieten. Diese Art von Resilienz lässt sich – unabhängig von Alter, Berufs- und Lebenserfahrung – fördern und trainieren.

Die Teilnehmerfrage nach den ersten Schritten zum persönlichen Resilienzaufbau nutzt Zuzana Blazek für einen Appell an alle Unternehmensvertretungen. Resilient sein bedeutet Stress als handhabbar zu erleben. Resilienz ist „Der Halt in uns selbst unsere innere Widerstandskraft und Flexibilität.“ Im ersten Schritt ist die Reflektion auf mich selbst das Wichtigste. Jeder kann in einer Art Bestandsaufnahme sich Fragen stellen wie: „Welche Rollen erfülle ich jeden Tag – beruflich wie privat? Wieviel Zeit investiere ich in jede Rolle und wie stehe ich zu jeder Rolle?“ „Wie sieht mein Energiedepot aus? Was läuft oben an Energie hinein und wieviel unten raus? Und wem lasse ich meine Energie zukommen und wer zapft an mir?“

Es ist nicht nur der Fachkräftemangel, der Unternehmen dazu animiert, sich mit Fragen der langfristigen Bindung und dauerhaften Leistungsfähigkeit auseinander zu setzen. Manche Unternehmen haben erste Schritt und Angebote zur Stärkung der physischen Gesundheit ihrer Beschäftigten unternommen, oft begleitet durch die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die Wichtigkeit, sich mit der Resilienzstärke der eigenen Führungskräfte zu beschäftigen, wird zunehmend mehr Unternehmen bewusst. Die Entwicklung von Führungskräften in den eigenen Reihen eines Unternehmens ist deutlich schwieriger geworden. Viele junge Beschäftigte überlegen heute gut, welcher Arbeitgeber für sie interessant sein könnte und ob sie überhaupt eine Führungsrolle übernehmen wollen. „Wer will in einem Unternehmen arbeiten, dem die langfristige Leistungsfähigkeit und Lebenssituation der Beschäftigten egal ist?“ fragt Zuzana Blazek.

Um die aktuelle Situation der Führungskräfte festzustellen und über weiteres Vorgehen bis zu einer Resilienzstrategie zu beraten, benötigen Unternehmen eine Art Führungskreis, in dem die Kultur des offenen Gesprächs gepflegt wird. Die gezielte Entwicklung einer hohen Unternehmensresilienz ist eine strategische Entscheidung, welche die gesamte Unternehmensorganisation und  -kultur betreffen wird. Zuzana Blazek empfiehlt, für diesen Prozessauftakt eine professionelle Begleitung zu suchen.

Über die Beschäftigung mit der Resilienz kann ein ganzes Unternehmen die Fähigkeit entwickeln, in Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben und sich in eine widerstandsfähige, zukunftsorientierte Organisation umzuformen.
Als eindrückliches Beispiel berichtete Frau Blazek über die US-amerikanische Firma Morgan Stanley, die ihre Büros in den Twin Towers in New York hatte. In den 90er Jahren war die Geschäftsleitung durch einen Brand im Parkdeck darauf aufmerksam geworden, dass sie keine Notfallpläne für diesen Fall besaßen. Intensiv wurde daraufhin ein entsprechendes Konzept erarbeitet und mit allen Beschäftigten regelmäßig erprobt. Dank dieser Pläne konnten sich am 11.09.2001 fast alle Beschäftigten aus den brennenden Gebäuden retten und Morgan Stanley innerhalb von 6 Stunden wieder arbeitsfähig sein.

Zuzana Blazek resümiert: Unternehmens-Resilienz ist ein Chefthema – eine strategische, nachhaltige  Ausrichtung des eigenen Unternehmens. Junge Fachkräfte wollen Karriere machen und sich im Beruf einbringen, aber nicht um jeden Preis. Sie setzen flexible Arbeitsbedingungen und Wertschätzung voraus. Der Wunsch nach einem gesunden Arbeitsumfeld unter der Berücksichtigung ihrer Lebenssituation steht bereits auf Platz 4 ihrer Prioritätenliste zur Arbeitgeberwahl. Wer diese Generation für eine Führungsaufgabe gewinnen und langfristig im Unternehmen binden will, muss sich mit der Situation im Unternehmen kritisch auseinander setzen und die eigenen Führungskräfte stärken. Die Erarbeitung von Notfallabläufen für außergewöhnliche Krisensituationen gehört ebenso zur Unternehmensresilienz wie die alltägliche „Fehlerkultur“ und die Umsetzung von Vereinbarkeitsangeboten für Mitarbeitende und Führungskräfte.
„Sie können heute bei sich selbst beginnen“, appelliert Zuzana Blazek an alle Unternehmensvertretungen.

Im Anschluss an den Vortrag stellte Dr. Angela Siebert den Ablauf des Auszeichnungsverfahrens „Familienfreundliche Unternehmen Kreis Paderborn 2021“ vor. Nach vorläufigem Zeitplan wird die Bewerbungsphase im April 2021 beginnen und der Unternehmensdialog über die Sommermonate stattfinden. Die eigentliche Auszeichnung ist für September 2021 angedacht. Eine Einladung zur Teilnahme wird per Email an alle interessierten Unternehmen versendet.

Diese Online-Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Servicestelle Wirtschaft und der Gleichstellungsstelle  Kreis Paderborn durchgeführt und von Dr. Angela Siebert (Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL) moderiert.

Netzwerk Talk Resilienzstrategie aufbauen 04.02.2021

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuzana Blazek | Senior Researcherin | Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Dr. Angela Siebert | Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Paderborn
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