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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 19.01.2021

"Nachfolge ist weiblich" im Kreis Gütersloh – eine spontane Übernahme während der Ausbildung

„Irgendwann findet sich der richtige Weg, wenn man es wirklich will.“ Friederike Welpinghus ist Konditormeisterin in familiärer Tradition. Am 01. Januar 2017 übernimmt sie die Konditorei & Bäckerei Welpinghus GmbH in Borgholzhausen von ihrem Vater. „Die Übernahme verlief relativ spontan.“ erzählt sie. Im Juli 2016 begann sie die Ausbildung im eigenen Betrieb und bereits im Januar des Folgejahres übernahm sie die Konditorei. Bis Januar 2018 war Friederike Welpinghus also Auszubildende und Chefin zugleich. Eine herausfordernde Kombination: „Schaffe ich das alles, werde ich von allen Mitarbeitenden „ernst“ genommen?“ Diese Fragen beschäftigten die junge Chefin damals sehr. Aber heute, fast vier Jahre später, hat sich das Verhältnis zu den insgesamt 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch zur Kundschaft positiv entwickelt: „Je länger man es macht, desto „sicherer“ wird man und strahlt es auch aus. Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden hat sich auch verbessert. Auch das braucht seine Zeit, da sie es von meinem Vater anders gewöhnt waren. Mittlerweile sind wir als Team eingespielt.“ verrät sie. Um die kurzfristige Übernahme so gut wie möglich zu vollziehen haben Handwerkskammer und Innung eine Betriebsbewertung im Jahr 2016 vorgenommen. Auch ein Steuerberater und ein Unternehmensberater standen der Familie mit Rat und Tat zur Seite. Die Übernahme verlief dann reibungslos und auf das Grundlegende fühlte sich die neue Inhaberin gut vorbereitet: „Allerdings kann man sich nicht auf alles vorbereiten und dann muss man lernen situationsbedingt zu handeln - quasi learning by doing.“ beschreibt sie den Prozess. Trotzdem ist es genau diese kurzfristige Planung, die die Verwirklichung dieser Übernahme begünstigt hat. „Es war sehr gut, dass die Übernahme nicht zu lange geplant war, da ich es sonst vielleicht nicht gemacht hätte. Dass die Übernahme dann auch tatsächlich so zeitnah vollzogen wurde, war ebenfalls ein Vorteil, denn somit war klar, dass ich die Chefin bin und die Entscheidungen treffe und verantwortlich bin.“ resümiert die Konditormeisterin ihre damalige innere Haltung. Immer neue Motivation findet die junge Chefin zudem in ihrem eigenen Anspruch jeden Tag tolle Produkte herzustellen, welche die Kunden schätzen und gerne mögen.

Rückblickend ist die heutige Inhaberin sehr zufrieden mit der Übernahme: „Ich würde es immer wieder machen, allerdings auch mit der vorherigen Laufbahn, da es mir sehr geholfen hat Erfahrung als Angestellte zu haben und heute auch als Chefin aus diesem Blickwinkel schauen zu können.“ Ihre Erfahrungen aus einer anderen Branche und ihren Quereinstieg sieht sie als Bereicherung an. Zudem betont sie den positiven Effekt der Freiwilligkeit der Übernahme, ohne familiären Zwang, der maßgeblich zu ihrer positiven Grundeinstellung beigetragen hat.

Anderen Frauen, die eine Übernahme anstreben rät sie, sich im Vorfeld bewusst zu machen, dass der Schritt in die Übernahme auch die Aufgabe von Freiheiten und Freizeit mit sich bringt, welche man als Arbeitnehmerin ganz selbstverständlich hätte. „Sich vorher ausreichend zu informieren finde ich sehr wichtig: Sich erkundigen, wie man die Übernahme am geschicktesten für beide Seiten gestaltet und sich bewusst zu machen, dass es innerhalb der Familie zu Generationenkonflikten kommen kann, die einen vielleicht manchmal zweifeln lassen, ob das alles so richtig war.“ Aber trotz möglicher Bedenken ist sich Friederike Welpinghus bei einem ganz sicher: „Irgendwann findet sich der richtige Weg, wenn man es wirklich will und aus Fehlern kann man nur lernen.“

 

Nachfolgeri Welpinghus Portrait2020 1Foto: Friederike Welpinghus