Netzwerk W bietet am 17.01.2019 von 9.00 bis 14.00 Uhr Thementag „Wiedereinstieg Kompakt“ im Kreishaus Paderborn an.
Kreis Paderborn: „Sie möchten gerne zurück in Ihren Beruf und möchten wissen, wie lässt sich das mit Ihrer Familienaufgabe vereinbaren? Wo finden Sie kompetente Beratung, wer gibt Ihnen Informationen zur Betreuung Ihrer Kinder oder Pflege der Eltern während Ihrer Arbeitszeit? Wie sollte eine aussagekräftige Bewerbung aufgebaut sein und welche Themen können mit dem Arbeitgeber zu klären sein?“
Das Netzwerk W (Wiedereinstieg) ist ein Zusammenschluss von Institutionen im Kreis Paderborn, welche besonders die beruflichen Perspektiven von Frauen nach der Familienphase in den Blick nehmen. In einer kompakten Veranstaltung am 17. Januar 2019 findet der Thementag „(Arbeits-) Platz da – hier komme ich!“ statt, durch den die Kabarettistin Hettwich vom Himmelsberg führt.
„Unser Motto (Arbeits-)Platz da – hier komme ich! ist Programm“, erklärt Rita Fust von der SBH West - Trägerin des vom Land NRW geförderten Projektes, die gemeinsam mit den Netzwerkpartnerinnen für diese Veranstaltung Fördermittel beim Land NRW beantragt hat. Die vielfältigen Angebote der Veranstaltung sollen helfen, die ersten Schritte für den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu gehen und (wieder) Fuß zu fassen.
An verschiedenen Informationsständen können persönliche Fragen direkt bei den mitwirkenden Akteuren geklärt werden. Sie erfahren in einer entspannten Atmosphäre, wie die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Paderborn Sie bei Ihrem Wiedereinstieg unterstützen können, wie Sie eine gute Bewerbung schreiben und welche Fortbildungen und Umschulungen möglich sind.
Sie sind schon aktiv geworden, sind sich aber nicht sicher, ob Sie auf dem richtigen Weg sind? Neben einem Bewerbungsmappen-Check können Sie sich an Infoständen über den Wiedereinstieg in bestimmte Berufsgruppen, aber auch über Ausbildung, Umschulung und Unterstützungsangebote informieren.
Im Workshop „Bewerbungsknigge“ erlernen Sie zum Beispiel Tipps und Tricks zum richtigen Verhalten in Bewerbungsgesprächen.
Erfahren Sie Interessantes bei Podiumsgesprächen mit UnternehmerInnen und finden Sie bei einer Farb- und Stilberatung Ihr optimales Styling. Und für die perfekte Bewerbung können Sie professionelle Bewerbungsfotos erstellen lassen (Kostenbeitrag 5 Euro).
Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Damit Sie die zahlreichen Angebote nutzen können, wird während der Veranstaltung eine kostenlose Kinderbetreuung angeboten.
Weitere Informationen erhalten Sie hier:
Hintergrund:
Das „Netzwerk W“ ist eine Initiative des Landes NRW und wird für den Aufbau regionaler Netzwerke zur Unterstützung der Berufsrückkehr gefördert. Im Kreis Paderborn wurde es im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Gleichstellungs-, arbeitsmarkt- und bildungspolitische Akteurinnen und Akteure sind darin zusammengeschlossen, um gemeinsam die Interessen der Berufsrückkehrerinnen zu unterstützen und eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit von Müttern zu fördern. Dies betrifft klassische Berufsrückkehrerinnen und geringfügig erwerbstätige Mütter - darunter Alleinerziehende und Frauen ohne Berufsabschluss.
Bisher wurden vom „Netzwerk W“ im Kreis Paderborn ein „Wegweiser für den beruflichen Wiedereinstieg" erstellt und verschiedene Veranstaltungen zum Thema „Wiedereinstieg nach Familienphase“ und „Minijob“ durchgeführt.
Die aktuellen Mitglieder des „Netzwerk W“ im Kreis Paderborn sind:
Die Netzwerkpartnerinnen von links:
Ulrike Schauerte, Agentur für Arbeit Paderborn | Simone Böhmer, Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Paderborn | Rita Fust, SBH West Paderborn GmbH – Projektträgerin | Ulrike Rhode, Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe | Claudia Schäfer, Kreis Paderborn, Servicestelle Wirtschaft | Dr. Angela Siebert, Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL | Rita Köllner, Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Paderborn | Nicole Jucks, Jobcenter Kreis Paderborn
Es fehlt: Susanne Wunderlich, IHK Ostwestfalen Zweigstelle Paderborn + Höxter
Bildrechte: Ulrike Sander, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Kreis Paderborn
Der Anteil an Beschäftigten, die Familienarbeit und Beruf vereinbaren, nimmt beständig zu. Kinderbetreuung wie die Begleitung und Pflege von Älteren und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen, wird überwiegend von Frauen übernommen - oft zusätzlich zu ihrer Berufstätigkeit. Besonders familienfreundliche Unternehmen stellen sich der Aufgabe, auch ihre weiblichen Fach- und Führungskräfte in Zeiten der Familienarbeit zu unterstützen und als Mitarbeiterinnen zu halten.
Oliver Vorwick, Geschäftsführender Gesellschafter der neam IT Services GmbH, stellte seine Unternehmensphilosophie vor: „Jede/r lebe ein anderes Leben. Also müsse es so viele Arbeitsmodelle wie Leute geben.“ Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Arbeitsorte sind Möglichkeiten, Beschäftigte gerade in der Familiengründungsphase im Unternehmen zu halten. Wenn Belastungen in der Familie auftreten, brauchten Beschäftigte die Möglichkeit, ihre Angelegenheiten zu regeln. Arbeitszeitkonten seien eine Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit flexibel zu gestalten und für die Familie verlässlich dazu sein. Das setzt beiderseitiges Vertrauen voraus. Die Wahl des Home Offices als Arbeitsort ist eine Unterstützung, die eher zeitlich befristet vorteilhaft sein kann. Der Betrieb sei nämlich auch ein sozialer Ort, an dem sich Beschäftigte treffen, austauschen und aktiv die Unternehmenskultur mit gestalten. Und „Benefits wie frisches Obst oder Fitnessräume kann ich nun mal nicht in die Familie tragen“, sagt Oliver Vorwick mit einem Augenzwinkern.
Kai Rosetti von der Prospektiv Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen mbH erläuterte, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sich in den letzten Jahren auf Kinderbetreuung konzentriert habe. Pflege sei zum Teil noch ein Tabuthema. „Dabei haben wir heute bereits mehr Pflegebedürftige als Kinder unter drei Jahren“, bekräftigte Kai Rosetti. Pflegende Frauen reduzierten wegen der Pflege eher ihre Wochenarbeitszeit. Pflegende Männer hingegen zögen sich bei stärkerer Belastung ganz vom Arbeitsmarkt zurück. Aus seiner Sicht seien Unternehmen die Rechtsansprüche ihrer Beschäftigten auf kurz- und langfristige Freistellung, Teilzeit, Kündigungsschutz und Pflegeunterstützungsgeld nicht ausreichend bekannt. Eine pflegesensible Arbeitszeitgestaltung, die beispielsweise Arbeitsunterbrechungen im Arbeitsalltag, verlängerte „Mittagspausen“ für Kurzpflege, mobile Arbeitsformen oder ergebnisorientiertes Arbeiten statt Anwesenheitskultur berücksichtige, helfe beiden, Beschäftigten und Unternehmen. Eine in der Praxis erprobte Idee sei auch, Vertrauenspersonen im Unternehmen zum betrieblichen Pflegelotsen auszubilden.
Professor Dr. Hermann-Josef Kruse und Eva Trompetter von der FH Bielefeld betonten, dass die Personalplanung frühzeitig und flexibel auf die verschiedenen Lebensphasen der Pflegenden eingehen müsse, um sie langfristig binden bzw. ihre Arbeitsfähigkeit bis zum Rentenalter zu erhalten. Sie stellten das so genannte FiliP-Modell (Flexible intelligente Pflegepersonal-Planung) vor, das dabei helfen kann, Arbeitszeit- und Schichtmodelle gerade in der Krankenhauspflege abzubilden und besser auf die Bedürfnisse von Beschäftigen einzugehen. In Befragungen der Beschäftigten wurden lebensphasenabhängige und individuelle Bedürfnisse ermittelt, die die Personaleinsatzplanung anspruchsvoll machen. Zusätzlich konnten Daten aus drei vorangegangenen Jahren zu Krankheitsausfällen, Urlaubsplanungsverhalten, Überstundenanfall und Personalentwicklungszeiten hinzugezogen werden. Auf Basis dieser Daten entstand das FiliP-Tool, welches in Kooperation der Fachbereiche Pflege und Gesundheit sowie Ingenieurwissenschaften und Mathematik mit drei Kliniken der Region (Franziskus Hospital Bielefeld, Klinikum Gütersloh, Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn) entstanden ist.
Dr. Angela Siebert (Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, 1.v.l.) | Claudia Schäfer (stellv. Leiterin Servicestelle Wirtschaft Kreis Paderborn, 5.v.r.) | Simone Böhmer (Gleichstellungsbeauftragte Kreis Paderborn, 8.v.r.) | Oliver Vorwick (neam IT Services GmbH, 2.v.l.) | Kai Rosetti (Prospektiv - Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen mbH, 7.v.r.) | Eva Trompetter (FH Bielefeld - Fachbereiche Pflege und Gesundheit, 4.v.r.) | Prof. Dr. Hermann-Josef Kruse (FH Bielefeld - Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, 3.v.r.)
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