Vom Öko-Thema zur wirtschaftlichen Notwendigkeit
„Diese Vision, zirkulär zu wirtschaften – also das Ganze nicht nur als grünen Trend zu verstehen, sondern wirklich Wirtschaftswachstum zu erzeugen – und das auf nachhaltige Weise.“ Sven Brüske ist überzeugt: Ohne Kreislaufwirtschaft geht es in Zukunft nicht. Als Projektkoordinator betreut er beim Innovationsnetzwerk Energie Impuls OWL das Projekt CirQuality OWL, das die Vorbereitung der Region auf zirkuläres Wirtschaften zum Ziel hat.
Zirkulär zu wirtschaften heißt, bestehende Prozesse und Strukturen, Geschäftsmodelle und vor allem den Materialeinsatz neu und nachhaltig zu denken. Bestenfalls bleiben so viele bereits verwendete Rohstoffe im Wertstoffkreislauf, dass keine neuen Rohstoffe verbraucht werden müssen. Es entsteht eine Wirtschaft, die den gesamten Lebenszyklus eines Produktes begleitet und etwa verschrottete Waschmaschinen in ihre Einzelteile zerlegt, ihre Bestandteile wieder der Produktion zuführt und ihnen ein zweites, drittes und viertes Leben einhaucht. CirQuality OWL soll das Know-How über zirkuläres Wirtschaften in der Region stärken und ein Netzwerk für Erfahrungsaustausch, Diskussion und Wissenstransfer aufbauen. „Wir wollen die Unternehmen in allen Bereichen dazu befähigen, an der Circular Economy, an der zirkulären Wertschöpfung arbeiten zu können“, bringt Sven Brüske das Projektziel auf den Punkt. Im Ökosystem aus Unternehmen, Politik, Hochschulen und Gesellschaft werden die Akteure qualifiziert und strategisch unterstützt.
„Zu Beginn mussten wir den Begriff Circular Economy oftmals noch erklären – das hat sich innerhalb kürzester Zeit geändert.“
Als das Projekt vor zwei Jahren startete, war zirkuläres Wirtschaften ein eher „grünes Thema“, das bei den meisten Unternehmen keine Priorität genoss. Schließlich prasselten doch auf viele Mittelständler und Konzerne schon genügend andere Herausforderungen ein. So mussten die Projektmitarbeiter:innen und Expert:innen von CirQuality OWL im Kontakt mit den Betrieben oftmals bei null anfangen und zunächst ein Grundverständnis für zirkuläres Wirtschaften aufbauen – Sven Brüske verschlagwortet diesen Prozess unter „Capacity Buildung“. Den Unternehmen musste vielfach das hohe Potenzial dargelegt werden, das über ein ideelles Interesse an Nachhaltigkeit hinausgeht und wirtschaftlichen Nutzen verspricht. Die Reaktionen: Oftmals eher zurückhaltend. Es brauchte Zeit und Überzeugungsarbeit, um zu erkennen, dass Circular Economy kein kurzfristiger Trend ist. Inzwischen sind Brüske und sein Team selbst überrascht, in welcher Geschwindigkeit das Thema Fahrt aufgenommen hat.
„Das ist kein reines grünes Thema, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit.“
Um Circular Economy anzugehen, „gehört unternehmerischer Mut an der ein oder anderen Stelle dazu“, berichtet Brüske. Für viele Unternehmen wird es inzwischen allerdings wirtschaftlich notwendig. Denn gerade 2021 hat sich gezeigt, dass Rohstoffe knapper werden, nicht lieferbar sind oder sich stark verteuern. Insbesondere bei Elektrobauteilen kann der Mangel schon heute die Produktion beeinträchtigen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist abhängig von importierten Rohstoffen, wodurch heimische Unternehmen Engpässe sehr deutlich spüren. Steigt der Grad der Wiederverwertung bereits im Land befindlicher Stoffe, sinkt die Abhängigkeit von langen Lieferketten – Unternehmen werden somit resilienter.
Die Vorteile, die zirkuläres Wirtschaften verspricht, sind aus rein unternehmerischer Sicht bereits überzeugend. Hinzu kommen politische Vorgaben: Die EU legt mit dem Green Deal immer schärfere Vorgaben für Recyclingquoten und den Einsatz von zirkulär gewonnenem Material vor. Und auch beim Verbraucher hierzulande wächst das Interesse an nachhaltig hergestellten Gütern. Gleichzeitig stellt das unglaublich komplexe Thema gerade kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen: Wie und wo kann angefangen werden? Welche Akteure aus welchen Bereichen müssen mit ins Boot geholt werden? Klar ist: Um ein Produkt „from the cradle to the grave“, also über seinen gesamten Lebenszyklus mit Zirkularität im Hinterkopf begleiten zu können, müssen zahlreiche Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen.
„Ostwestfalen-Lippe ist der perfekte Nährboden.“
CirQuality OWL hat das Thema für Ostwestfalen-Lippe in den Fokus gerückt und erzeugt damit positive Resonanz inner- und außerhalb der Region: „Ostwestfalen-Lippe und Circular Economy – das hören wir häufig, dass das im Kontext steht“, berichtet Brüske. Unternehmen wie Windmöller, Schüco oder ZF Friedrichshafen gehen mit Best Practices voran und zeigen, dass sich ein finanzieller Vorteil – und damit ein Wettbewerbsvorteil – erzielen lässt. Die Voraussetzungen, die es für das zirkuläre Wirtschaften in OWL gibt, stimmen Brüske positiv: „Ein starker Produktionssektor, der aber rohstoffabhängig ist, mit unseren Digitalkompetenzen, mit unserer Hochschullandschaft, mit der Kooperationsbereitschaft zwischen Hochschulen, Unternehmen und Institutionen. Das ist der perfekte Nährboden!“
Am Samstag, den 11.12. fand der zweite Businessplanworkshop zum Thema "Preis und Prototypen" statt. Dieses Mal konnten wir 30 Teilnehmende begrüßen. Referent Nicolas Megow führte durch das Seminar.und im Anschluss gab es noch eine kurze online-Führung durch das StartMiUp in Minden mit dem Leiter Jens Walsemann.
Den richtigen Preis für die eigene Dienstleistung oder das eigene Produkt zu finden ist gar nicht so leicht. Neben den Herstellungskosten möchten Gründer und Gründerinnen ja schließlich in Zukunft auch von ihrem Unternhemen leben können. Welche Marge schlage ich also auf mein Produkt? Was nimmt mir die Kundschaft ab und sollte ich vielleicht erstmal meine Leistungen verschenken, um überhaupt Kundschaft zu bekommen? Viele solcher Fragen beschäftigen die Teams. Und nicht nur der Preis, sondern auch der Protoyp ist ein großes Thema: Kann ich erst auf den Markt gehen, wenn mein Produkt perfekt ist? Oder wie stelle ich das an?
Nicolas Megow, Experte für Lean Startup führte die Gründerinnen und Gründer mit vielen praktischen Beispielen und Leitlinien durch die Veranstaltung und gab Antworten und wertvolle Tipps zu den vielen Fragen. Am Ende blieb keine davon offen und die Teams nehmen, neben vielen detailiierten und individuellen Erkenntnissen, mindensten zwei Dinge mit:
1. Ich verschenke nichts und starte auch nicht mit Rabattaktionen, denn mein Produkt, meine Dienstleistung ist etwas wert. Sobald ich einen Kunden oder ein Kundin habe, die den Preis bezahlen möchte, dann lasse ich den Preis natürlich auch bezahlen.
2. Mein erstes Angebot (Protoyp) muss nicht perfekt sein, um auf den Markt zu gehen. Das Produkt entwickelt sich durch stetige Verbesserung, Feed Back und Evaluierung weiter, bis es eines Tages top ist, ganz nach dem Motto: "Wenn Dir die erste Version Deines Produktes nicht peinlich ist, hast Du es zu spät auf den markt gebracht."
Wir freuen uns auf die nächsten Veranstaltungen. Der 3. Businessplanworkshop findet am 22. Januar von 09:00 -16:00 online via Zoom statt und es geht um das spannende Thema " Markt, Wettbewerb und Markteintritt"
startklar zählt mittlerweile übrigens 75 teilnehmende Teams! Wir freuen uns riesig über die gute Resonanz :)
Hier noch eine Impression des Tages mit einigen der teilnehmenden Teams und Anna-Lena Lütke-Börding, OWL GmbH und Jens Walsemann, Leiter StartMiup
.
Am Samstag sind wir mit der Workshopreihe: In 4 Workshops zum Unternehmen gestartet. Nicolas Megow, Spezialist für Lean Startup hat die Teams hierzu in einem spannenden Seminar in der Founders Foundation mitgenommen auf eine Reise zum MIttelpunkt eines jeden Unternehmens: dem Fitting von Angebot und Nachfrage. Dabei ging Nicolas auf viele Aspekte rund um die Entwicklung und Verwerfung eines Angebotes, aber vor allem auch auf die Wichtigkeit der kontinuierlichen Anpassung des Angebots auf Grundlage von Messungen ein. Er stellte Tools und Zeitpläne vor und gab den Gründerinnen und Gründern so wertvolle und praxistaugliche Werkzeuge an die Hand. Eine spannende Veranstaltung, die den Teams nicht zuletzt zeigte, dass die Leanstatrup-Methode die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Markteintritts definitv erhöht.
Danke an Janina Ostendorf von der Founders Foundation für die Gastfreundschaft und den Supprt des Wettbewerbs als Lotsin. Ebenfalls dabei waren Jana Gerdes von der WEGE Bielefeld, die ebenfalls als Lotsin mit dabei ist und Anna-Lena Lütke-Börding von der OWL GmbH, die den Wettbewerb organisiert.
Wir freuen uns auf den nächsten Workshop am 11. Dezember im StartMiUp in Minden.
Hier noch eine Impression mit von links: Jana Gerdes, WEGE mbH | Anna-Lena Lütke-Börding, OWL GmbH | Janina Ostendorf, Founders Foundation gGmbH
Der startklar Businessplanwettbewerb ist Anfang November erfolgreich in die siebte Runde gestartet. Es haben sich bereits über 60 Teams mit Gründungsprojekten aus den vielfältigen Branchen mit spannenden neuen und innovativen Produkten und Dienstleistungen registriert. Der Mut, die Kreativität und das unternehmerische Denken der Gründerinnen und Gründer spiegelt den Gründungsgeist OstWestfalenLippes beispielhaft wider und wird nachhaltig dazu beitragen, dass OWL auch in Zukunft ein lebendiger Wirtschaftsstandort bleibt. Wir sind gespannt auf die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle und die Businesspläne, die wir im April 2022 zu sehen bekommen werden.
Am Montag, den 15. November fanden sich Vertreter und Vertreterinnen verschiedener startklar- Teams, der Partnerorganisationen, der Jury und der Sponsoren zusammen, um unter Einhaltung der Corona-Vorschriften und in inspirierender Atmosphäre den Auftakt des Wettbewerbs einzuläuten. Auf der Bühne begrüßte Hubert Böddeker, Vorsitzender der Jury und Geschäftsführer der Sparkasse Paderborn-Detmold die Anwesenden mit einer herzlichen Ansprache. Er machte deutlich warum sich die Sparkassen in OWL bereits seit vielen Jahren, u.a. als Hauptsponsor des startklar Wettbewerbs für Gründer und Gründerinnen einsetzen und wieso OWL gründungswillige Menschen braucht. Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH stellte die gute Zusammenarbeit der beteiligten Partnerorganisationen des Businessplanwettbewerbs in den Fokus seiner Rede. Denn die regionale Zusammenarbeit und gute Vernetzung der Aktuere in OWL ist ein wichtiger Pfeiler bei der Entwicklung und Pflege des Gründungsökosystems in OstWestfalenLippe und ist somit Motor für eine lebendige Gründungskultur. Auf den Ablauf des Wettbewerbs ging Anna-Lena Lütke-Börding, Projektleiterin des startklar Wettbewerbs bei der OstWestfalenLippe GmbH ein und brachte den Teams durch ein Interview mit der erfolgreichen Unternehmerin und Gründerin von somaFitness, Nina Kache, die Bedeutung der Erstellung eines Businessplans näher. Im Anschluss lernten die anwesenden Teams ihre Lotsinnen und Lotsen kennen und hatten die Möglichkeit, mit ausreichend Abstand, aber in live im hauseigenen Bistro in lockerer Atmosphäre zu netzwerken. Ein schöner Auftakt für eine großartige Wettbewerbsrunde.
Hier die startklar-Partner, die gleichzeitig wesentlicher Bestandteil des Gründungsökosystems in OWL sind:
Fachhochschule Bielefeld, Fachhochschule des Mittelstands, Fachhochschule der Wirtschaft, Founders Foundation, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, Industrie- und Handelskammer Lippe, Interkommunale Wirtschaftsförderung Kreis Herford, it´s OWL, Kreis Lippe, Kreis Minden-Lübbecke, Kreis Paderborn, Pro Wirtschaft GT, OstWestfalenLippe GmbH, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, TecUp Universität Paderborn, Universität Bielefeld, VDI Bezirksverein OWL, Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE Bielefeld, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn, heder:lab, Hochschule Hamm-Lippstadt, StartMiUp.
Hauptsponsor:
Sparkassen in OstWestfalenLippe
Weitere Sponsoren:
BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Handwerkskammer OWL, HLB Stückmann & Partner, IHK Ostwestfalen, IHK Lippe, IKK Classics, Schüco, Wago, Wortmann & Partner Rheda-Wiedenbrück
Wir laden herzlich zur startklar-Impulsveranstaltung am 15. November 2021 in die Sparkasse Paderborn-Detmold am Standort Paderborn ein. Neben allgemeinen Informationen zu startklar und dem Wettbewerbsablauf wollen wir Ihnen die Partner, Lots*innen und Expert*innen sowie unsere weiteren Unterstützungsangebote vorstellen. Erfolgreiche Unternehmer*innen und Preisträger*innen der letzten Wettbewerbsrunde geben Tipps und berichten über ihre Gründung. Anschließend laden wir Sie ein, bei einem kleinen Imbiss mit uns ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung findet unter Berücksichtigung der 3-G-Regeln statt.
Bielefeld, 28. Oktober 2021. Wie müssen digitale Weiterbildungsangebote didaktisch aufgebaut werden? Wie können wir deren Qualität bewerten und Beschäftigten helfen, die richtigen Angebote zu finden? Und wie werden sich Geschäftsmodelle von Weiterbildungsanbietern verändern? Antworten auf diese Fragen werden im Projekt Weiterbildung 4.OWL entwickelt, das die OstWestfalenLippe GmbH, die Universität Paderborn, das Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik, der Plattformanbieter Magh und Boppert GmbH, das Industrieunternehmen Phoenix Contact und die Unternehmensberatung Unity AG in den nächsten drei Jahren umsetzen. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt hat sich im Innovationswettbewerb INVITE (Digitale Plattform berufliche Weiterbildung) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgesetzt und wird mit 1,9 Millionen Euro gefördert.
Die Digitalisierung bietet viele Chancen für die berufliche Weiterbildung, stellt die regionalen Anbieter und Nutzer entsprechender Angebote aber zugleich vor große Herausforderungen. Im Fokus stehen dabei digitale Weiterbildungsplattformen. Diese bergen einerseits große Potenziale, die Qualität von Angeboten und das Zusammenspiel zwischen den Akteuren einer Wirtschafts- und Bildungsregion wie OWL zu verbessern. Andererseits werden Unternehmen und Lernende mit einer unüberschaubaren Vielfalt digitaler Angebote konfrontiert. Weiterbildungseinrichtungen müssen ihre Angebote digitalisieren und Plattformen nutzen, um kundenorientiert und wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Projekt „Weiterbildung 4.OWL – Regional. Digital. Vernetzt“ erarbeiten die sechs Partner didaktische, technologische und wirtschaftliche Lösungen, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen und ihre Potenziale für die Wirtschafts- und Bildungsregion Ostwestfalen-Lippe zu erschließen.
„Das Projekt bietet eine große Chance, die digitale Transformation der Weiterbildung zu gestalten. Wir entwickeln bedarfsorientierte Angebote, die wir für Unternehmen, Beschäftigte und Weiterbildungsanbieter nutzbar machen. Damit ist das Projekt ein wichtiger Baustein für die Fachkräftesicherung der Industrie in OWL“, unterstreicht Wolfgang Marquardt, Prokurist bei der OstWestfalenLippe GmbH. „Wir freuen uns sehr, dass wir von der Jury aus über 150 Bewerbungen ausgewählt wurden. Das BMBF hat unseren regionalen Ansatz gelobt und sieht das Projekt als Modell für andere Regionen“.
Eine erste Stoßrichtung des Projekts ist die nutzer- und qualitätsorientierte Gestaltung des digitalen Lernens und der Kompetenzentwicklung von Beschäftigten. „Aus didaktischer Perspektive möchten wir Qualitätskriterien für gute digitale Angebote identifizieren“ erläutert Marc Beutner, Professor für Wirtschaftspädagogik an der Universität Paderborn. „Diese sollen anschließend in plattformbezogene Werkzeuge überführt werden, mit deren Hilfe Nutzer beispielsweise Weiterbildungsangebote vergleichen oder bewerten und Anbieter hochwertige Lernarrangements gestalten können.“
Eine zweite Stoßrichtung ist die technische Vernetzung und wirtschaftliche Gestaltung des Weiterbildungsökosystems. „Wir möchten Schnittstellen zwischen verschiedenen Plattformen konzipieren, über die etwa personenspezifische Weiterbildungszertifikate oder -angebote standardisiert und sicher ausgetauscht werden können“ erklärt Katharina Altemeier, Leiterin IEM-Academy beim Fraunhofer-Institut. „Außerdem möchten wir nachhaltige Geschäftsmodelle für zunehmend plattformbasierte Weiterbildungsökosysteme entwickeln.“
Die Projektpartner freuen sich, in den kommenden drei Jahren wichtige Herausforderungen für die digitale Weiterbildung in der Region anzugehen.
Pressekontakt
OstWestfalenLippe GmbH
Beatrice Richert
Telefon: 0521-96733-120
E-Mail: b.richertnoSpam@ostwestfalen-lippe.de
Über die OstWestfalenLippe GmbH – Gesellschaft zur Förderung der Region
Die OstWestfalenLippe GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn und der kreisfreien Stadt Bielefeld sowie von Wirtschaft und Wissenschaft in OWL. Aufgabe ist es, OWL im Standortwettbewerb der Regionen als leistungsstarken Wirtschafts- und Kulturraum zu positionieren und zur Zukunftsfähigkeit des Standorts beizutragen. Zu den vielfältigen Arbeitsbereichen der OWL GmbH gehören Regionalmarketing, Regionalentwicklung, das OWL Kulturbüros, der Teutoburger Wald Tourismus, die Regionalagentur OWL, das Kompetenzzentrum Frau und Beruf sowie das Management der REGIONALE 2022 in OWL. Insgesamt arbeiten ca. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Unternehmen, das 1993 an den Start ging. Geschäftsführer ist Herbert Weber. www.ostwestfalenlippe.de
Bielefeld, 28. Oktober 2021. Wie müssen digitale Weiterbildungsangebote didaktisch aufgebaut werden? Wie können wir deren Qualität bewerten und Beschäftigten helfen, die richtigen Angebote zu finden? Und wie werden sich Geschäftsmodelle von Weiterbildungsanbietern verändern? Antworten auf diese Fragen werden im Projekt Weiterbildung 4.OWL entwickelt, das die OstWestfalenLippe GmbH, die Universität Paderborn, das Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik, der Plattformanbieter Magh und Boppert GmbH, das Industrieunternehmen Phoenix Contact und die Unternehmensberatung Unity AG in den nächsten drei Jahren umsetzen. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt hat sich im Innovationswettbewerb INVITE (Digitale Plattform berufliche Weiterbildung) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgesetzt und wird mit 1,9 Millionen Euro gefördert.
Die Digitalisierung bietet viele Chancen für die berufliche Weiterbildung, stellt die regionalen Anbieter und Nutzer entsprechender Angebote aber zugleich vor große Herausforderungen. Im Fokus stehen dabei digitale Weiterbildungsplattformen. Diese bergen einerseits große Potenziale, die Qualität von Angeboten und das Zusammenspiel zwischen den Akteuren einer Wirtschafts- und Bildungsregion wie OWL zu verbessern. Andererseits werden Unternehmen und Lernende mit einer unüberschaubaren Vielfalt digitaler Angebote konfrontiert. Weiterbildungseinrichtungen müssen ihre Angebote digitalisieren und Plattformen nutzen, um kundenorientiert und wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Projekt „Weiterbildung 4.OWL – Regional. Digital. Vernetzt“ erarbeiten die sechs Partner didaktische, technologische und wirtschaftliche Lösungen, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen und ihre Potenziale für die Wirtschafts- und Bildungsregion Ostwestfalen-Lippe zu erschließen.
„Das Projekt bietet eine große Chance, die digitale Transformation der Weiterbildung zu gestalten. Wir entwickeln bedarfsorientierte Angebote, die wir für Unternehmen, Beschäftigte und Weiterbildungsanbieter nutzbar machen. Damit ist das Projekt ein wichtiger Baustein für die Fachkräftesicherung der Industrie in OWL“, unterstreicht Wolfgang Marquardt, Prokurist bei der OstWestfalenLippe GmbH. „Wir freuen uns sehr, dass wir von der Jury aus über 150 Bewerbungen ausgewählt wurden. Das BMBF hat unseren regionalen Ansatz gelobt und sieht das Projekt als Modell für andere Regionen“.
Eine erste Stoßrichtung des Projekts ist die nutzer- und qualitätsorientierte Gestaltung des digitalen Lernens und der Kompetenzentwicklung von Beschäftigten. „Aus didaktischer Perspektive möchten wir Qualitätskriterien für gute digitale Angebote identifizieren“ erläutert Marc Beutner, Professor für Wirtschaftspädagogik an der Universität Paderborn. „Diese sollen anschließend in plattformbezogene Werkzeuge überführt werden, mit deren Hilfe Nutzer beispielsweise Weiterbildungsangebote vergleichen oder bewerten und Anbieter hochwertige Lernarrangements gestalten können.“
Eine zweite Stoßrichtung ist die technische Vernetzung und wirtschaftliche Gestaltung des Weiterbildungsökosystems. „Wir möchten Schnittstellen zwischen verschiedenen Plattformen konzipieren, über die etwa personenspezifische Weiterbildungszertifikate oder -angebote standardisiert und sicher ausgetauscht werden können“ erklärt Katharina Altemeier, Leiterin IEM-Academy beim Fraunhofer-Institut. „Außerdem möchten wir nachhaltige Geschäftsmodelle für zunehmend plattformbasierte Weiterbildungsökosysteme entwickeln.“
Die Projektpartner freuen sich, in den kommenden drei Jahren wichtige Herausforderungen für die digitale Weiterbildung in der Region anzugehen.
Pressekontakt
OstWestfalenLippe GmbH
Beatrice Richert
Telefon: 0521-96733-120
E-Mail: b.richertnoSpam@ostwestfalen-lippe.de
Über die OstWestfalenLippe GmbH – Gesellschaft zur Förderung der Region
Die OstWestfalenLippe GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn und der kreisfreien Stadt Bielefeld sowie von Wirtschaft und Wissenschaft in OWL. Aufgabe ist es, OWL im Standortwettbewerb der Regionen als leistungsstarken Wirtschafts- und Kulturraum zu positionieren und zur Zukunftsfähigkeit des Standorts beizutragen. Zu den vielfältigen Arbeitsbereichen der OWL GmbH gehören Regionalmarketing, Regionalentwicklung, das OWL Kulturbüros, der Teutoburger Wald Tourismus, die Regionalagentur OWL, das Kompetenzzentrum Frau und Beruf sowie das Management der REGIONALE 2022 in OWL. Insgesamt arbeiten ca. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Unternehmen, das 1993 an den Start ging. Geschäftsführer ist Herbert Weber. www.ostwestfalenlippe.de
Welche Trends und Themen werden zukünftig wichtig für mein Unternehmen? Wie kann ich mein Unternehmen auf diese zukünftigen Entwicklungen vorbereiten? Diese Fragen werden derzeit mit fünf Unternehmen in OstWestfalenLippe für das Regionalentwicklungsprojekt OWL2025 beantwortet, in dem Fraunhofer IEM und OstWestfalenLippe GmbH ihre Kräfte bündeln. Dabei werden unterschiedliche Branchen betrachtet, die für die heimische Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind. In den kommenden Monaten präsentieren wir die Erkenntnisse, die aus den gemeinsamen Modellprojekten entstanden sind, und machen sie für andere Unternehmen nutzbar. So sollen Impulse für zukunftsfähige Branchen gesetzt werden. Einen Einblick in die Arbeit mit dem Modellunternehmen aus dem Bereich „Bau“, Hochbau Detert aus Bielefeld, lesen Sie hier.
Hochbau Detert ist mit 35 Mitarbeiter:innen für OWL zwar ein eher großes Bauunternehmen, steht aber dennoch exemplarisch für viele Akteure der Branche. Diese besteht aus einer Handvoll überregional bekannter und relevanter Unternehmen und sehr vielen kleinen, inhabergeführten Betrieben. Genau wie Hochbau Detert stehen die meisten vor der Frage, wie sie ihren Baubetrieb zukunftsfähig machen können: Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Welche Trends sind gekommen, um zu bleiben, und wie bildet man das ab? Norma Bopp-Strecker, Geschäftsführerin von Hochbau Detert, hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit einem Team des Fraunhofer IEM Antworten darauf erarbeitet.
Ein Zielbild erarbeiten: Wohin kann die Reise gehen?
Das Vorgehen gliederte sich in fünf Schritte. Den Anfang bildete eine Trendanalyse: In einem digitalen Workshop wurden 23 Trends und Entwicklungen diskutiert, die perspektivisch Einfluss auf das Unternehmen und die Branche haben können. So wurde über Themen wie Additive Fertigung und Künstliche Intelligenz gesprochen, aber auch über gesellschaftliche Veränderungen, etwa Sharing Economy. Diese und viele weitere Entwicklungen wurden dann auf das eigene Unternehmen projiziert: Welche Auswirkungen wird dieser Trend haben? Wie stark betrifft es uns, und welche Anpassungen wären nötig, um das Thema zu verinnerlichen? Das Ergebnis dieser Diskussion gab die Stoßrichtungen für den weiteren Projektverlauf vor. Als Modellunternehmen der Baubranche waren für Hochbau Detert u.a. Automatisierung und der Aufbau von Wissensdatenbanken besonders relevant. Als Zielbild nimmt der Betrieb sich vor, ein BIM-fähiges Unternehmen mit innovativem Wissensmanagement zu werden.
BIM – Building Information Modelling – bezeichnet eine Methode, bei der eine Art digitaler Zwilling eines Gebäudes erschaffen wird. Dieser Zwilling enthält z.B. Informationen zu verlegten Leitungen und Rohren, zu Art und Position von Baustoffen und zu für die Bewirtschaftung des Gebäudes besonders wichtiger Anlagen. Der Zwilling soll künftig bereits vor dem Bau fertig bereitstehen und etwa dabei unterstützen, die Schnittstellen zwischen einzelnen Gewerken auf der Baustelle möglichst reibungslos zu gestalten. Später können Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten am fertigen Objekt durch die abgespeicherten Informationen genau geplant und durchgeführt werden. Diese Technologie spielt auf den Trendradaren der Baubranche eine große Rolle. Gerade kleine und Kleinstunternehmen tun sich jedoch schwer dabei, die Voraussetzungen für den Einsatz von BIM herzustellen.
Einstellen auf die zukünftigen Bedarfe der Branche
Was es genau für ein Unternehmen bedeutet, diese Voraussetzungen zu schaffen, wurde in den darauffolgenden Workshops mit Hochbau Detert modellhaft erarbeitet. Die Prozesse des Betriebs strukturieren sich entlang der Bauphasen eines Gebäudes: Von der Beratung und Planung über z.B. die Kalkulation und den Bau bis hin zur Übergabe. Entlang dieses Zyklus wurden gemeinsam Potenziale identifiziert, die Hochbau Detert umsetzen muss, um seine Prozesse BIM-fähig zu machen: Wo kann das Unternehmen ansetzen, um sowohl die administrativen Prozesse zu digitalisieren, als auch in der Planung in ein 3D Modell überzugehen? Als Hochbauunternehmen befindet sich Hochbau Detert inmitten einer Wertschöpfungskette, die von der engen Zusammenarbeit mit vor- und nachgelagerten Akteuren geprägt ist. Damit geht auch eine starke Abhängigkeit von diesen einher. Sollte BIM bei einem zukünftigen Bauprojekt als durchgängiges Planungsinstrument eingesetzt werden, muss das Unternehmen darauf eingestellt sein. Wurden die technischen und organisatorischen Voraussetzungen dafür bereits getroffen, kann Hochbau Detert sich somit einfach „andocken“.
Zusammen mit anderen Potenzialen dient das Thema BIM als Basis für eine Digitalisierungsroadmap, die die strategische, digitale Ausrichtung von Hochbau Detert lenken soll. Diese Zusammenstellung dient dem Unternehmen ab sofort als Maßnahmenplan auf dem Weg zum BIM-fähigen Unternehmen. So hat Hochbau Detert sich darauf vorbereitet, die für sich als relevant erachteten Zukunftsthemen der Baubranche offen und frühzeitig anzugehen. Die Erfahrungen, die aus der Zusammenarbeit des Unternehmens mit dem Fraunhofer IEM entstanden sind, werden Anfang 2022 für die Weiterverwendung durch andere Unternehmen der Branche aufbereitet. So soll ein Impuls gegeben werden, um kleinen und mittleren Betrieben in OWL auf dem Prozess der Digitalisierung eine Hilfestellung zur Verfügung zu stellen.
„Die Erfahrungen in den Workshops, mit den Teilnehmern im direkten Kontakt; dieses Gefühl von: Hier entsteht gerade etwas, die Leute nehmen etwas mit - das sind die Momente, in denen ich mir denke: Dafür mach ich’s.“
Robin Kruse leitet beim Innovationsnetzwerk InnoZent OWL das Projekt Digital.Verbunden. 2019 war Digital.Verbunden. mit dem Ziel an den Start gegangen, kleine und mittlere Unternehmen in OstWestfalenLippe dazu zu ermutigen, auch auf digitalem Wege Kontakt zu ihren Kunden zu halten. Die Vorteile einer digitalen Kundenstrategie sind vielfältig und decken ein breites Spektrum möglicher Anwendungsfälle ab: Von der Reichweitenerhöhung durch Social Selling und Ads, zum klassischen Webshop über virtuelle Showrooms bis hin zu Wartungs- und Reparaturangeboten, bei dem ein Servicemitarbeiter dem Kundenunternehmen per Augmented oder Virtual Reality-Brille aus der Ferne zugeschaltet wird und so Anweisungen gibt. So entfallen etwa Anfahrtszeiten und -kosten. Das ideale Ergebnis: digitale Möglichkeiten erleichtern die Kundenbeziehung - und zwar an jedem Punkt der Customer Journey.
Trotz des großen Potenzials für Vertriebs-, Service- und Marketingaktivitäten ist das Maß, zu dem mittelständische Unternehmen in OstWestfalenLippe digital mit ihren Kunden verbunden sind, nach wie vor eher überschaubar. Zwar geben 2021 93% der Unternehmen in OWL an, dass digitale Kundenschnittstellen für sie eine eher große oder große Rolle spielen. Digitale Kontaktmöglichkeiten, die über Website, E-Mail und Social Media hinausgehen, haben trotzdem nur knapp die Hälfte der befragten Betriebe im Einsatz. Für Robin Kruse liegt das an der Ungewissheit, inwiefern sich die Neuausrichtung aufs Digitale für ein Unternehmen lohnt: „Das Problem ist, dass man sich eine digitale Identität schaffen muss, und das ist nicht mit ein paar Klicks getan – du musst die ganze Zeit dranbleiben. Und es ist zu Anfang nicht ersichtlich, was das überhaupt bringt. Da erscheinen andere Investitionen, wie Beispielsweise in die Modernisierung des Maschinenparks, auf den ersten Blick zielführender.“ Weitläufig bekannte Beispiele wie Amazon und Facebook zeigten zwar, dass sich mit digitalen Kundenschnittstellen potenziell Milliarden scheffeln ließen. An greifbaren Beispielen aus der eigenen Blase, der eigenen Branche oder dem näheren Unternehmensumfeld mangele es jedoch meist, so Kruse.
„Wir verstehen uns als Lotsen: Worauf muss man achten, was sind erste Schritte, bei denen wir begleiten können, um dann sagen zu können: In diese Richtung sollte es weitergehen.“
An diesem Punkt setzen die Angebote von Digital.Verbunden. an. Interessierte Firmen können bei Workshops, Pilotprojekten und anderen Formaten herausfinden, ob und wo digitale Kundenschnittstellen für das jeweilige Unternehmen in Frage kommen. So haben die Projektmitarbeiter:innen und Expert:innen die nur schwer überblickbaren, technologischen Möglichkeiten auf den Boden der Praxis geholt und für die regionale Wirtschaft greifbar gemacht. Seit Oktober 2019 konnten in knapp 60 durchgeführten Fachvorträgen, Erfahrungsaustauschgruppen und Workshops mit Unternehmen etwa 630 Teilnehmer:innen erreicht werden. Neben vielen positiven Beispielen wurde im Laufe des Projektes aber auch klar, dass das Interesse am und der Einsatz für das Thema ausbaufähig sind: „Es sind deutlich mehr Leute, die wieder abspringen, als die, die wirklich am Ball bleiben. Ich glaube, da geht es dann oft erstmal nur um das Gefühl, sich informiert zu haben und die Relevanz für das eigene Unternehmen einschätzen zu können.“ Auch die Corona-Krise – eigentlich im Ruf, ein großer Treiber beim Ausbau digitaler Fähigkeiten zu sein – habe hier nur zu kleinen Schritten in die richtige Richtung geführt. Videokonferenztools wie Zoom und Teams seien zwar mittlerweile in weiten Teilen der Wirtschaft angekommen – im Vergleich zu prä-Corona-Zeiten ein Plus von 28% – darüber hinaus ist aber nach wie vor wenig passiert.
„Diejenigen, die erkannt haben, dass sie etwas ändern wollen, die aber noch nicht wissen, wie.“
Robin Kruse hebt hervor: „Mit motivierten Leuten erreicht man am meisten, die sieht man öfter, die kommen wieder und treiben die Dinge bei sich intern vorwärts. Das macht Spaß und führt einem vor Augen, was wir mit unserem Projekt bewirken konnten und, dass das Thema hochaktuell und relevant ist.“ Besonders hoch im Kurs standen in Coronazeiten Veranstaltungen rund um den Einsatz von digitalen Kundenschnittstellen zur Neukundenakquise, so Kruse. Gerade hier hatte die Pandemie besonders hart zugeschlagen: Gesetzte Jahreshöhepunkte wie Messen, im Mittelstand oft zentrale Hebel für die Kundengewinnung, mussten ausfallen; die so verlorenen Kontakte auf anderen Wegen wieder eingeholt werden. Die Themen der Stunde: Digitales Marketing und digitaler Vertrieb. In Digital.Verbunden. haben Unternehmensvertreter:innen einen Partner gefunden, um diese Felder zu erkunden und Know-How zu gewinnen. So konnten Betriebe etwa niedrigschwellig Kontakte zu Expert:innen und anderen Unternehmen knüpfen, die mit ähnlichen Interessen vor vergleichbaren Herausforderungen stehen.
Dieser Netzwerkaspekt spiegelt sich für Robin Kruse auch in der Organisation des Projekts wider: "Ohne unsere Partner wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Wir binden über unsere Partner Kompetenzen ein, die wir selber nicht haben, und stellen sie interessierten Unternehmen zur Verfügung. Über die Zusammenarbeit sind wir auch immer wieder auf Ideen gekommen, auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre.“ Zu dem mit rund 40 Partnern bemerkenswert breit aufgestellten Netzwerk von Digital.Verbunden. zählen IHKs und Wirtschaftsförderer genauso wie Unternehmen, die sich im Bereich der digitalen Kundenschnittstellen spezialisiert haben – sei es im Bereich Sales, Marketing oder Service. „Da haben wir quasi genau diesen Netzwerkgedanken vorgelebt, den wir auch nach außen tragen wollen.“
Optimistischer Ausblick für die digitale Kundenschnittstelle
In diesem letzten Drittel des Projektes tut sich neben dem Blick in die Vergangenheit auch ein Fenster in die Zukunft auf: Die Projektmitarbeiter:innen haben sich über 2 Jahre hinweg in einem gewissen Kosmos bewegt, haben Kontakte geknüpft, Einschätzungen, Hoffnungen und Sorgen gehört. Gerade die Coronazeit war hier besonders eindrücklich. Robin Kruse wagt einen Ausblick, wie sein Thema sich entwickeln wird: „Dieser akute Schmerz, durch die Einschränkungen während der Pandemie keine Neukunden generieren zu können, wird wegfallen, sobald Messen wieder stattfinden und Kunden wieder besucht werden können. Dadurch wird das allgemeine Interesse am Thema nachlassen, da bin ich mir sicher. Wegzudenken ist es aber nicht mehr. Und spätestens, wenn man sich die Zahlen ansieht, wie viele Reisekosten man allein schon wegen Corona und dem Umstieg auf Videomeetings gespart hat, werden sich einige nochmal genauer ansehen, was sonst noch so möglich ist.“
Bezogen auf digitale Kundenschnittstellen wird es in Ostwestfalen-Lippe weiterhin große Unterschiede zwischen denen, die machen, denen, die wollen, und denen, die warten geben. Egal, in welcher Gruppe man sich befindet – Robin Kruse empfiehlt allen: „Über den eigenen Schatten springen, Fragen stellen, so viel wie möglich mit Experten und anderen Unternehmen austauschen und schnell in die Praxis kommen. So werden Inhouse-Kompetenzen aufgebaut, mit denen man auch Hilfsangebote von außen besser einschätzen und auf die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Das wichtigste ist aber, dem Thema den angemessenen Stellenwert einzuräumen“ – und dann kann es klappen mit den eigenen, digitalen Kundenschnittstellen.
Bielefeld / Paderborn, 5. Oktober 2021 // Wie verändert die Digitalisierung die berufliche Bildung? Welche Kompetenzen benötigen die Fachkräfte der Zukunft und wie können wir sie in der Aus- und Weiterbildung vermitteln? Kaum ein anderes Thema beschäftigt den Bildungsbereich so wie die digitale Transformation der Arbeitswelt. Die Initiative Bildung 4.OWL der OstWestfalenLippe GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den Bildungsakteuren in der Region die notwendigen Veränderungen entlang der Bildungskette zu gestalten. Wo genau hier die Bedarfe und Chancen liegen, wurde auf dem dritten Bildungsdialog 4.OWL diskutiert, zu dem die OstWestfalenLippe GmbH und der Kreis Paderborn in das Kreishaus und zu einem Livestream eingeladen hatten. Rund 110 Interessierte aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Leben bekamen Einblicke in aktuelle Herausforderungen für die berufliche Bildung und Lösungsansätzen, die bereits in der Praxis Anwendung finden.
Frank Frick, Director und Leiter des Programms Lernen fürs Leben bei der Bertelsmann Stiftung, unterstreicht die Bedeutung der digitalen Transformation der Berufswelt für die Bildung: „Ich glaube, es gibt kein Gewerk, das nicht gerade völlig durcheinandergewirbelt wurde oder wird, und wo die Anforderungen gerade nicht dramatisch steigen. Die Digitalisierung schafft neue und durchdringt traditionelle Berufe.“ Durch neue Technologien veränderten sich so auch die konkreten Aufgaben. „Da braucht es vor allem eines: Jugendliche, die damit umgehen können“, so Frank Frick.
Die Ziele sind also klar, ebenso jedoch die Herausforderungen. Während etwa die Affinität der jungen Generationen zu digitalen Medien hoch sei, liegt Deutschland in Bezug auf die digitale Kompetenz Jugendlicher im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Die Lösung: „Frühzeitig Digital Literacy erlernen; das beginnt in der Familie und geht weiter über die Schule. In den Berufsschulen kann dann darauf aufgebaut werden“, erklärt Frick. Um den Aufbau technischer Kompetenzen überhaupt erst zu ermöglichen, sei die technische Ausstattung der Schulen ein zentraler Punkt, an dem es heute oftmals noch mangele. Auch Stefan Höwekenmeier, Teamleitung Personal bei ELHA-MASCHINENBAU Liemke, wünscht sich eine möglichst frühzeitige Heranführung Jugendlicher an digitale Medien in der Lernwelt: „Es gibt viele Möglichkeiten – sei es Hardware, sei es Software – beim Lernen noch mehr digitale Technologien einzusetzen und zu nutzen. Damit umgehen zu können ist ganz entscheidend für junge Fachkräfte.“
Verbesserung der technischen Ausstattung, ja – aber dort, wo es sinnvoll ist
Annette Mühlenhoff, Schuldezernentin des Kreises Paderborn, betont jedoch, dass die Anschaffung neuer Technik alleine bei weitem nicht ausreiche: „Einen WLAN Access Point an die Wand zu schrauben, macht die Infrastruktur nicht zukunftstauglich. Da ist viel konzeptionelle Arbeit erforderlich. Es müssen neue Berufsbilder von den Lehrkräften erst einmal entwickelt und zusammen mit der digitalen Technik in pädagogische Konzepte gegossen werden.“ Auch Dr. Maribel Illig, Geschäftsführerin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, unterstreicht die Relevanz eines sinnvollen Einsatzes digitaler Technologien im Unterricht: „Wenn die Lehrkräfte das Gefühl haben, dass ihnen etwas hilft, besseren Unterricht zu machen, dann wird es eingesetzt; nicht einfach nur, weil es digital ist. An der Entwicklung entsprechender Konzepte arbeiten wir, aber es ist ein iterativer Prozess, bei dem nicht jeder Versuch zum Ziel führt.“
Die Pandemie hat gezeigt, wie es gehen kann. Im Frühjahr 2020 standen tausende Lehrkräfte vor der Herausforderung, in kürzester Zeit digitalen Unterricht können zu müssen – eine fundamentale Anpassung der gewohnten Lehrkonzepte war nötig. Die meisten Berufsschullehrer:innen waren damit überraschend erfolgreich: Laut Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) geben fast die Hälfte der Auszubildenden dem Homeschooling eine Note von gut oder sehr gut. „Ein tolles Ergebnis, wenn man bedenkt, dass die Berufsschullehrer:innen und Ausbilder:innen die Digitalisierung nicht unbedingt als Schwerpunkt in ihrer eigenen Ausbildung hatten“, resümiert Frank Frick. Erreicht wurde dieses gute Umfrageergebnis allerdings in erster Linie durch den informellen Austausch mit Kolleg:innen und das Selbststudium – eine Fähigkeit, die auch für junge Menschen immer wichtiger wird. Selbstorganisiertes Lernen ist ein zentrales Stichwort für die digitale Bildung der Zukunft, auf das Bildungseinrichtungen entlang der gesamten Bildungskette in zunehmendem Maße eingehen: „Schüler:innen müssen Herausforderungen, Problemstellungen und Situationen analysieren und selbstständig überlegen, was sie tun müssen, um ans Ziel zu gelangen. Welche Schritte müssen gemacht, welche Informationen gesammelt werden? So lernen Schüler:innen, zu planen, und auf Basis der vorliegenden Situation begründete Entscheidungen zu treffen. Am Ende steht dann ein greifbares Ergebnis; das stärkt das Selbstvertrauen der jungen Menschen“, erklärt Dr.-Ing. Raphael Wortmann, Leiter des Carl-Miele-Berufskollegs in Gütersloh, die Vorgehensweise. Werden diese Grundkompetenzen verinnerlicht, haben junge Fachkräfte die nötigen Werkzeuge, um sich in einer sich schnell verändernden, digitalen Welt auch auf neue Berufsbilder und Aufgabenfelder einstellen zu können.
Know-How auf dem kürzesten Weg von der Praxis in die Lehre
Aber nicht nur die Auszubildenden müssen anpassungsfähig sein, auch das duale Ausbildungssystem an sich muss in immer kürzeren Abständen fachliche Veränderungen an Lehrinhalten didaktisch aufbereiten. Lösungsansätze dazu stellt Andre Wilms, Standortleiter Nord der Nachwuchsstiftung Maschinenbau, beim Bildungsdialog 4.OWL vor. Hier entstehen auf Basis enger Kooperationen zwischen Berufskollegs und Unternehmen einzigartige Lernumgebungen, in denen aktuellstes Know-How aus der Praxis direkt an die Schulen gegeben wird. Die Nachwuchsstiftung tritt dabei als Mittler auf, der das komplexe Fachwissen in niedrigschwelligen Qualifizierungsangeboten und Lehrmaterialien kondensiert anbietet – nicht nur für die Berufsschüler:innen, sondern auch für Lehrkräfte und Ausbilder:innen. Mit dem Projekt NRWgoes.digital engagiert sich die Nachwuchsstiftung Maschinenbau seit 2018 in einer landesweiten Qualifizierungsoffensive für Multiplikator:innen. In acht Modulen – allesamt thematisch aus dem Umfeld der Industrie 4.0 – können hier Berufsschullehrkräfte, Ausbilder:innen, Auszubildende und Schüler:innen auf das aktuellste Wissen namhafter Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen zugreifen. In der Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren sollen diese Module von 600 Multiplikator:innen und 1.000 Auszubildenden wahrgenommen werden. Hinter dem Projekt steht ein umfangreiches Partnernetz: „Daran sieht man, dass die Branche erkannt hat: Wir müssen etwas für die berufliche Bildung tun, denn letzten Endes tun wir damit etwas für uns selbst“, erklärt Andre Wilms.
Christoph Rüther, Landrat des Kreises Paderborn, zieht ein positives Fazit der Diskussion und blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Die Relevanz dieser Thematik ist für uns alle unbestritten und durch die Pandemie nochmal verstärkt worden. Ich freue mich, dass sich so viele Partner für diese Thematik einsetzen und die berufliche Bildung so in der Region gefordert und gefördert wird. Die Grundsteine sind durch die Arbeitsgruppe Bildung 4.OWL und das Institut für berufliche Bildung OWL gelegt. Gewinnbringende Ideen und Projekte sind initiiert. Wichtig ist es, sich jetzt gemeinsam auf den Weg zu machen und weiterhin eine enge Kooperation zwischen den beteiligten und noch zu gewinnenden Partnern zu leben.“
OstWestfalenLippe 2025 – Neue Ansätze für die Regionalentwicklung
Die OstWestfalenLippe GmbH geht die Herausforderungen gemeinsam mit den Schulträgern der Kreise und der Stadt Bielefeld, den Berufskollegs, den Hochschulen und den Weiterbildungsnetzwerken in OWL an. „Mit unserer neuen Strategie OstWestfalenLippe 2025 wollen wir die Potenziale der Digitalisierung auch in der beruflichen Bildungskette nutzbar machen. Dazu haben wir bereits 18 Projekte auf den Weg gebracht“, erläutert Wolfgang Marquardt, Prokurist der OWL GmbH. „So bieten wir beispielsweise gemeinsam mit den zdi-Zentren und dem Bildungswerk der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft im Rahmen von MINT 4.OWL Jugendlichen in der Berufsorientierung eine Plattform, die die Arbeitswelt von morgen für sie begreifbar macht. Im Projekt Vernetzte Lernorte 4.OWL entwickeln Berufskollegs, Schulträger und Bezirksregierung gemeinsam pädagogische Konzepte für das Thema Digitalisierung und ermitteln Potenziale für die digitale Infrastruktur an den Schulstandorten. Bildungskarrieren flexibel zu gestalten und individuell passgenaue Bildungsangebote zu ermöglichen hat sich wiederum das Projekt Bildungsbrücken zum Ziel gesetzt, in dem TH OWL, Kreishandwerkerschaft und Kreis Lippe duale und akademische Ausbildung gemeinsam betrachten und flexible Übergänge gestalten.“