Online-Veranstaltung „Netzwerken und Erfahrungsaustausch für Gründerinnen mit Vorstellung des Big Sister Mentoring Programms“
Zu unserer Online-Veranstaltung am 5. August 2020, fanden sich insgesamt 10 interessierte Gründerinnen und Jungunternehmerinnen zusammen. Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL moderierte die Veranstaltung und stellte das Gründungsprojekt vor. Hierbei erläuterte sie im Besonderen das Big Sister Mentoring Programm und dessen Vorteile für die Gründerinnen. Als Mentee erhält die Gründerin exklusive Begleitung in Form eines Erfahrungsaustauschs während der ersten Phase der Gründung. Dabei ist die Big Sister eine erfahrene Unternehmerin, die als feste Ansprechpartnerin nach individueller Absprache zur Verfügung steht. Die Teilnahme an einem Mentoring kann ein wichtiger Schritt zum Erfolg sein.
Im Anschluss stellten sich die „Big Sisters“, Nadja Giebel und Jessica Thamm den Teilnehmerinnen vor.
Nadja Giebel - Inhaberin von „button-me“, gründete Ihr Unternehmen in der IT- und Kommunikationsbranche im Jahr 2017. „Button-me“ ist eine Art Messenger-Gerät, welches durch das Drücken eines Knopfes, eine vorher festgelegte Standardnachricht an einen bestimmten Empfänger sendet. Seit November 2019 betreibt sie das Unternehmen im Vollerwerb. Ursprünglich war die studierte Germanistin als freiberufliche Online-Texterin tätig und hat keine technische Ausbildung. Die Geschäftsfrau legt viel Wert auf die Erstellung eines eingängigen Corporate Designs gerade zu Beginn der Gründung und hat viel Zeit und Energie in ihren Businessplan gesteckt. Dieser ist laut Nadja Giebel gerade bei besonders komplexen oder finanzierungsintensiven Gründungen notwendig, um den Überblick zu behalten und ggf. Geldgeber nachhaltig über das Unternehmen zu informieren.
Dass die Herangehensweisen an eine Gründung sehr unterschiedlich sein können, verdeutlichte der Kontrast zu Jessica Thamm. Sie gründete im Alter von 25 Jahren die „Natives GmbH“- eine Sprachagentur mit Sitz in Bielefeld und Berlin. Die Gründung erfolgte „plötzlich“ im Jahr 2004, ohne Planung und Auseinandersetzung mit der Bedeutung einer Selbständigkeit, denn ihr damaliger Arbeitgeber war von heute auf morgen, mitten in einem Projekt, verschwunden. Um aber nahtlos weiter ein Einkommen zu generieren, übernahm die mutige Unternehmerin die nun ohne Leistungen zurück gelassenen Kundinnen und Kunden des ehemaligen Arbeitgebers. Weder einen Businessplan, noch einen Plan B hatte die damalige Gründerin in der Tasche. Und schwanger wurde sie auch noch. Heute ist sie seit 16 Jahren erfolgreich selbständig und hat es gemeistert eine tragfähige Existenz aufzubauen.
Die Einblicke in die Gründungsgeschichten und die Erfahrungen, die die beiden Unternehmerinnen gemacht haben, gaben einen Vorgeschmack auf den nützlichen Austausch im Big Sister Mentoring Programm. Auch die anschließend von Frau Lütke-Börding moderierte Gesprächsrunde war sehr lebendig und interessant. Falls Sie, als Gründerin, Interesse an dem Big Sister Mentoring Programm haben und gerne in einen Austausch mit einer unserer insgesamt acht Big Sisters kommen möchten, dann melden Sie sich bitte bei Frau Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL: a.luetke-boerdingnoSpam@ostwestfalen-lippe.de.
Familienfreundliche Unternehmen im Kreis Paderborn tauschten sich am Mittwoch, 29. Juli 2020 unter dem Appell "Vereinbarkeit von Beruf- und Familienarbeit - Flexibilität gefordert!" erstmals online zu aktuellen Themen aus. Ein Jahr nach der Verleihung des Siegels „Familienfreundliches Unternehmen Kreis Paderborn 2019“ waren die Unternehmensvertretungen sehr daran interessiert, familienfreundliche Maßnahmen zu besprechen und Umsetzungserfahrungen kennen zu lernen.
Einen umfassenden Einblick in ihre Unternehmenspraxis mit vielen interessanten Entwicklungen ermöglichten Frau Ricarda Witte, Personalverantwortliche bei der CONTA-CLIP Verbindungstechnik GmbH und Herr René Prahl, Geschäftsführer der reisewitz OHG. So unterschiedlich die Unternehmen und deren Herausforderungen sind, so einig sind sich Ricarda Witte und René Prahl in der Schlussfolgerung: Der Lock-Down hat den Blick auf familienfreundliche Maßnahmen verschärft.
Die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort ist weitestgehend für alle Büroarbeitsplätze möglich. Nach der Auszeichnung testeten sowohl die CONTA-CLIP GmbH als auch die reisewitz OHG Arbeitsmöglichkeiten im Home Office. Diese Erfahrungen erleichterten den Übergang in eine mobile Arbeitsfähigkeit, als die Ausgangsbeschränkungen deutschlandweit eingerichtet wurden.
Eine Umfrage der Geschäftsführung unter allen Mitarbeitenden der reisewitz OHG sammelte die Eindrücke und Wünsche aus der Zeit des Lock-Down ein. Der Wunsch nach 1-2 Tagen Home Office lag bei über 90 % der überwiegend jungen Belegschaft. René Prahl berichtete, dass auf Basis dieser Umfrage neue Rahmenbedingungen für Arbeitszeit bzw. Arbeitsort für das gesamte Unternehmen vereinbart wurden. Zudem sei in der Zeit der 100%igen Home Office-Arbeit eine große Bereitschaft entstanden, auch in Zukunft abwesende Mitarbeitende z.B. in Eltern- oder Pflegezeit durch Online-Zuschaltung in Meetings einzubinden.
Während in einem jungen Dienstleistungsunternehmen eher Maßnahmen rund um die Themen Familiengründung und Kinderbetreuung bearbeitet werden, steht ein produzierendes Unternehmen mit einer anderen Alters- und Arbeitsstruktur vor vielschichtigen Herausforderungen. Ricarda Witte berichtete, dass die Führungskräfte der CONTA-CLIP Verbindungstechnik GmbH seit Anfang 2020 erste Erfahrungen mit der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort sammelten. Daher war es schnell möglich, im Lock-Down einige Büroarbeitsplätze produktiv ins Home Office zu verlegen.
Eine größere Herausforderung ist und bleibt es, betonte Ricarda Witte, familienfreundliche Maßnahmen für alle übrigen Arbeitsbereiche in produzierenden Unternehmen einzuführen. Die Unternehmensführung ist daher besonders an Anregungen aus dem Kreis der Mitarbeitenden - beispielsweise dem Produktionsbereich - interessiert. Dank der Arbeit eines etablierten Austauschgremiums zu Anliegen und Neuerungen kann CONTA-CLIP auf Hinweise aus der Mitarbeiterschaft zurückgreifen.
So ist die aus der Produktion angeregte Verschiebung des Schichtbeginns um 10 Minuten zu einem erlebten Mehrwert geworden. Der Berufsverkehr im Gewerbegebiet wird jetzt „umfahren“, die Fahrzeiten sind für die Produktionskräfte erheblich reduziert und so bleibt mehr Zeit für die Familie.
Frau Ricarda Witte und Herr René Prahl betonten, wie wichtig der Austausch im Unternehmen für die Akzeptanz aller Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit ist. Neue Ideen und die Erprobung alternativer Regelungen erfordern die Einbindung aller Mitarbeitenden - Offenheit für Vorschläge, Machbarkeitsdiskussion von Wünschen sowie Kommunikation über die aktuelle Situation bilden die Grundlage für eine familienfreundliche Unternehmenskultur.
Der Kreis der Teilnehmenden war dankbar für die Vorträge von Frau Witte und Herrn Prahl und sprach sich für die Weiterführung des Erfahrungsaustauschs im Kreis der ausgezeichneten Unternehmen aus.
Bedingt durch die derzeitigen, bundesweiten Vorsichtsmaßnahmen findet der Austausch der „Familienfreundlichen Unternehmen Kreis Paderborn“ vorläufig online statt.
Die nächste Veranstaltung Netzwerk-Talk | Online - ausgerichtet vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL in Kooperation mit der Servicestelle Wirtschaft und der Gleichstellungsstelle Kreis Paderborn - wird Ende Oktober angeboten.
Unserer Einladung zum Online-Seminar „Neue Normalität – Chancen und Grenzen familienorientierter Personalpolitik“ folgten Ende Juli 30 Personalverantwortliche und Führungskräfte aus Unternehmen sowie Interessierte aus Institutionen aus fast allen Regionen OstWestfalen-Lippes.
Wie wichtig gute Konzepte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind, hat sich in den letzten Monaten gezeigt, sie aber gleichzeitig einem regelrechten Stresstest unterzogen. Viele Unternehmen und Mitarbeitende wurden teilweise dazu gezwungen, neue Wege zu gehen: Homeoffice/Mobiles Arbeiten, ungewöhnliche Schichtsysteme (auch für Bürobeschäftigte) oder Video-Konferenzen waren und sind aktuell jedoch eher improvisierte Ad-hoc-Lösungen, die den Betrieb halbwegs aufrechterhalten. Sie bergen aber auch ein großes Potenzial, die Arbeitswelt zukunftsfähig zu gestalten und die Digitalisierung als Chance zu nutzen.
Referentin Christiane Flüter-Hoffmann (Senior Researcher, Projektleiterin ‚Betriebliche Personalpolitik‘ | Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.) informierte zunächst über die neuen Formen der Kommunikation und Kooperation und die aktuellen Entwicklungen im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie. Die Einstellung zur Digitalisierung hat sich verbessert; der Nutzen ist stärker erkennbar geworden. Viele Unternehmen werden künftig genauer prüfen, ob Dienstreisen für eine Besprechung notwendig sind, oder ob sie virtuell durchgeführt werden können.
Sie wies kurz auf unterschiedliche Tools hin und fasste die Erfolgsfaktoren der internen Kommunikation – vor allem in virtueller Umgebung – zusammen.
Danach ging Christiane Flüter-Hoffmann auf die zahlreichen Modelle der Arbeitszeitflexibilisierung ein, die aktuell und sehr wahrscheinlich auch weiterhin in den Firmen umgesetzt werden. Dazu zählen in erster Linie Mobiles Arbeiten oder Homeoffice – häufig in Kombination mit Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Ausweitung der Rahmenarbeitszeiten oder ganz individuell vereinbarten Arbeitszeiten.
Besonderes Interesse bei den Teilnehmenden herrschte bei den Gestaltungsbereichen einer flexiblen, familienbewussten und ergonomischen Schichtplangestaltung. In der aktuellen Situation wird in vielen Firmen nach wie vor in strikt getrennten Schicht-Teams – teilweise auch im Büro – gearbeitet, um den Betrieb im Fall einer Infektion aufrecht erhalten zu können.
Ein besonderer Fokus lag darauf, welche Bedeutung familienorientierte Personalpolitik in diesen Zeiten für weibliche Fach- und Führungskräfte hat. Der coronabedingte Digitalisierungsschub könnte für viele weibliche Fach- und Führungskräfte eine bessere Vereinbarkeit mit sich bringen. Die Akzeptanz für das Homeoffice ist gewachsen und gute Erfahrungen damit können dazu führen, dass bisherige Schwächen dieser Arbeitsform abgemildert werden. Die Anzahl der Geschäftsreisen könnte sich verringern, weil sie durch Videokonferenzen ersetzt werden. Referentin Flüter-Hoffmann macht in diesem Zusammenhang aber auch auf die Gefahr aufmerksam: „Teilzeit und Homeoffice können die Sichtbarkeit und Wahrnehmbarkeit der Leistungen und des Erfolgs möglicherweise verringern. Daher ist es umso wichtiger, Ergebnisse und Erfolge zu kommunizieren und nicht immer nur hoffen, dass es schon auffallen wird, wie gut die Arbeit ist.“
Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Einschätzungen, aber auch Fragen im Chat zu veröffentlichen. Frau Flüter-Hoffmann ging am Ende jedes Themenblocks auf die Beiträge ein und beantwortete offene Fragen.
Das Webinar wurde moderiert von der für den Kreis Herford zuständigen Kollegin Meike Stühmeyer-Freese.
v. l.: Christiane Flüter-Hoffmann | Projektleiterin ‚Betriebliche Personalpolitik‘| Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. und Meike Stühmeyer-Freese | Kompetenzzentrum Frau und Beruf | OWL GmbH
Bildrechte: OWL GmbH
Am Mittwoch, den 15. Juli fanden sich neun Gründerinnen und Jungunternehmerinnen zum GründerinnenSeminar „Kaltakquise – Erfolgreich telefonieren wie ein Profi“ zusammen. Michael Seggewiß, Geschäftsführer der Interkommunalen Wirtschaftsförderung im Kreis Herford, begrüßte gemeinsam mit Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, die Teilnehmerinnen. Im Anschluss gab der Referent Sebastian Kühnemund wertvolle Tipps für die oft gefürchtete Kaltakquise am Telefon.
Bevor zum Telefonhörer gegriffen wird, ist laut Referent eine gründliche Vorbereitung nötig. Hierzu dient ein sogenannter Telefonleitfaden. Dieser besteht aus vier aufeinander aufbauenden Säulen. Dazu gehört die richtige Gesprächseröffnung, das Wecken von Interesse, das Wecken des Wunsches nach mehr Informationen und die Vereinbarung eines weiteren Termins. Gründerinnen sollten sich hierzu bereits im Vorfeld wichtige Angebotsinformationen notieren oder ihren Elevator Pitch nutzen, um einen roten Faden für das Gespräch zu haben.
Um das Gespräch erfolgreich durchführen zu können, ist es unabdingbar sich im Vorfeld ein Ziel für das Telefonat zu setzen, erklärt Sebastian Kühnemund weiter. Das Ziel kann z.B. sein, einen persönlichen Termin zu vereinbaren oder eine Emailadresse zur weiteren Kommunikation zu erhalten. Erfolgreiche Kaltakquise am Telefon bedeutet aber auch, sich nicht von Absagen entmutigen zu lassen. Die Erfolgsformel der Kaltakquise lautet: „Wenn 2 von 10 Telefonaten zum gewünschten Ziel führen, dann betreibt man bereits erfolgreiche Kaltakquise.“ Um ein solch gutes Ergebnis zu erzielen gab der Referent den Gründerinnen wertvolle Tipps.
So sollte ein Akquise-Telefonat mit einer guten, inneren Einstellung begonnen werden. Hierzu sollte man sich in einer motivierten und engagierten, sowie geduldigen, zuversichtlichen und selbstbewussten Stimmung befinden. Denn die Stimme transportiert die eigene Verfassung über das Telefon und wirkt so fördernd oder bremsend auf den Ausgang des Telefonats.
Auch eine gründliche Vorbereitung ist nötig. Hierzu können mögliche Fragen und geeignete Antworten im Vorfeld notiert werden. Außerdem ist es hilfreich sich das Gegenüber zu visualisieren. (z.B. durch die vorherige Recherche von Profilen auf Xing oder anderen Netzwerken)
Ebenfalls wichtig ist ein angemessenes Tempo beim Sprechen einzuhalten, sowie eine angenehme Lautstärke und Tonlage. Ein Lächeln wirkt sich ebenfalls positiv auf den Verlauf aus. Es kann vorkommen, dass das Gegenüber aber gerade tatsächlich keine Zeit oder Muße für ein Telefonat hat. In diesem Fall sollte dies ohne Einwände akzeptiert werden und um einen erneuten Termin gebeten werden. Aktives Zuhören rundet ein gekonntes Akquise-Telefonat ab. Dabei bedeutet Aktives Zuhören vor allem den anderen nicht zu unterbrechen und wichtige Aussagen ggf. zu wiederholen. Selbstverständlich müssen auch Hintergrundgeräusche und Störungen bestmöglich vermieden werden.
Trotz bester Vorbereitung kann es sein, dass es an manchen Tagen trotzdem nicht funktioniert mit der erfolgreichen Telefonakquise. In einem solchen Fall rät der Referent, sich mit Kollegen und Kolleginnen auszutauschen oder sich neue Impulse zu suchen. Das Online-Seminar gab einen solchen Impuls und die Gründerinnen fühlen sich gewappnet die telefonische Kaltakquise mit realistischen Erwartungen, zielgerichtet und erfolgreich anzugehen.
„Die beste berufliche Entscheidung meines Lebens.“ So beschreibt die 46 jährige Friseurmeisterin Nicole Gronemeyer die Übernahme ihres ehemaligen Ausbildungsbetriebs am 1. Januar 2017. Der Weg dorthin gleicht einem Wettlauf mit der Zeit.
Nachdem die Friseurin neun Jahre lang in ihrem Ausbildungsbetrieb in Lage arbeitete, wechselte sie von 2011 bis 2014 in einen anderen Salon. Dort wollte sie weitere Berufserfahrung und neue Eindrücke sammeln. 2014 holte ihre ehemalige Ausbilderin die zweifache Mutter Nicole Gronemeyer jedoch wieder zurück in ihren Salon. Sie war erkrankt und wollte für eine gute Nachfolge sorgen. Nicole Gronemeyer war ihre erste Wahl. „Meine ehemalige Chefin, die Vorbesitzerin meines heutigen Salons, und ich, hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander.“ erklärt sie das gegenseitige Vertrauen. Ein Grund, weshalb die Nachfolgerin sich für den Schritt zur Übernahme des Salons entschied.
Nicole Gronemeyer musste allerdings erst noch ihre Meisterschule beenden, um überhaupt die Berechtigung zur Übernahme des Salons zu erhalten. Neben ihrer Vollzeittätigkeit und der Versorgung ihrer beiden Kinder, besuchte die belastbare Friseurin und alleinerziehende Mutter also auch noch die Meisterschule. „Ich wollte mich schon länger selbständig machen, aber erst kamen die Kinder. Da sich nun aber eine einmalige Gelegenheit bot, setzte ich alles daran, die Chance auch wahrnehmen zu können.“ erzählt sie.
Im Juni 2015 verstarb ihre ehemalige Ausbilderin und Inhaberin des zu übergebenden Salons. Die Erben drängten jedoch darauf, dass Nicole Gronemeyer den Salon samt Immobilie zum 1. Januar 2017 übernehmen sollte. „Meine größte Sorge dabei war, ob ich die Meisterprüfung noch vor dem Zeitpunkt der gewünschten Übernahme schaffen würde.“ erinnert sich die Friseurmeisterin.
So legte sie Nachtschichten ein, nahm Nachhilfe und konnte ihre Meisterprüfung dann sogar vorziehen. „Das war alles „just in time“.“ berichtet sie. „Ich nahm bereits Anfang 2016 Kontakt zur Handwerkskammer auf. Sie halfen mir bei der Konzepterstellung und bei der Beantragung von Krediten und Förderungen.“ berichtet sie. Trotzdem ein Kraftakt, den die alleinerziehende Mutter mit Bravour meisterte. Und was sie mit „just in time“ meint, erklärt die Chronologie der Ereignisse: Im Oktober 2016 erhielt sie die Finanzierungszusage der Sparkasse, am 12. Dezember 2016 legte sie erfolgreich ihre Meisterprüfung ab, am 28. Dezember 2016 unterschrieb sie den Kaufvertrag für die Immobilie und am 1. Januar 2017 übernahm sie schließlich offiziell den Salon.
Bei all diesen Herausforderungen nahm sie Unterstützungsleistungen von der Betriebsberatung der Handwerkskammer, einer Arbeitsrechtlerin und einem Steuerberater in Anspruch. „Ich habe mich so sehr gut vorbereitet gefühlt.“ erklärt sie. Die Übernahme ging schlussendlich reibungslos vonstatten und für Nicole Gronemeyer war es „die beste berufliche Entscheidung“ ihres Lebens. „Ich bereue das keine Minute.“ bekräftigt die selbständige Friseurmeisterin.
„Ich freue mich, dass ich als Inhaberin all meine Ideen umsetzen und meine Kreativität frei ausleben kann. “ schildert sie die Freude an ihrer neuen Rolle. „Außerdem sind alle Kunden geblieben. Wir haben sogar 60 % Neukunden bekommen.“, was die Inhaberin neben der Qualität ihrer Angebote, auch auf die Neugestaltung der Räumlichkeiten zurückführt.
Nicole Gronemeyer konnte durch ihren mutigen Schritt alle der damaligen vier Arbeitsplätze erhalten und zusätzlich einen Ausbildungsplatz schaffen. Fortbildungen sind der energiegeladenen Inhaberin noch heute sehr wichtig. „Ich habe mittlerweile die Qualifikation „GOLD“ beim „Calligraphy Cut“ und bilde auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierin aus.“ Und „Gold“- das hätte sie auch so verdient, für ihren meisterlichen Wettlauf um die Nachfolge.
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Hier gelangen Sie zur Homepage des Salons von Nicole Gronemeyer.
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
„Um mich zu verwirklichen, musste ich mich selbständig machen.“ Mit sechzehn Jahren startete die heute 29 jährige Stefanie Dowe in die 3-jährige Ausbildung zur Augenoptikerin in einem traditionsreichen Fachgeschäft in Herford. Den Bezug zum Augenoptikerberuf bekam sie schon sehr früh, da ihre Mutter mit ihr seit dem Kindergartenalter zum Optiker ging.
„Um nicht länger die Auszubildende im Betrieb zu bleiben“ erklärt sie, wechselte sie nach ihrer Ausbildung zu einem anderen traditionellen Optikerfachgeschäft in Bünde. „Dort konnte ich mich nicht gut ins Team integrieren und ich klopfte nach ein paar Monaten bei meinem Ausbildungsbetrieb an die Tür.“ erzählt die heutige Augenoptikermeisterin und Geschäftsführerin von zwei Optikerfachgeschäften. Das Optikerfachgeschäft hatte allerdings nur eine Halbtagsstelle frei, die sie trotzdem annahm. Da sie aber schon recht früh auf eigenen Beinen stand, reichte eine Halbtagsstelle nicht aus und sie arbeitete nebenbei als 450€ Kraft an der Kasse eines Lebensmittelhändlers. Nach anderthalb Jahren konnte sie dann endlich bei ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb auf Vollzeit aufstocken. Den 450€ Job behielt die geschäftstüchtige Optikerin aber noch weitere vier Monate lang.
Ein paar Jahre später begann die zu dem Zeitpunkt 24 Jahre alte Stefanie Dowe, dann ihre Meisterausbildung in Teilzeit. „In dieser Ausbildung erlernte ich so viel mehr und erweiterte meinen Horizont, was alles möglich war. Ich war motiviert, wollte dieses Wissen anwenden und umzusetzen.“ erinnert sie sich noch lebendig. „Ich kam dann zu dem Entschluss, um mich zu verwirklichen, musste ich mich selbstständig machen.“
Stefanie Dowe begann im Internet zu recherchieren und schlug in Fachzeitschriften nach, um herauszufinden, ob im Umkreis Augenoptikerfachgeschäfte zu verkaufen wären. Doch erst auf der Internetseite der Augenoptikerinnung wurde sie fündig. Sie nahm dann Kontakt zu einer Unternehmensberatung auf. „Von dem Tag an ging alles ziemlich schnell.“ sagt sie. Sie fühlte sich dort in guten Händen und hatte immer einen Ansprechpartner an ihrer Seite. Die Innung teilte ihr mit, welche Geschäfte damals zum Verkauf standen.
Im nächsten Schritt musste die Optikermeisterin sich die zum Verkauf stehenden Geschäfte ansehen und sich entscheiden welches Geschäft sie künftig ihr Eigen nennen wollte. Nachdem sie ein Geschäft fand, dass ihr zusagte, lernte sie im nächsten Schritt die damalige Inhaberin kennen. „Ich versuchte dann alles über das Geschäft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Erfahrung zu bringen.“ erzählt sie. Und die Informationen überzeugten Stefanie Dowe. Also begann sie, sich über die Finanzierung und mögliche Fördermittel zu informieren. „Ich wandte mich an die Außenstelle der Betriebsberatung der Handwerkskammer in Detmold, um die Meistergründungsprämie zu beantragen und ging zu der Bank meines Vertrauens.“ beschreibt sie die nötigen Schritte zur Finanzierung ihres Traums vom eigenen Optikergeschäft. Mit dieser Hilfe konnte sie die Geschäftsübernahme schließlich umsetzen.
Anderthalb Jahre nach Stefanie Dowes Meisterausbildung war es dann soweit. Sie war Geschäftsführerin von „Stärker Sehen“ in Bad Salzuflen und im Kalletal. „Am 01.08.2018 begann für mich somit eine neue Aufgabe.“ berichtet sie nicht ohne Stolz. „Von der Idee bis zur Übernahme dauerte es nur acht Monate, was rückwirkend betrachtet ein Schnelldurchlauf gewesen ist.“ konstatiert sie. Heute würde sie sich etwas mehr Zeit nehmen. Doch durch den Rückhalt von Familie und Freunden hatte sie trotz des Schnelldurchlaufs keine Sorgen: „Ich wusste von Anfang an, wenn ich es möchte ist alles möglich“. Die heutige Inhaberin fühlte sich durch die genannten Anlaufstellen im gesamten Übernahmeprozess gut vorbereitet und beraten.
Auch heute ist Stefanie Dowe noch immer hoch motiviert, sich und ihr Geschäft weiter zu entwickeln. „Ich möchte noch mehr verwirklichen. Es ist noch lange nicht alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Ich möchte mit meinem 5-köpfigen, großartigen Team immer weiter wachsen. Wir haben schon unsere neuen Ziele definiert und planen die Umsetzung.“ Worte einer außergewöhnlich engagierten Unternehmerin.
Rückblickend war die Übernahme und der damit verbundene Schritt in die Selbständigkeit laut Stefanie Dowe die beste Entscheidung. „Ich habe jetzt die Freiheiten, die ich vorher vermisst habe und den Rückhalt, den ich brauche.“ erklärt sie. Die Freiheit, das ist das Schönste für die ambitionierte Unternehmerin. Dabei geniesst die Optikermeisterin auch die Beratung und den Bezug zu den Menschen im Ort.
Stefanie Dowe empfiehlt anderen Frauen, die sich vorstellen können ein Geschäft zu übernehmen, die Hilfe von den Kammern, Steuerberatern, Freunden, und Familie anzunehmen und sich einen Unternehmensberater zu suchen. Und sie hält noch einen besonderen Tipp parat: „Versucht vieles gelassen zu sehen, denn alles andere bringt euch nicht immer weiter. Hört auf das was ihr wollt und glaubt daran, dann kann man alles schaffen.“
Für Stefanie Dowe ist ihr Traum in Erfüllung gegangen. „Ich bin viel motivierter und glücklicher.“ resümiert sie und ist dadurch auch ein motivierendes Beispiel für andere Frauen – denn erfolgreiche Nachfolge ist weiblich!
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
„Man weiß nie was die Zukunft bringt.“ Vor rund zwanzig Jahren übernahm die zweifache Mutter und Druckformherstellermeisterin Inken Beckmann die traditionsreiche Druckerei Matz in Bielefeld. Sie hatte hier zuvor bereits 10 Jahre lang in dem von ihrer Mutter geführten Familienbetrieb als Betriebsleiterin gearbeitet. „Es war eine fließende Übernahme“ schildert sie den Ablauf der Übernahme. Auf dem Weg dorthin hat sie sich nicht nur von der Handwerkskammer als „neutraler Instanz“, wie sie sagt, gut beraten gefühlt. Auch die damalige Steuerberaterin ihrer Mutter, sowie die Steuerberaterin von Inken Beckmann selbst, begleiteten den Prozess optimal. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten im Übernahmeprozess funktionierte reibungslos.
Die Übernahme ließ sich von der Idee an, innerhalb eines Jahres realisieren. Im Jahr 2001 übernahm die Meisterin den Handwerksbetrieb schließlich, als ihre Mutter in den Ruhestand ging. Dabei machte sie sich damals trotzdem Sorgen, vor allem um die finanziellen Aspekte: „Mein Mann und ich hatten kurz zuvor erst ein Haus gekauft, dann stand die Firmenübernahme an und ich wurde schwanger.“ erinnert sie sich. Doch sie erhielt große Unterstützung von ihrer Familie und auch die vertrauensvolle Beziehung zu ihrer Steuerberaterin machte ihr Mut. So fühlte Inken Beckmann sich gut gerüstet, um Selbständigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen.
Nun führt sie den Familienbetrieb bereits seit 2001 mit großem Erfolg fort. Die Druckformherstellermeisterin findet dabei viel Motivation in ihrer Arbeit selbst. „Ich bin angetrieben vom Handwerk an sich, der Faszination von Druck und Papier, der kreativen Möglichkeiten. Ich liebe es Papier zu fühlen, zu sehen und den Druck zu riechen.“ Beschreibt sie einprägsam ihren Berufsalltag, der für sie auch Leidenschaft ist.
Als eingetragene Kauffrau beschäftigt Inken Beckmann drei Angestellte. Gemeinsam sorgen sie und ihr Team für die erfolgreiche Umsetzung von Ideen und für eine gute Zusammenarbeit mit der Kundschaft. Inken Beckmann führt die traditionsreiche Druckerei sehr erfolgreich, wie die lange Etablierung am Markt zeigt. Dabei setzt die erfahrene Handwerkerin vor allem auf Vertrauen: „Eine Übernahme oder der Schritt in die Selbständigkeit erfordert Vertrauen in die eigene Leistung, aber auch in das Urteil von Menschen, die hinter einem stehen.“ erklärt sie. Dieses Vertrauen ist ihr über die Jahre geblieben.
Die erfahrene Handwerksmeisterin rät angehenden Nachfolgerinnen, sich im Vorfeld gründlich beraten zu lassen und ruhig mehrere Meinungen einzuholen.
Für Inken Beckmann war es vor rund 20 Jahren die richtige Entscheidung den Betrieb zu übernehmen. „Allerdings war die rasante digitale Entwicklung in dem Maße noch nicht vorhersehbar. Man weiß nie was die Zukunft bringt.“ Und trotzdem bleibt sie am Markt bestehen, nicht nur wegen ihrer kreativen Ideen und Lösungen für Ihre Kundinnen und Kunden, sondern ganz sicher auch wegen der Begeisterung, die sie für ihr Handwerk bis heute aufbringt. Eine langandauernde Erfolgsgeschichte weiblicher Nachfolge in Bielefeld.
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL anlässlich des Nationalen Aktionstags zur Unternehmensnachfolge durch Frauen am 21. Juni 2020.
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
„Seit der Übernahme ist das Geschäft „meins“. Zum 01. Januar 2020 übernahm die gelernte Buchhändlerin Silke Speckmann im beschaulichen Halle Westf. die alteingesessene Buchhandlung „Bunselmeyer“ und führt sie seitdem als „Bücher und Geschenke Speckmann“ fort. Fünf Jahre hatte die Mutter von Zwillingen hier bereits gearbeitet und das Unternehmen, die Kolleginnen und die Kundschaft kennen und schätzen gelernt. Dem Einzelhandel ist die erfolgreiche Nachfolgerin seit ihrer Kindheit verbunden, denn bereits als Schülerin arbeitete sie mit Begeisterung im elterlichen Ladengeschäft mit. „Ich mag vor allem den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden und die vielfältigen Beratungsgespräche – das ist mir während des Lock-Downs besonders aufgefallen – ein reiner Bürojob wäre nichts für mich. “
Die Leidenschaft für den Beruf erkannte auch der damalige Inhaber der Buchhandlung und erkundigte sich bei der Angestellten, ob sie sich eine Übernahme des Geschäfts nach seinem Renteneintritt vorstellen könne. So begann die erste Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge für Silke Speckmann, welche sich im April 2019 konkretisierte und sich in Form von Verhandlungen und Gesprächen bis in den Herbst 2019 hineinzog. Für einen Schritt wie diesen, eine optimale Zeitspanne. Die Gründerinnenagentur des Bundes empfiehlt, bereits bis zu einem Jahr vor der Übergabe in die Planungen einzusteigen.
Um sich optimal auf die Übernahme vorzubereiten besuchte Silke Speckmann zudem Seminare. „Um einen Überblick über alle zu bedenkenden Schritte zu erhalten und um mich mit anderen Buchhändlern auszutauschen, die ebenfalls ein Geschäft übernehmen wollten.“ erklärt sie. Auch ihr Mann konnte ihr auf Grund seines beruflichen Hintergrundes bei vielen Fragen helfen. Gemeinsam nahmen die beiden eine Beratung für Existenzgründer und Existenzgründerinnen bei der Pro-Wirtschaft GT wahr und suchten früh den Kontakt zu einem Steuerberater. „Durch all diese Unterstützungsmöglichkeiten habe ich mich gut vorbereitet gefühlt.“ resümiert die heutige Inhaberin. Zudem stand der frühere Geschäftsführer weiterhin mit wichtigen Informationen bzgl. des Geschäfts für die reibungsglose Übernahme zur Verfügung. So fühlte sich die Buchhändlerin, die den Trubel in der von Laufkundschaft geprägten Buchhandlung in der Sparkassenpassage sehr genießt, besonders gut informiert. „Die Übernahme hat sehr gut geklappt, obwohl die Vorbereitungen neben dem Weihnachtsgeschäft im Dezember schon recht anstrengend waren.“ erzählt sie. Doch ihr Planungsgeschick und Organisationstalent kamen ihr während dieser Zeit zugute und tragen noch heute dazu bei, dass sie Selbständigkeit und Familie sicher unter einen Hut bekommt. Und der Erfolg gibt ihr Recht.
Trotz des jungen Bestehens hat Silke Speckmann es bereits durch die Etablierung kreativer Angebote durch die erste Corona-bedingte Krise geschafft. Auch der Rollenwechsel von der Kollegin zur Chefin verlief positiv. Sie konnte alle Angestellten übernehmen und freut sich, sich immer auf ihr Team verlassen zu können. „Natürlich trage ich jetzt mehr Verantwortung und muss Entscheidungen treffen, aber genau das macht mir Spass und ich habe die Entscheidung das Geschäft zu übernehmen- trotz Corona- bis heute nicht bereut.“ fasst sie ihren Weg in die Selbständigkeit zusammen. Die Buchhändlerin hat durch ihre Übernahme nicht nur dazu beigetragen ein beliebtes Geschäft, sondern auch vier Arbeitsplätze im Kreis Gütersloh zu erhalten. Weibliche Nachfolge ist erfolgreich.
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL anlässlich des Nationalen Aktionstags zur Unternehmensnachfolge durch Frauen am 21. Juni 2020.
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
Zu unserer Online-Veranstaltung „Social Media Marketing“ am 19. Juni fanden sich insgesamt 24 interessierte Gründerinnen und Jungunternehmerinnen aus OWL ein. Als Kooperationspartnerin der Veranstaltung begrüßte Frau Rehmann-Decker, Leiterin der Servicestelle Wirtschaft im Kreis Paderborn, die Teilnehmerinnen und machte sie auf das vielfältige Unterstützungsangebot für Gründerinnen im Kreis Paderborn aufmerksam. Moderiert wurde das Seminar von Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL.
Unsere Referentin Michaela Heinze erklärte den Teilnehmerinnen zu Beginn der Veranstaltung was alles unter den Begriff „Social Media“ fällt. Denn hierzu zählen nicht nur die bekannten Plattformen wie Facebook oder Instagram. Sondern auch alle anderen digitalen Möglichkeiten, die Interaktionen z.B. durch Kommentarfunktionen zulassen, wie z.B. Google Maps oder Amazon.
Für Gründerinnen und Jungunternehmerinnen bieten jedoch die bekannten Plattformen wie Facebook, Xing, Instagram oder Youtube die beste Möglichkeit ins Social Media Marketing einzusteigen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass jede Plattform seinen eigenen Regeln folgt. Zudem ist die Wahl der Plattform auch abhängig davon, wieviel Zeit für das Social Media Marketing pro Woche zur Verfügung steht und was und wer dadurch erreicht werden soll.
Um ein effektives Marketing über eine Social Media Plattform realisieren zu können, müssen Unternehmerinnen sich also mit den Gepflogenheiten und Nutzungsmöglichkeiten der verschiedenen Plattformen vertraut machen. Erst dann kann entschieden werden, welche Plattform, den eignen, unternehmerischen Bedürfnissen am besten entspricht. Um dies herauszufinden können sich Gründerinnen laut Referentin im Vorfeld folgende Fragen stellen: Welches Ziel verfolge ich? Wer ist meine Zielgruppe? Und welche Features brauche ich, um mein Produkt oder meine Dienstleistung bestmöglich darzustellen?
Um das Ziel des eigenen Social Media Marketings zu definieren, können laut Michaela Heinze, auch folgende Fragen helfen: Möchte ich über Social Media Kundenakquise betreiben? Möchte ich Werbung schalten oder bin ich vielmehr an Marktforschung interessiert? Ist meine Zielgruppe auch auf der Plattform unterwegs, die ich nutzen möchte? Hierzu muss z.B. die Altersgruppe der Zielgruppe bestimmt werden und mit den Nutzungsstatistiken der gewünschten Plattform abgeglichen werden.
Sobald die Analyse der eigenen Marketing-Ziele getan ist, sollten Gründerinnen eine Plattform zum Einstieg wählen. Im Anschluss ist ein Redaktionsplan empfehlenswert, in dem auch geregelt ist, in welcher Häufigkeit etwas geteilt oder gepostet wird. Hierbei ist laut Referentin vor allem darauf zu achten eine zuverlässige Frequenz von Postings zu bewahren.
Es ist also gründliche Vorarbeit unerlässlich, um eine passende Social-Media-Strategie auszuarbeiten. Das Online-Seminar bot einen guten Überblick und Hilfsmittel für einen gelungen Einstieg.
Kleine und mittelständische Unternehmen, welche knapp 99 % der deutschen Unternehmenslandschaft ausmachen, haben immer mehr Schwierigkeiten ihre Nachfolge sicherzustellen. Eine gesicherte Nachfolge ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland jedoch existenziell. Denn die KMU erwirtschaften 48 % der Umsätze und stellen 58% der Arbeitsplätze in Deutschland (Vgl. bga Nr. 38| 2015). Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn werden bis zum Jahr 2022 rund 150.000 Unternehmen vor der Übergabe stehen. Dies betrifft ca. 2,4 Mio. Arbeitsplätze deutschlandweit. Laut der Plattform www.nexxt-change.org suchen allein in OWL aktuell mindestens 130 Unternehmen eine geeignete Nachfolge. 48 % der Unternehmen haben dabei laut DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2019, Schwierigkeiten ihre Nachfolge zu sichern. Im Ergebnis drohen wertvolle Umsätze und Arbeitsplätze in OWL verloren zu gehen. Laut der bundesweiten Gründerinnenagentur spielen Frauen bei der Übergabe mit einem Anteil mit ca. 20 Prozent allerdings noch eine untergeordnete Rolle. Dabei suchen ein Drittel der Frauen mit Führungserfahrung nach einem Weg in die Selbständigkeit.
Die übergabebereiten Unternehmen werden immer stärker das weibliche Unternehmerinnenpotential ansprechen müssen, um ihre etablierten Wirtschaftsstrukturen auch künftig aufrechterhalten zu können. Und besonders für Managerinnen 50plus mit viel Berufserfahrung und Fachkompetenzen kann eine Nachfolge eine lohnenswerte Alternative zu einer Neugründung sein.
Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL stellt im Rahmen des Gründungsprojektes rund um den Aktionstag und darüber hinaus, erfolgreiche Unternehmensnachfolgerinnen aus OWL vor. Der seit 2008 jährlich stattfindende nationale Aktionstag unter Schirmherrschaft des Ministeriums für Wirtschaft und Energie, soll gründungsinteressierte Frauen und Unternehmen davon überzeugen sich der Unternehmensnachfolge durch Frauen zu öffnen.